In Hollywood sitzen noch echte Romantiker. Es genügt nicht, einen tollen Beruf zu haben, sondern auch der richtige Partner muss her, um wirklich glücklich sein zu können. Deshalb geht es Beth (Kristen Bell) zu Beginn von "When in Rome" auch gar nicht gut, obwohl die junge Kuratorin gerade erst wieder eine erfolgreiche Vernissage am renommierten New Yorker Guggenheim Museum organisiert hat.
Doch was nützt ein Traum-Job, eine topp-eingerichtete Wohnung im Zentrum New Yorks und sehr liebe, vor allem aber deutlich unattraktivere Kollegen, wenn der Ex auch auf der Veranstaltung erscheint ? - Dieser hatte sie vor einem Jahr mit einem Argument abserviert, dass Frau nicht hätte tiefer treffen können. Ihr wäre der Job lieber gewesen, als ihre gemeinsame Beziehung. So eine Aussage raubt einer Frau jede soziale Reputation, weshalb auch ihre kleine Schwester Joan (Alexis Dziena) wenig von dem Ratschlag hält, den erst vor zwei Wochen kennengelernten Mann nicht sofort zu heiraten. Was weiß ihre Schwester schon von großen, überbordenden Gefühlen, die den Job zugunsten des Altars in den Hintergrund drängen ?
Nichts, aber das soll sich bald ändern, denn die Hochzeit findet mitten in Rom statt - "Amore" inclusive. Während Papa Don Johnson, dank ausreichendem Kleingeld, die Traumhochzeit seiner Jüngsten finanziert, hat Beth kaum Zeit dafür, innerhalb ihres überfüllten Terminplans. Ziemlich unvorbereitet tappt sie deshalb in die Veranstaltung und gleich noch in jedes Fettnäpfchen, aber da taucht plötzlich Nick (Josh Duhamel) auf, gut aussehender und charmanter Ex-Sportler, zudem bester Freund und Trauzeuge des Ehemanns ihrer Schwester, und hilft ihr aus der Verlegenheit. Beim späteren gemeinsamen Tanz nähern sich ihre Lippen und es kommt zum ersten Kuss. Jetzt hat es endlich auch Beth richtig erwischt.
Stop! - Hollywood ist zwar sehr romantisch, aber der finanzielle Aspekt spielt natürlich auch noch eine Rolle. Zwar stimmt die grundsätzliche Aussage, aber ein zehnminütiger Kurzfilm brächte nicht mal die Kosten fürs Catering rein. Bevor sich also die Lippen der Beiden berühren können, ruft Beths Mutter mit perfektem Timing dazwischen. Das Drehbuch gönnt ihr zwar noch einen zweiten Versuch, aber als Beth mit Champagnerflasche unterm Arm auf den Angebeteten zugeht, hat der nichts besseres zu tun, als eine junge Frau im roten Kleid - Typ feurige Italienierin - zu küssen. Die Enttäuschung darüber ist so groß, dass Beth die Champagnerflasche zum Mund und ihre Füße in den Liebesbrunnen führt, der glücklicherweise vor der Eingangstür zum Hochzeitsfest gelegen ist. Darin befinden sich auch diverse Münzen, die von Liebessuchenden dort hineingeworfen wurden. Noch demoralisiert, nimmt Beth einfach fünf davon und steckt sie ein, nicht ahnend, dass damit die früheren Besitzer sofort unsterblich in sie verliebt sind.
Wow! - So sehr der Film bisher in Konventionen und seiner reaktionären Sicht auf die Geschlechterrollen erstarrte, so muss man den Machern zugestehen, dass sie sich etwas Außergewöhnliches für die ca.70minütige Unterbrechung bis zum Happy - End ausgedacht haben. Man muss diese Situation einfach mal weiter denken - Mann/Frau setzt sich gemütlich an den Brunnen, bis ein attraktiver und romantisch veranlagter Mensch eine Münze in den Brunnen wirft. Dann nimmt man sie einfach heraus und kann sich vor Liebesschwüren kaum noch retten. Es erstaunt, dass bei diesem Risiko überhaupt eine Münze in dem Brunnen liegt, aber bekanntlich wollen alle Menschen nur ihrer selbst Willen geliebt werden und nicht wegen eines schnöden Zaubers.
Denn darum geht es ab sofort in "When in Rome". Der deutschsprachige Zusatz "Fünf Männer sind vier zuviel" gaukelt dabei vor, als hätte es eine Wahl gegeben für Beth, aber die anderen Vier, neben dem schon fast geknutschten Nick, erweisen sich entweder als selbstverliebt, freakig, nerdig oder - wenn als Mensch immerhin akzeptabel (Danny DeVito) - zu alt und klein. Genutzt wird diese Freak - Show nur, um endlich das Label "Komödie" einzulösen, denn dafür bieten sich Außenseiter der Gesellschaft schließlich am besten an. Tatsächlich verfügen diese Szenen über einigen absurden Witz und sind vor allem lockerer als die gedehnte Chose zwischen Beth und Nick.
Das Beth trotz Blondhaar und schlanker Figur noch nicht geehelicht wurde, zudem bisher ihren Job über das Private stellte, ist ja nicht ihre einzige Crux. Sie braucht zudem das Gefühl, wirklich geliebt zu werden. Und da sie glaubt, eine der Münzen, die sie aus dem Brunnen nahm, gehörte Nick, denkt sie, er will sie nur, weil er damit verzaubert wurde. Aus diesem Beweisakt zieht der Film seine gesamte Dramatik, für die er immer wieder eine Wendung findet, damit bei Beth neuerliche Zweifel entstehen.
Nun ist es allgemein bekannt, dass nicht nur Zaubertricks Beziehungen nachhelfen. Auch ein schönes Äußeres, ein gut gefülltes Bankkonto oder A-E Prominenz verfügen über eine nicht zu unterschätzende Wirkung, weshalb man heilfroh sein kann, dass nicht alle Liebenden Beths Ehrgeiz an den Tag legen. Manchmal hilft auch ein gewisses Selbstbewusstsein, aber Beth ist zwar beruflich erfolgreich und sehr hübsch, aber tief in ihrem Inneren ohne echtes Selbstwertgefühl. Dafür ist dann Nick da, der nach ca. 70minütiger Unterbrechung dort weiter machen darf, wo ihn das Drehbuch unterbrochen hatte - und Beth zu ihrer wahren Bestimmung verhilft - ein weißes Kleid, ein Altar in Rom, Don Johnson, der sie dorthin geleitet, und die Erkenntnis, dass Beruf und Karriere nicht so wichtig sind.(1,5/10)