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Paul Graynor (Darren Healy) ist ein ganz normaler Mensch und geht seiner Arbeit nach. Wenn man ihn maskulin beschreiben müsste, würde das Urteil etwa so ausfallen: Der schlaksige Paul mit Studenten-Gesicht trägt lange Haare und Brille, dürfte Pazifist sein und ist auch bis jetzt mit seiner gut bürgerlichen Einstellung bequem durch das Leben gekommen. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als er nachts von zwei jugendlichen Kleinkriminellen überfallen wird. Nicht, dass er nur ausgeraubt wird, sondern er wird richtig gepeinigt, und bekommt mit einem Teppichmesser seine Eier abgeschnitten und eine Schnittwunde im Gesicht verpasst, die von der Stirn bis zum Kiefer geht.
Als er im Krankenhaus erwacht, wird Paul klar, dass sein Leben niemals wieder so wird, wie es einmal war (und das liegt nicht an den Hoden). Paul hat danach schwer mit den psychischen Nachwirkungen zu kämpfen, die ihn in den Wahnsinn treiben.

Brendan Muldowney ist mit "Savage" ein eindrucksvolles Psychogramm gelungen das zeigt, wie das Leben eines durchschnittlichen Menschen durch eine Gewalttat ins Wanken kommen kann. Wenn man dem Film etwas vorwerfen kann, ist es die etwas zu lange eingeratene Einführung, in der wir Paul und sein Umfeld kennenlernen dürfen. Spätestens mit dem Überfall dürfte der Zuschauer jedoch wach gerüttelt sein.
Muldowney geht dabei sehr auf die Psyche von Paul ein und wir begleiten ihn zum Psychologen, ins Fitness-Center und sehen, wie sein privates Umfeld mitsamt Freundin den Bach runter geht, da sein Leben nun von den Emotionen aus Angst, Wut und auch später Rache bestimmt ist. Paul kämpft mit allen Mitteln dagegen an wieder zu seinem normalen Leben zurückzufinden.
Dies ist auch noch sehr gemächlich erzählt - als sich Paul jedoch die Haare abrasiert, sich ein Jagdmesser zulegt und Anabolika einnimmt, steigt die Spannung mit jeder Minute an und man kann erahnen, dass diese Geschichte in einer Katastrophe enden wird.

Auch wenn wir beim Überfall nichtmals in der Andeutung sehen, dass Paul seine Hoden abgeschnitten bekommt, dem darf ich sagen, dass es zwei wirklich knüppelharte Szenen zu bestaunen gibt, die sehr schockierend wirken, da man bei einem Drama mit Sicherheit nicht solch drastische Effekte auch nur im Ansatz erwartet.

Auf jeden Fall hat "Savage" eine Nachwirkung und ich kann diesen Film nur jedem ans Herzen legen, der etwas mit ruhigen Dramen anfangen kann. Punktabzug gibt es lediglich dafür, weil mir die Einführung des Charakters zu lange gedauert hat.

8/10


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