Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die Wrong Turn Reihe einer weiteren Fortsetzung bedacht werden würde. Nachdem der erste Teil quasi ein Revival der sogenannten „Backwoodslasher“ einläutete und mit Wrong Turn 2 : Dead End eine ziemlich ehrwürdige Fortsetzung erfuhr, welche ebenfalls adäquate Einspielergebnisse hatte, kommt nun mit Wrong Turn 3 : Left for Dead eine weitere Direct-to-Video Produktion auf den Markt. Wie zu erwarten war, wird nicht die Qualität der Vorgänger erreicht, insbesondere aber Fans des zweiten Teils dürften ob des Blutgehaltes einigermaßen zufrieden gestellt sein. Auch wenn ich mir doch ein klein wenig mehr erhofft hätte, in Zeiten von Dutzend Folterfilmklonen ist so ein Hinderwäldlerhorror mal wieder eine willkommene Abwechselung - wenn auch diese Fortsetzung nicht gerade sonderlich innovativ ist was die Story anbelangt & inhaltlich leider noch hinter seinem Vorgänger zurück steht.
Denn auch wenn sich die Grundgerüste stets immer gerne wiederholen – irgendwie kann ich Gras rauchenden Teenagern mit dicken Brüsten bei ihrem Überlebenskampf mehr abgewinnen als wie bei raubeinigen Sträflingen mit nur Geld im Kopf. So mag der Plot um einen vom Weg gedrängten und dementsprechend verunglückten Gefängnistransporters samt Häftlingen & Aufsehern, die sich dann durch das Dickicht schlagen müssen und "rein zufällig" noch auf einen ebenfalls verunglückten Geldtransporter stoßen, nur wenig interessieren. Es gibt so gut wie keine Identifikationsfiguren außer einer Überlebenden des anfänglichen Massakers und einem Polizisten, leider wird deren Rollen im Kontext nur wenig Darstellung gegeben, so das sie nicht wirklich positiv im Figurengefüge auffallen. Überwiegend steht ohnehin nur die Flucht vor der Polizei, ein Subplot der kaum Beachtung findet, und die Jagd durch den hinterwäldlerischen Kannibalen im Vordergrund; ein nur sehr fades Handlungsgerüst, das weder mit Innovationen, noch mit Überraschungen aufwarten kann.
Trauriger Weise ist es auch hauptsächlich gerade mal ein(!) Freak, der Jagd auf die Menschenbeute macht. Zwar ist man anfänglich noch zu zweit, aber gerade in einer Szene – in der eine der zahlreichen Fallen gespannt wird - agiert man mal zusammen! Das dieser eine Kannibale auch merklich schnell von der Bildfläche verschwindet, schon ein Armutszeugnis für die Reihe, erinnert man sich nur mal an solch Massenszenen wie die Belagerung des Hochsitzes im ersten Teil. So kommt natürlich kaum eine bedrohliche Atmosphäre auf, das irre kichern genau wie die Maske des Hinterwäldlers eher zum schmunzeln denn zum ängstigen anregend. Da sind dann doch viele vermummte Psychopathen diverser Slasherfilme charismatischer, an die der Film seltsamerweise mehr erinnert als an die Vorgänger des Steifens! Auch wenn die Kameraarbeit solide ist und die überwiegend bei Nacht spielenden Szenen gut ausgeleuchtet sind – Spannung kommt eher selten auf, ein bedrohliches Gefühl der Klaustrophobie eigentlich auch nicht, weil die Fallen doch auch sehr offen platziert sind & der Wald so offen wirkt.
Die paar Fallen sind nett anzusehen, wenn auch nicht sonderlich innovativ gemordet wird: Eine durch die Luft und ein Gesicht schneidende Sense, ein quasi menschlicher Eierschneider, dazu das obligatorische Pfeil durchs Auge schießen, ein paar Hackebeiltranchierungen samt dann frei gelegter & dann anschließend verspeister Hirnmasse – nichts wirklich neues, aber ganz passabel gemacht und weitgehend CGI frei. Da der Goregehalt in Ansätzen stimmt, es mal wieder ziemlich saftig & ruppig von statten geht, könnte Wrong Turn 3 wie schon sein Vorgänger möglicherweise nicht offiziell ungeschnitten in Deutschland erscheinen. Da das Label Constantin trauriger Weise eine ziemlich fanunfreundliche Veröffentlichungspolitik bei Teil 2 fuhr – eine ungeschnittene Veröffentlichung im deutschsprachigen Ausland oder eine hiesige Spio/JK VÖ standen gar nicht erst zur Debatte – muss eventuell zu einer ausländischen Fassung geraten werden, will man sich kein dann im worst case sicherlich erscheinendes unzensiertes Bootleg ins Haus holen.
Schade das man so quasi einen Blindkauf wagen muss, will man nicht der eigentlichen Schauwerte – und das sind hier die Splatterszenen – beraubt werden. Die Leih- und sicherlich auch die Kauffassung werden ohne zumindest eine JK Freigabe aufzuweisen zensiert sein, auch wenn der Härtegrad unter Vorgängerniveau liegt. Dort gab es meiner Meinung nach mehr & bessere Effekte zu sehen, zudem war die Anlaufzeit bis wirklich Stimmung aufkam etwas geringer. Der merklich zurückgegangene Redneckanteil mindert die Atmosphäre deutlich, auch nur sporadisch eingestreut der Sicknessgrad ob der obligatorischen Leichenteiledekoration in kurz im Finale spielenden Behausung des Waldbewohners.
Insgesamt gesehen eine doch etwas enttäuschende Fortsetzung, denen bestenfalls beinharte Backwoodslasherfans wirklich etwas gewinnen können. Mir war es doch zu wenig Hinderwäldlerhorror, auch wenn der Goregehalt in Ordnung ging & die technische Seite ebenfalls solide war. Keine Überraschungen, ein unspannendes Finale mit ebenfalls vorherigen nur so in Ansätzen stimmigen Jagdszenen und leider Figuren, wo man nicht weiß welche Seite man nun eigentlich unsympathischer findet. Wie gesagt: Standartware für die Theken, aber nichts was man wirklich gesehen haben muss!