Review

Gesamtbesprechung

Auf den Tag genau ein Jahr nach dem grandiosen Ef: A Tale of Memories hat man mit Ef: A Tale of Melodies nochmal einen nachgelegt. Ob das von Anfang an so geplant war ist schwer zu sagen. Das Potential für ein Sequel war nach dem ersten Teil auf jeden Fall vorhanden. So gab es eine Handvoll interessante Figuren, die bei Memories nur am Rande in Erscheinung traten, für den Ausgang des Anime aber trotzdem eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten. Eben diese Charaktere bekommen bei Melodies nun ihre eigene(n) Geschichte(n) spendiert. Der Brückenschlag zum ersten Teil erfolgt sporadisch und unaufdringlich durch das Auftauchen bereits bekannter Figuren. Daher wäre es sicherlich von Vorteil, den ersten Teil bereits gesehen zu haben, da man sonst die "Gast-Stars" nur schwer in Relation zu Melodies' Protagonisten setzen kann, wodurch einiges an Flair verloren gehen könnte. Sofern man Ef als Gesamtwerk erfassen möchte, ist es sowieso unerlässlich, beide Teile zu kennen.

Am Stil hat sich seit Memories nichts geändert. Wieso auch ändern, was gut funktionierte? Von erstklassigen Charakterdesigns- und Animationen über die zahlreichen, traumhaften Backgrounds bis hin zu wildesten, durchaus abstrakten Bildkompositionen, deren Kreativität schier unerschöpflich scheint hat sich A Tale of Melodies die visuellen Stärken seines Vorgängers bewahrt und sogar noch weiter perfektioniert. Auch an einem weiteren, nicht ganz so offensichtlichen Stilmittel hielt man bei Melodies fest: dem massiven Einsatz von "Wiederholungen" in Wort und/oder Bild, wodurch schon bei Memories einige wenige Szenen kreiert wurden (zum Beispiel Miyakos SMS-Orgie), die zweifellos zu den bewegendsten und intensivsten Momenten der Serie gehörten.

Soweit sollte also bis hierhin klar sein: A Tale of Melodies hat den Stil des ersten Teils nahezu 1:1 übernommen. Möchte man beide Teile vergleichen, bleibt als Gradmesser eigentlich nur noch die Qualität der beiden Lovestorys übrig. Diese wurden auch hier so angelegt, dass beide nicht komplett unabhängig von einander betrachtet werden können. In den letzten Folgen wird dann sehr gelungen die entscheidende Verbindung geknüpft.

Die erste Geschichte dreht sich um die bereits aus Memories bekannte, Shôjo-Manga sammelnde Freundin Keis, Mizuki Hayama und ihren Love-Interest Kuze-san, den man als Playboy und Renjis Nachbarn ebenfalls schon aus dem ersten Teil kannte. Die Dramatik wird hier durch Kuzes Krankheit erzeugt, deren letzte Konsequenz ihn dazu animiert, sich von allen persönlichen Beziehungen freundschaftlicher oder amouröser Art loszulösen. Dabei kommt ihm Mizukis Liebesbeichte in die Quere...
Mizukis und Kuzes Part ist meiner Meinung nach die eindeutig schwächere der beiden Lovestorys. Der Umstand, dass sich ein Teenagermädchen in einen doch schon um einige Jahre älteren Kerl verliebt, wird mir hier zu selbstverständlich abgehandelt. Mögliche Probleme, die aus der Verbindung entstehen könnten, werden quasi null thematisiert. Wenig plausibel schien mir auch, wieso Mizuki nicht etwas zurückhaltender agiert, denn, vom Altersunterschied mal abgesehen, wußte sie natürlich auch von Kuzes zahlreichen Frauengeschichten. Letztlich bekommt man die Romanze der beiden einfach mal so ins Gesicht geklatscht, ohne auf die genannten Unstimmigkeiten einzugehen. Deshalb konnte ich diese Geschichte auch nicht guten Gewissens abnicken. Um das ganze aber nochmal zu relativieren: auf welchen Wegen und zu welchem Zeitpunkt die Hauptfiguren dieser Erzählung zueinander finden, ist nicht das Entscheidende. Das Hauptthema, Kuzes Krankheit und wie die beiden Liebenden damit umgehen, steht hier im Vordergrund.

Um einiges interessanter fand ich hingegen Lovestory Nummer zwei. Auch hier spielen wieder bereits bekannte Charaktere die Hauptrolle. Bei A Tale of Memories waren sie diejenigen, die in entscheidenden Situationen immer wieder auftauchten und mehr oder weniger weise Ratschläge erteilten. Es geht um Chihiros Vormund Yû Himura und dieses geheimnisvolle Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren, Yûko Amamiya. Deren Geschichte erstreckt sich über drei Zeitebenen. Angefangen mit der gemeinsamen Zeit als Kinder im Waisenhaus über eine "jüngere Vergangenheit" mit den beiden als Teenagern bis zur Gegenwart in der übrigens auch Kuzes und Mizukis Geschichte spielt. Den mit Abstand größten Storyanteil belegt hierbei die Teenagerzeit der beiden. Man lernt Yûko als nettes und sehr treuherziges Mädchen kennen, das "ihren" Yû-kun seit den gemeinsamen Kindestagen nicht mehr vergessen konnte. Nach einiger Zeit entdeckt Yû allerdings Merkwürdigkeiten in Yûkos Verhalten. Die Szene, als er schließlich erfährt, was mit ihr los ist, gehört sicherlich zum Besten was A Tale of Melodies in Sachen Dramatik zu bieten hat. Hier wird, wie ich weiter oben schon mal kurz bemerkte, auf ein typisches Ef-Stilmittel zurückgegriffen. Die Art und Weise wie hier erzählt wird und vor allem auch der Inhalt dessen, was hier erzählt wird, machen diesen einen Moment
so grausam-intensiv und so intensiv-grausam, dass es einem förmlich den Atem nimmt.

Besondere Erwähnung verdient auch der Soundtrack, der im Vergleich zum Vorgänger für meinen Geschmack noch ein ganzes Stück besser geraten ist. Das sehr gute Opening "Ebullient Future" (Tenmon feat. ELISA) erfährt einige, stets den Verlauf des Anime wiederspiegelnde Variationen und wird wohl zusammen mit dem ersten Ending "Egao no Chikara" (Mai Gotô) auf meiner Playlist landen. Musikalisches Highlight und eine der bewegendsten Szenen von Melodies war für mich allerdings eine Stelle im Anime selbst, bei der das immer wiederkehrende Geigenthema Shûichi Kuzes mit den passenden Lyrics von Yûko und der kleinen Miki "veredelt" wird.

A Tale of Melodies erweist sich als würdiger Nachschlag zu A Tale of Memories. Weil mich im Endeffekt aber nur eine der beiden Lovestorys wirklich überzeugen konnte, muss sich Melodies dann aber doch knapp seinem Vorgänger geschlagen geben. Eine Niederlage auf sehr hohem Niveau. Jeder, der auch nur annähernd etwas für Romance/Drama -Anime übrig hat und überaus kreative Optik zu schätzen weiß, sollte ruhig mal eine Blick riskieren. Diejenigen, die den ersten Teil kennen (und mögen) sowieso.

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