Immigrants – L.A. Dolce Vita
(Sunfilm/Savoy Film)
Auch wenn er mittlerweile sehr rar geworden ist, es gibt ihn immer noch: den klassischen Zeichentrickfilm!
Regisseur Gabor Csupo bewies mit seinem Debüt Brücke nach Terabithia ein unglaubliches Gespür für sensible Zwischentöne, und kreierte so einen sehr feinfühligen, warmen Film für Kinder. Dies gelang ihm mit dem hier vorliegenden Zeichentrickfilm Immigrants – L.A. Dolce Vita leider nicht.
Die Geschichte handelt von zwei Auswanderern, Vlad aus Russland und Joska aus Ungarn, die wie alle anderen hunderttausenden von Auswanderern von einem neuen Leben in den Vereinigten Staaten von Amerika träumen. Angekommen in Los Angeles versuchen die beiden ihren Vorlieben entsprechend, ihr Ziel zu verwirklichen. Der eine lässt es dabei lieber gemütlicher angehen, davon träumend, irgendwann Christina Aguilera zu treffen und für sich zu gewinnen, während der Andere sich für keinen Job zu schade ist. In ihrem Apartmenthaus tummelt sich eine bunte Schar anderer Individuen, wie etwa einem pakistanischen Atomwissenschaftler, der nun Busfahrer ist, dem alten Zuhälter, dem Mexikaner oder der China-Imbiss-Besitzer. Dieser überspitzte, ironische Blick auf den amerikanischen Alltag wird uns aus er Sicht eines faszinierten Osteuropäers geliefert, der sich die Unterstützung von amerikanischen Produzenten sichern konnte, die aktiv an den Simpsons und den Rugrats beteiligt sind. Gerade die letzteren zeichnen sich auch deutlich im kompletten Stil des Filmes ab, denn ähnlich wie die Kinderserie ist auch Immigrants – L.A. Dolce Vita streckenweise sehr grob und knallbunt gezeichnet, und erinnert dabei stark an die Filme von Picha (Schande des Dschungels, Das fehlende Glied) erinnern. Allerdings erreicht Immigrants – L.A. Dolce Vita hier nie die Bissigkeit von Picha oder den großartigen Simpsons. Das ist es eigentlich auch, was man dem Film vorwerfen kann. Er ist ironisch, teils witzig, aber möchte eigentlich keinem auf die Füße treten. Somit fehlt dem gezeigten Humor eindeutig die nötige Schärfe, um den Film hervorzuheben. Dies ist besonders schade, da er eigentlich das Potential für wesentlich mehr gehabt hätte, so jedoch für keine Zielgruppe besonders geeignet scheint. Die Kinder werden viele der Anspielungen nicht verstehen, für Erwachsene wiederum ist die Kritik zu zahm und offensichtlich.
Somit eignet sich Immigrants – L.A. Dolce Vita zwar als gute Unterhaltung (vor Allem in der liebevollen Aufmachung aus dem Hause Sunfilm/ Savoy Film), und ist ein amüsanter Trip in einen bunten Kosmos, wird aber nie die Großen des Zeichentricks von ihrem Thron stoßen.
CFS