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Der Kleingauner Earl Macklin [ Robert Duvall ] rächt nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis den Mord an seinem Bruder und bringt zusammen mit seiner Geliebten Bett Harrow [ Karen Black ] und seinem Partner Jack Cody [ Joe Don Baker ] den Boss des auftraggebenden Syndikats Mailer [ Robert Ryan ] zur Strecke...

Basierend auf dem Roman „The Outfit“ [ DT: „Die Gorillas“ ] von Donald Edwin Westlake entwarf sein Co – Drehbuchautor und Regisseur John Flynn einen Actionthriller, der typisch für die 70er eine grobe Gangsterwelt aus dem Blick von unten kennzeichnet. Flynns Inszenierung ist dabei wie seine Personen: Nüchtern, abgeklärt und unbewegt auf den Punkt kommend. Seine „Helden“ sind vielleicht etwas müde von dem jahrelangen Job; etwas ausgezehrt von den Strapazen, wobei sie die ganze Mühe immer noch nicht soweit gebracht hat, dass sie sich unbesorgt zur Ruhe setzen können. Aber sie sind in der Lage, diesen Zustand noch ändern zu wollen und auch zu können. Für eine Revolte zu sorgen und die bestehenden Situationen gehörig durcheinander zu bringen. Wobei die Aktionen alle mit einer aus Erfahrung zehrenden Seelenruhe durchgezogen werden.

Westlake hat ab 1962 unter dem Pseudonym „Richard Stark“ – einem von vielen Namen; für jedes Genre ein anderer – die Romane um Parker geschrieben: Parker ist ein Berufskrimineller. Ein Profigangster, der sich mit dem gesamten Syndikat anlegt. Als erstes erschien dabei „Jetzt sind wir quitt“, der 1967 von John Boorman als Point Blank und später von Brian Helgeland unter seinem Originaltitel Payback verfilmt wurde. „Die Gorillas“ ist der Dritte in der Parker – Reihe; dort will dieser ein für alle Mal kären, wer der Chef der Unterwelt ist. Die Bücher gleichen sich in ihren Themen und die Filme deswegen auch; zumindest bedienen beide die hard boiled crime Klientel und handeln vom Kampf gegen die Mafia, wobei sich von unten nach oben durchgearbeitet wird. Allerdings ist hier die unglamouröse Inszenierung komplett anders; gegensätzlicher in der Umsetzung kann man fast Dasselbe gar nicht behandeln. Schon allein optisch sind die Kontraste sehr stark. Wo Boorman mit farbenprächtigem, breiten Panavison arbeitete, benutzt Flynn Metrocolor; was ebenfalls typisch für die 70er das Setting eher blässlich, ausgewaschen macht. Viel Grau in Grau, oder auch Braun in Braun; die Unterschiede dazwischen ahnt man nur. Selbst das Wenige an Buntem ist eher ausgebleicht; als wenn das Filmmaterial zulange in der Sonne gelegen hätte. Auch abseits dessen werden einfache, simple Bilder ohne Interpretationsmöglichkeiten geliefert. Flynn arbeitet wie auch in seiner späteren Filmographie [ Der Mann mit der Stahlkralle, Bestseller, Lock Up - Überleben ist alles, Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker ] wie ein Handwerker, nicht wie jemand mit erkennbaren Stil und eigenen Visionen. Vom Visuellen her eher tv made, ausserdem stellt er die Kamera dicht ans Geschehen und die Darsteller heran, die die zumeist engen Räumen so sofort gänzlich ausfüllen. Sich geradezu drängeln in den winzigen Hinterzimmern. Darum abstrampeln mal etwas mehr Luft und Freiheit zu kriegen.

Gerade Earl Macklin [ Robert Duvall in der Parker – Rolle; nur umbenannt ] braucht nicht nur wegen seinem massiven Oberkörper mehr Spielraum; er sass für 2 ½ Jahr im Knast, nachdem er gerade einen Banküberfall durchgezogen hat. Auf ein Geldinstitut der Mafia. Allerdings wusste er das nicht und er wurde auch nicht dabei erwischt, sondern aus purem Zufall: Bei einer Routinekontrolle der Sitte in einer Bar wurde bei ihm eine Waffe gefunden. Ansonsten kennt er sich eigentlich zu gut im Geschäft aus, als dass ihm Fehler bei Taktik und Vorbereitung seiner Coups unterlaufen und ist auch viel zu gut, um sich schnappen oder auch einschüchtern zu lassen. Es ist auch das Einzige, was er wirklich beherrscht; er kann sonst nichts und kennt auch keinen Platz, wo er hingehört. Zu alt, etwas Neues anzufangen und zu jung, um ganz aufzuhören. Als er die Nachricht von dem Tod seines Bruder bekommt, ist das dann auch nicht der Grund, der ihn zum Weitermachen zwingt. Sondern die Ausrede dafür, er hatte nämlich eh keine anderen Pläne. Er will ja nicht einmal Rache, sondern nur 250.000 Dollar als Entschädigung. Da er sich denken kann, dass er diese nicht so frei Haus bekommt, hat er eben genug Anlass weiterzumachen.

Sein damaliger Partner Cody ist da etwas anders; er führt und arbeitet in einem Diner. Ist jetzt der Schinken mit Ei – Spezialist, wie er sich selbst nennt; vielleicht nicht 100prozentig zufrieden damit, aber kann durchaus mit leben. Er wird mitreingezogen, weil er ebenfalls Besuch der Killer bekommt; und der Hinweis auf den gerade zum Essen anwesenden Sheriff kann er ja nicht jedesmal bringen. Anders vorbereitet war er nicht, also muss er selber was dagegen tun. Selber wieder aktiv werden.

Auffällig anders in der Geschichte im Vergleich zum – in vielen Belangen eindrucksvolleren – Point Blank ist die gesamte Interaktionen zwischen den Figuren; hierbei ist direkt ein festes Netz aufgebaut, zu dem jahrelange Freund- oder Liebschaften, sogar ganze Familien dazugehören. Fast jeder Mann hat auch die dazugehörige Frau, die dann vielleicht keine grosse Rolle im Plot bildet, diesen aber durchaus auch mit kleinen Auftritten richtungswendend beeinflusst. Macklin besteht darauf, dass seine Geliebte ihn begleitet; diese kann die Männer auch einige Male unterstützend helfen. Mailers Freundin Rita [ Joanna Cassidy ] ist laut seinen Aussagen der Grund, warum er überhaupt erst zu Verhandlungen bereit ist; er will nämlich, dass die Sache bereinigt ist, damit ihr nichts passiert. Eddies nunmehrige Witwe Alma [ Jane Greer ] macht seinen Bruder schwerste Vorwürfe und zwischendurch sorgt eine mit ihren ganz eigenen Waffen arbeitende Frau [ Sheree North ] noch dafür, dass sich eigentlich zusammenarbeitende Geschäftsleute wegen ihr in die Wolle kriegen.

Es ist also keine Erzählung von einem Einzelgänger, der unkommunikativ mit seiner Umfeld sein Ding durchzieht; hierbei wird sich immer zumindest mit seinem Partner abgesprochen und die Sachen auch erst geplant. Dadurch und dass man von den Ausgangspunkten her nur narrative Routine auffährt – man erinnert nicht umsonst an Don Siegels Der grosse Coup oder Mike Hodges Jack rechnet ab die Jahre davor - , hapert der Film zwischendurch; er braucht schlicht etwas, um in die Gänge zu kommen. Das Erzählte allein ist nicht wirklich bemerkenswert und das Wie dabei auch nicht so imposant, dass man darüber mehr Eindruck schinden kann. Sicherlich sorgt die ungeschliffene, schnörkellose, in allen Bereichen rauhe Gangart der 70er für genug Wirkung und Effekt. Aber weil keine faszinierende Erzählweise mit doppelten Böden und erwähnenswerten Bildern vorhanden ist, entsteht dadurch allein kein Mehrwert; da wird nicht genug Interesse erzeugt. Dies kommt dann über die prägnanten Darsteller, allesamt Charakterköpfe wie Joe Don Baker, Robert Ryan, Richard Jaekel; Leute, die auch in kleinen Rollen und aus der zweite Reihe genug Akzente setzen. Duvall fast in jeder Szene direkt im Bildkader positioniert ist natürlich eine sehr sichere Bank; allein von ihm gefesselt verfolgt man den Weg seiner Figur. Erst seinen verzögerten, aber schon zielstrebigen Gang durchs Gefängnis; als er noch warten muss, bis jede einzelne der Türen vom Wärter geöffnet wird. Später seinen ebenso geradlinigen, aber diesmal ungebremsten Schritt von unten in der Machtstruktur hin zu den Oberhäupten; wenn dort eine Tür ist wird sie eingetreten und menschliche Hindernisse niedergeschlagen.

Und die Schwierigkeiten häufen sich schnell. Anfangs schützt sie noch die Nachricht von Earls vermeintlichen Tod und die Tatsache, dass die Organisation Aussenstehenden gar nicht zutraut, etwas auf die Beine zu stellen. Spätestens als Earl und Cody für ihren Privatkrieg aufrüsten und auch die entsprechenden Ankündigungen durchziehen wirds gefährlicher für sie. Dabei wird aber mehr die Atmosphäre aufgeheizt und angespannt als sich wirklich extensiv in einer Actionorgie gewälzt; zumeist geht es in realistischer Manier sehr kurz und fix vonstatten. Der Unterschied zwischen Tod und Überleben als eine Sache von Sekunden. Es wäre vielleicht nicht schlecht gewesen, wenigstens zum Showdown hin mal etwas mehr ranzuklotzen; dort wird zwar in vorzüglicher Manier die Spannung hochgesteigert, aber weil sehr wenig passiert auch mehr im Antiklimax aufgelöst.

Bleibend ins Gedächtnis brennen tut man sich damit zumindest nicht; es reicht dann wirklich „nur“ für einen leicht überdurchschnittlichen Thriller, der sein gelungenes Flair aus dem unverblümten 70er Jahre Ambiente und den stimmigen Darstellern bezieht. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.

 6.5/10

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