Wer kennt sie nicht, die stets im Überfluss beworbenen Event-Movies der deutschen Privat-Fernsehsender? "Vulkan" ist nun das nächste dieser stets überlangen Katastrophenszenarien, von denen man dank exzessivem Trailerbombardement und minutenlanger Musik-Single-Werbung im Vorfeld praktisch ohnehin schon den kompletten Plot im Voraus gesehen hat. Es lebe der Spoiler! Eine Unsitte der Sender, die mittlerweile fast mehr verärgert als der eigentliche Film. Das nur einmal am Rande...
Nun aber zum Film selbst: Uwe Jansons "Vulkan" gehört insgesamt gesehen sogar zu den besseren Vertretern seiner Zunft. Attraktiv und spannend gestaltet sich die Ausgangssituation eines schweren Vulkanausbruchs in der Eifel. Natürlich ist dies ein fiktives Ereignis, theoretisch denkbar ist es jedoch in der Tat. Auch die Spezialeffekte wissen im Folgenden durchweg zu gefallen und können problemlos mit ähnlich gelagerten, kostspieligeren Filmen aus Amerika mithalten.
Leider suhlt sich "Vulkan" aber auch erwartungsgemäß kräftig in wohl bekannten Genre-Klischees, besonders was Charaktere und Auflösung anbelangt. Wundert aber auch nicht, denn irgendwie musste man ja die 180 Minuten vollbekommen und dem Zuschauer mit aller Gewalt ein versöhnliches Ende präsentieren. Der Krisenstab (incl. quotenschwarzer Kommandantin - ein Novum) darf jubilieren, die Region kommt mit nem blauen Auge davon und der Held... tja sehet selbst. Innovativ ist hier jedenfalls nur die Grundidee, der große Rest kommt mehr oder weniger vom Reißbrett. Wieso haben deutsche Katastrophenfilme stets Angst davor, mal eine richtige Apokalypse aufzuziehen und mit gängigen Mustern zu brechen? Wo bleibt der Mut, mal etwas konsequent durchzuziehen?
Wie sehr würde ich mir Uwe Jansons Film davon abgesehen als radikal auf das Wesentliche zusammengekürzte 90 Minuten-Version wünschen! Hinweg mit der Hälfte aller Charaktere und deren banalen Nebenplots! Mit den technischen Schauwerten des Filmes hatte ich wirklich viel Spass. "Vulkan" liefert tolle, atmosphärische Bilder, punktet bei den Spezialeffekten und erweist sich als reichhaltig wie glaubwürdig ausgestattet. Selbst die Darsteller gehen in Ordnung. Manchen gelingt es sogar, bisweilen recht sympathisch rüberzukommen, so z.B. Held Matthias Koeberlin und überraschenderweise auch Trällerelse Yvonne Catterfeld.
Fazit: Eigentlich ein vor allem technisch gelungener, realistisch aufgezogener Katastrophenfilm, der jedoch wie nahezu alle TV-Zweiteiler dieser Bauart schlicht viel zu lang geraten ist und grundlegende Innovationen vermissen lässt. Dennoch: Ein sehenswertes Event-Movie, bei akuter Zeitdruck einfach den letztlich eher bedeutungslosen Teil 1 weglassen!