Review

Ein Kind im Körper und Leben eines Psychopathen

"Bad Boy Bubby" ist eine berüchtigte und ziemlich eklige italienisch-australische (!) Co-Produktion über einen Mann, der seit über dreißig Jahren bei seiner Mutter lebt und noch nie deren Wohnung verlassen hat. Tierquälerei, Klaustrophobie, sexuelle Perversionen, Inzest, psychische wie körperliche Misshandlungen, Verständigungsprobleme, Lügen über die Außenwelt und geistige Behinderung inklusive. Doch als eines Tages sein überraschter Vater vor der Tür steht, ist es Zeit, dass die Welt den kleinen, bösen Bubby kennenlernt...

Ein Martyrium

Das ist ein Ding, das definitiv gar keine Tabus, zu tiefe Abgründe oder No-Gos kennt. "Bad Boy Bubby" geht immer dahin, wo es weh tut. Er macht überhaupt gar keine Gefangenen. Weder im Film noch im Zuschauerbereich. Hat er gar keinen Bock drauf. Ein Grenzgänger. Ein Schocker. Ein Magenumdreher. Nicht nur wenn man Katzenfreund ist. "Bad Boy Bubby" hat diese schwitzig-australische Aura, die man nur von dort bekommt. Eine sehr elegante Bildsprache trotz aller Dreckigkeit. Unschuld trifft Urin, Naivität trifft Naturgewalt. Klarste Spuren der New Australian Wave. Genauso des amerikanischen Terrorkinos der 70er. Aber er hat ebenso noch genug italienisch-bahnhofskino'artige Einflüsse und Momente. Eine toxisch-geniale Mischung. Ein filmischer Molotowcocktail. Eine filmische Charakterstudie und ein polarisierendes Psychogramm, wie kein anderes bis dahin und seitdem. Danach will man duschen. Danach macht man Atemübungen. Danach geht man am besten erstmal spazieren, um den Kopf frei zu bekommen. Einer der galligeren und bissigeren Filme aus seinem Jahrzehnt, egal von wo auf der Welt. Man muss hingucken, will aber auch weggucken. Die Performances gehen an die Grenzen, der Look ist hochwertig und einen fast schon körperlich angehend und bedrängend, von der seelisch-psychologischen Ebene will ich gar nicht erst anfangen. Primitiv, instinktiv, eindringlich, provokant. Genauso nah an Kunst wie an Schund. Ein Film wie eine Skalpierung in einer Müllfabrik. Immer im Schatten, schon längst im Abgrund. Ohne Hoffnungsschimmer. Nicht mehr zu retten. Wütend, brodelnd, eitrig. Und doch bereit für das Paradies.

Wie ein Hieronymus Bosch gemalt mit Blut und Australian Punk Pie

Fazit: einer der schmutzigsten und verstörenderen Filme aus Australien. Ever. Und da kam schon viel kranker Scheiß her... Absolut unangenehm und fies. Fast schon endzeitlich. Bittere Abrechnung. Und Warnung. Und Faustschlag. In die Eier. Und das höchst intelligent. Absolut stark! 

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