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DIE SCHLITZAUGEN MIT DEM SUPERSCHLAG

Harte Fäuste und weiche Birnen… Dampfhämmer und Knochenbrecher… Saufbolde und Raufbolde… wir befinden uns unschwer erkennbar beim Comedy-Kung Fu der späten 70er bzw. frühen 80er Jahre und bekommen es hier mit einem höchst durchschnittlichen Genre-Vertreter namens DIE SCHLITZAUGEN MIT DEM SUPERSCHLAG (1979) zu tun…

Li Ta Wai (Huang Ha) und Li Chi Peng (Peter Chan) sind Brüder, Meister des Kung Fu und haben gerade den Schurken Yang We (Lee Hoi San) aus der Stadt vertrieben. Doch nach einem Streit trennen sich ihre Wege und beide machen - im Glauben, der bessere Kämpfer zu sein - ihre eigene Kung Fu-Schule auf. Plötzlich taucht der mysteriöse Tien Fung (Philip Ko) auf, möchte seine beiden Söhne zu Kung Fu-Kämpfern ausbilden lassen und schickt jeweils einen in die Schule von Ta Wai und Chi Peng. Nach zwei Jahren Ausbildung soll sich dann zeigen, welcher seiner Söhne das bessere Kung Fu erlernt hat.

Kung Fu Ching (Stephen Tung) hingegen ist ein Tagedieb, welcher sich selbst ein wenig Kung Fu beigebracht hat, jedoch den meisten Gegnern unterlegen ist und sich deshalb an beiden Schulen unterrichten lässt. Als Ta Wai und Chi Peng dahinter kommen, wird Ching beider Schulen verwiesen und hat kurze Zeit später schon einen neuen Lehrer gefunden: Tao Pao (Samo Hung) - von allen immer nur der kleine Dicke genannt. Nach zwei Jahren machen sich die vielen erlernten Kung Fu-Stile für Ching bezahlt: Tien Fung kehrt zurück, zeigt sein wahres Gesicht und hat außerdem noch einen übermächtigen Verbündeten mitgebracht…

Immer wieder reizt mich das klassische Comedy-Kung Fu, obwohl die meisten Vertreter des Genres eigentlich immer nur dieselbe Geschichte mit leichten Variationen erzählen: Es beginnt mit einem Duell in Wald und Wiese und dieses Duell endet meist mit Demütigung, Tod oder einem sonstigen Grund zur Rache. Dann gibt es einen jungen Kung Fu-Kämpfer, welcher von einem Meister unter die Fittiche genommen wird. Der Meister ist meist steinalt, beinahe ebenso oft Alkoholiker und führt ein Einsiedlerdasein in einer Hütte fernab der Zivilisation. Der Schüler muss unzählige Methoden der Ausbildung über sich ergehen lassen und erlebt ebenso viele - meist zusammenhanglos eingestreute - Gags und Situationen (Glücksspiel auf offener Straße, Konfrontationen in Gasthäusern), bis er exakt zum richtigen Zeitpunkt vollständig ausgebildet ist und es nun mit nahezu jedem Gegner aufnehmen kann…

Wenn schon die Story nur aus Standartelementen besteht, dann muss sich ein Genre-Vertreter des Comedy-Kung Fu irgendwie anders von der Masse abheben und das kann auf vielerlei Art und Weise geschehen: KNOCKABOUT (1979) lebte von der unglaublichen Akrobatik eines Yuen Biao, während THE VICTIM (1980) mit einer bis zum Ende hin fesselnden Geschichte und einem fantastisch choreographierten, harten Finale überzeugte! Jackie Chans MEISTER ALLER KLASSEN (1980) bot eine Kette von unterhaltsamen Missverständnissen und Verwechslungen und gipfelte in einem Finale, welches dem von THE VICTIM sogar noch überlegen war! Selbst mit einer innovativ-dämlichen Synchro kann man locker noch etwas reißen, wie z.B. WIR SIND DIE GRÖSSTEN KNOCHENBRECHER (1979) oder ganz besonders DER DAMPFHAMMER VON SEND-LING (1979) bewiesen haben!

Damit wären wir auch schon beim großen Problem von DIE SCHLITZAUGEN MIT DEM SUPERSCHLAG angelangt: Der Film schreitet gemütlich auf ausgetretenen Pfaden voran, zeigt hier einen Gag, dann etwas Training, dort einen Kampf, dann wieder etwas Training und steuert so auf ein Finale zu, welchem man zumindest einige kleine Überraschungen und eine lange Laufzeit bescheinigen kann! Trotzdem sehen 90 Minuten mit gutem Comedy-Kung Fu anders aus: Wo waren z.B. die gewieften Betrügereien, welche von Yuen Biao und Leung Kar Yan in KNOCKABOUT abgezogen wurden? Wo waren lustige Gags wie Samo Hungs Auftritt als Dracula in THE VICTIM oder Jackie Chans versehentliches Eindringen in das Haus des Polizeichefs in MEISTER ALLER KLASSEN? Dass Comedy-Kung Fu ohne die Anwesenheit von Simon „Drunken Master“ Yuen nur halb so viel Spaß macht, brauche ich wohl niemandem zu erzählen und auch die deutsche Synchro verfügt leider nicht über den Wortwitz, den man von einem typischen Vertreter des Genres eigentlich erwarten darf!

Lobend erwähnen möchte ich hingegen einmal Stephen Tung, welchen man in erster Linie aus der Rolle des Informanten Foxy in John Woos HARD-BOILED (1992) kennen sollte. Unter seinem Anzug versteckt er nämlich ein erstaunliches Kung Fu-Talent, welches er in DIE SCHLITZAUGEN MIT DEM SUPERSCHLAG voll zur Schau stellen darf! Sein gesamtes Training sieht beeindruckend aus (er springt z.B. in die Luft, um mit einem Spagat auf zwei weit auseinander stehenden Tischen zu landen und wiederholt diesen Sprung sogar mehrfach in einer einzigen Einstellung) und auch als Kämpfer weiß er voll zu überzeugen! Nur der Komplettierung halber: Multitalent Stephen Tung ist Actiondarsteller (u.a. an der Seite von Dean Shek in DIE 18 TODESSCHLÄGE DER SHAOLIN (1978)), zudem fleißiger Action Director und nahm auch schon alleine auf dem Regiestuhl Platz (u.a. bei Jet Lis THE CONTRACT KILLER (2000))…

Was machen wir denn nun mit DIE SCHLITZAUGEN MIT DEM SUPERSCHLAG? Obwohl der Film eigentlich in keiner seiner Eigenheiten wirklich schlecht ist und auch problemlos angesehen werden kann, fallen mir andererseits kaum wirklich positive Dinge ein; dafür aber auf Anhieb gleich ein Dutzend ähnlich gearteter Filme, welche in einem oder auch mehreren Punkten besser gelungen und deutlich unterhaltsamer geraten sind! Wir haben es hier quasi mit einem Paradebeispiel für höchst durchschnittliches Comedy-Kung Fu zu tun, was bei einer Beteiligung von gleich vier fähigen Kampfchoreographen (Samo Hung, Lam Ching Ying, Leung Kar Yan und Yuen Biao) letztendlich doch irgendwie enttäuschend ist…

5/10 Punkten, diBu!

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