Mit dem dritten Teil erklomm Freddy Krueger ganz neue Aufwandsdimensionen – und besann sich zugleich in gewisser Weise auf seine Wurzeln: Nicht nur, dass Heather Langenkamp als Nancy zurückkehrt, um sich dem mörderischen Traumdämon erneut zu stellen, auch erfährt man noch mehr Hintergründe über Freddys finstere Vergangenheit – und erlebt zugleich eine irrsinnige Gruselachterbahnfahrt mit irrwitzigen Effekten.
Mit einem Budget von knapp fünf Millionen Dollar stand dem dritten Teil bedeutend mehr Geld zur Verfügung als den beiden Vorgängern. Und das spürt man in jeder Einstellung: Mit besserer Bildqualität, aufwendigerer Ausstattung und vor allem umfangreicheren Effekten und Actionsequenzen entsteht mit „A nightmare on Elm Street 3 – Freddy Krueger lebt“ der bis dahin ausuferndste und visuell bombastischste Freddy-Film. Auseinanderfallende Zimmer, Freddy als Riesenschlange, aus heutiger Sicht schön skurrile 80er-Jahre-Computereffekte – hier wird wahrlich geklotzt und nicht gekleckert. Von lodernden Höllenabgründen bis zum herrlichen Stop-Motion-Kampf mit einem Skelett bietet der dritte Teil enormen materiellen Aufwand und visuell originelle Ideen, die ihn zu einer temporeichen filmischen Achterbahnfahrt der Spitzenklasse machen.
Auch dramaturgisch macht der Film deutlich mehr her als vor allem der zweite Teil, und das, obwohl gleich vier Leute am Drehbuch herumschrieben. Einer davon war jedoch Wes Craven persönlich, und das merkt man: Nicht nur ist der Film erzählerisch äußerst durchdacht aufgebaut – die eher gemächliche Anfangsphase, die von einigen drastischen Träumen unterbrochen wird, nimmt Stück für Stück immer mehr Fahrt auf, bis hin zum hochdramatischen und spannenden Finale. Auch erweisen sich erstmals die Figuren als viel weniger absurd überzeichnete Knallchargen, können in vielen ihrer Sorgen und Probleme richtig ernstgenommen werden; und die Beschäftigung mit Freddys unheiliger Herkunft sorgt für einen runden Abschluss der bis hierher gekommenen Trilogie – inklusive erstmals einem gelungenen Ende, das tatsächlich einmal Sinn ergibt und die Gesamtgeschichte zu einem eigentlich würdigen Abschluss führt. Beinahe schade, dass da noch vier Filme folgten.
Einerseits geht diese effektvolle und kreuzunterhaltsame Achterbahnfahrt ein wenig auf Kosten der düster-dreckigen Atmosphäre vor allem des Originals – trotz surrealer träumerischer Exkurse fehlt hier ein wenig die anarchisch-böse Inszenierung von früher. Andererseits findet der dritte Teil mehr denn je zu den wirklich beklemmend-finsteren Elementen der Freddy-Geschichte: Kleine Mädchen, die erzählen, wohin er sie immer verschleppt hat, Dreiräder, die blutige Radspuren hinterlassen, die böse Hintergrundgeschichte, die zu einer wahrhaft bösartigen Schlusspointe führt, die gekonnt typischen Heilskitsch persifliert, und drastische Effekte wie ein Mädchen, das sich in den Armen der Träumenden in ein vermoderndes Skelett verwandelt, erzeugen hier eine ganz neue, tief morbide Form von Düsternis. Das verleiht Teil drei bei aller Jahrmarktsattraktion auch eine fiese, beklemmende Atmosphäre, die vor allem in den auf die einzelnen Charaktere abgestimmten Träumen kulminiert: Eine Drogensüchtige wird von Freddy mit Acht-Krallen-Überdosis dahingerafft, ein im wahren Leben Gelähmter im Traum von einem Höllenrollstuhl gejagt. In jeder Traumeinstellung spürt man die enorme Kreativität der Macher, und das macht den dritten Teil zu einem Höhepunkt der Reihe.
Auch ist das der erste Film, in dem Freddy zum richtigen Sprücheklopfer wird. Ein lässig-fieser Oneliner vor jedem Kill ist ab nun Standard, ebenso wie krasse parodistische Momente: Da wird die angehende Schauspielerin mit dem Kopf in einen Fernseher gehämmert; eine Szene mit der lieblosen Mutter wiederholt sich im Traum, endet aber deutlich drastischer (nämlich mit ihrem abgetrennten Kopf, der einfach weiterschimpft); und selbst die damals hochberühmte Zsa Zsa Gabor ist für einen Gastauftritt zu haben, der reichlich ruppig abgebrochen wird. Überhaupt die tolle Besetzung: Neben Langenkamp und John Saxon, die ihre alten Rollen überzeugend fortführen, begeistern nicht nur die späteren Stars Patricia Arquette und Laurence Fishburne, sondern auch die eher unbekannten Darstellenden durch intensives, sympathisches Spiel, das mit ihnen mitfiebern lässt. Und Robert Englund findet sich nun endgültig in seine Rolle und gibt Freddy charismatisch-bösartig wie eh und je.
„A nightmare on Elm Street 3 – Freddy Krueger lebt“ ist nach dem umstrittenen zweiten Teil ein klares Highlight der Reihe, führt die ursprüngliche Geschichte glaubhaft und packend zu einem starken Ende und liefert mit enormem Aufwand an mechanischen und Computertrickeffekten eine weitere Höllenachterbahnfahrt deluxe – und das nicht nur dank des wunderbaren Soundtracks von Angelo Badalamenti, der bei aller treibenden Spannungs- und Gruselmusik doch deutlich subtiler daherkommt als in den früheren Filmen und erneut einen herrlichen 80er-Rock-Klangteppich bietet. Nicht nur für Fans der Reihe ein echtes Highlight und ein erfreulich eigenständiger Klassiker.