Review

Eben erst erweckten die Wachowski-Brüder den guten alten 80er-Jahre-Ninjafilm mit dem stylishen, augenzwinkernden Splatter-Kracher „Ninja Assassin" zu neuem Leben, da zieht einer der besten Regisseure, die das Actiongenre momentan aufzubieten hat, mit seiner Variante eines Martial-Arts-Krachers über in der Jetztzeit wütende Vertreter der kultigen japanischen Attentäterkaste nach: Isaac Florentine überzeugte zuletzt mit dem allem Zwist in der Postproduction zum Trotz coolen Gipfltreffen der Kampfkunst-Ikonen Jean-Claude Van Damme und Scott Adkins, „The Shepherd - Border Patrol", und ehe er uns mit einer Fortsetzung zu seinem 2006r Knastklopper-Highlight „Undisputed 2" beglücken wird, steht nun erst einmal „Ninja" in den Läden und Videotheken. Mit Stammstar Adkins in der Hauptrolle, der diesmal endlich anstatt des Badguy- den Heldenpart bekam, und aus dem bewährten und von Florentine geschätzten Hause Nu Image liefert der inhaltlich aufs Konto Boaz Davidsons gehende B-Actioner genau das, was man von einem Florentine-Streifen erwartet: Beste Unterhaltung.

Profikiller Masazuka (Tsuyoshi Ihara), einst aus dem Ninja-Dojo verstoßen, nachdem er Mitschüler und Rivale Casey (Scott Adkins) bei einem Trainingskampf mit einem echten Schwert attackiert hatte, taucht nach Jahren wieder auf, um Anspruch auf die Nachfolge seines Senseis anzumelden. Casey und dessen Tochter (Mika Hijii) evakuieren den wertvollsten Schatz des Meisters, auf den der Abtrünnige es abgesehen hat, nach New York. Doch Masazuka heftet sich unverzüglich an ihre Versen und hat zu allem Überfluss Hilfe von einer amerikanischen Verbrecherorganisation, die ihm für zahlreiche zur Zufriedenheit erledigte Aufträge noch etwas schuldig ist...

Die Story, die Nu Image-Veteran Boaz Davidson („American Cyborg") hier verzapft, ist gelinde gesagt arg cheesy, steht auf höchst wackligen Beinen und kann nicht einmal im Ansatz verschleiern, dass sie nicht mehr als ein Notbehelf zur Rechtfertigung einer Aneinanderreihung der Actionszenen darstellt. Die aus konventionellen Versatzstücken zusammengebastelte Geschichte präsentiert sich als extrem simpel, wenig elegant (beispielsweise hätte der Exposition im Dojo eine Erzählung im erprobten Konzept Rückblende gut zu Gesicht gestanden), außerordentlich vorhersehbar und teilweise herzlich unbeholfen: Der Mini-Subplot um die New Yorker Verbrecherorganisation, mit der Masazuka in Kontakt steht, dient einzig und allein der narrativ wacklig entwickelten Möglichkeit, Adkins mehr Henchmen zum Verkloppen zu schicken als es die eigentliche, sich auf den Feldzug eines einzelnen Badguys beschränkende, Story hergeben würde.

Das überzeugt alles in allem ganz und gar nicht, doch die Handlung ist ja auch nicht unbedingt der Grund, weswegen man sich einen Isaac Florentine - Film zu Gemüte führt. So stehen einmal mehr allein die sensationellen Künste von Kampfkoryphäe Scott Adkins im Vordergrund, dessen Einsätze diesmal anstatt J.J.Perry's von Akihiro Noguchi choreografiert wurden, mit dem Florentine in den 90ern bereits für seinen großartigen Sci-Fi-Western „Cold Harvest" zusammengearbeitet hatte. Wenn der Meister loswirbelt, bleibt dem Genrefan wie gewohnt nur beeindrucktes Staunen. Zudem erweitert Florentine im Gegensatz zu reiner Klopperware wie den „Undisputed"-Filmen die Actionpalette um Shootouts, Explosionen und Verfolgungsjagden und bereichert auch die Martial-Arts-Szenen passenderweise um den Einsatz zahlreicher Ninja-Waffen vom Schwert über Wurfsterne bis Nunchakus.
Einhergehend mit der Thematik und der Bewaffnung seiner Protagonisten legt der Regisseur auch erstmals ein Faible für ausufernde CGI-Blutschwälle an den Tag, die in der ersten Hälfte des Streifens allerdings gelegentlich eine spektakuläre Choreografie zugunsten reiner, überzogener Gewaltorgien hinwegzuschwemmen drohen, ehe sich das Verhältnis bis zum großartigen Showdown zunehmend ins rechte Maß einpendelt.

Zusammenfassen lässt sich „Ninja", wen wundert's, als eine neuerliche große Scott Adkins-Show: Mimisch ist der Mann der größte nicht, kämpferisch dafür aber unbestritten. Dass einige Moves 1:1 aus vorigen Kollaborationen des Dreamteams Adkins / Florentine übernommen wurden, stört wenig, da sie sich mittlerweile nahezu als Markenzeichen ihres Stars etabliert haben.

Fazit: Wer furiose Martial-Arts-Action sucht, wird bei Florentine / Adkins wie gewohnt fündig: Wenn auch die Fights im Vergleich zu früheren Werken anfangs etwas schwächeln, ist spätestens ab Hälfte der Laufzeit alles in gewohnter Qualität und Rasanz zu bewundern. Die holprige, käsige Story jedoch, die der mystischen und atmosphärischen Komponente der Ninja-Thematik im übrigen weit weniger abringt als letztes Jahr der „Ninja Assassin" der Wachowskis, sorgt dafür, dass „Ninja" sich nicht an der Spitze der Florentine-Filmografie platzieren kann. Ein großer, mit 80 Minuten Laufzeit überdies äußerst kompakter Spaß für B-Actionfans ist der Streifen aber zweifelsohne.

Details
Ähnliche Filme