Der Neuseeländer Jonathan King, der mit „Black Sheep“ ein beachtliches Debüt feierte, liefert mit seinem zweiten Streifen fast schon familientaugliche Ware ab:
Eine genreübergreifende Mischung aus Abenteuer, Sci-Fi, Fantasy und Horror, die sich wie eine Kreuzung aus „Momo“, „Fluch der Karibik“ und „Alien“ anfühlt.
Nach dem Unfalltod ihrer Mutter verbringen die Zwillinge Theo und Rachel einige Zeit bei Onkel und Tante in Auckland im Norden Neuseelands.
Schnell wird ihre Aufmerksamkeit auf das gruselige Nachbarhaus der Wilberforce gerichtet, merkwürdige Gerüche sind in deren Nähe zu verzeichnen und stumme Gestalten scheinen die Zwillinge zu beobachten. Bis Mr. Jones (Sam Neill) ihren Weg kreuzt und erläutert, wie wichtig ihr Zusammenhalt im Kampf gegen die dämonischen Wilberforce ist, die nicht von dieser Welt stammen…
Der Einstieg bedient sich klassischer Zutaten eines Jugendfilms, in dem die Heranwachsenden klar die Heldenrolle übernehmen. Verlust durch den Tod eines Elternteils und der einstig innige Kontakt zwischen Theo und Rachel, der sogar telepathische Züge beinhaltete, lässt die Hauptfiguren zunächst in ein tiefes Loch fallen und jeder geht mit dem Verlust anders um.
Als Mr. Jones, der ebenfalls kein Erdling ist, die Zusammenhänge zwischen magischen Steinen, seiner eigenen Funktion als Herrscher des Feuers und die Bedrohung durch die Wilberforce, welche sich jederzeit in alle menschlichen Hüllen verwandeln können und dem Ausbruch mehrerer nahe gelegener Vulkane veranschaulicht, sind tiefes Vertrauen und grenzenloser Mut gegenüber den todbringenden Kreaturen gefordert.
Die farbintensive Verpackung bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich, da die Aucklands in nahezu jeder Einstellung in starken Naturtönen erstrahlen und mit einigen Luftaufnahmen und Panoramaperspektiven wirkungsvoll ins Licht gerückt werden.
Schauplätze wie Insel, Höhle, See oder der Rand eines Vulkans werden effektiv eingefangen, während der durchweg kraftvolle Score eine latent abenteuerliche, ab und an auch gruselige Stimmung untermauert.
Ein weiterer positiver Aspekt sind die Spezialeffekte vom Weta Workshop.
Verwandlungseffekte, bei denen Tentakeln nach ihren Opfern greifen oder im Zuge einer Gegenwehr zum Körper zurückschnellen, sehen durch die Bank professionell aus und auch bei den Pyro-Effekten gibt es nicht viel auszusetzen.
Veränderte Antlitze der Kreaturen bringen sauber ausgearbeitetes Make-up zum Vorschein und auch die CGI kommt im Gesamtbild recht sensibel daher.
Einzig die Vulkanausbrüche wirken ein wenig klobig.
Storytechnisch wird man mit einigen übersinnlichen Phänomenen konfrontiert, die leider nur selten eine tiefer gehende Erklärung erfahren. Die Feuerkraft der magischen Steine erscheint zwar nachvollziehbar, doch warum die Wilforce-Leute allesamt in Menschengestalt in einem einsamen Haus leben, Mr. Jones nur bedingt entmaterialisierende Fähigkeiten besitzt und warum es ausgerechnet Zwillinge im Kampf um die böse Macht bedarf, ist mit einigen Logiklücken und Unzulänglichkeiten behaftet.
Glücklicherweise kaschiert das brauchbare Tempo und die glaubhafte Darstellung der sympathischen Mimen einige dieser Mankos.
Somit erinnern die Tentakel-Monster deutlich an das Böse in „Fluch der Karibik“, ihre menschliche Gestalt mit schwarzen Anzügen und starrer Körperhaltung kommt wiederum der Erscheinung der grauen Herren in „Momo“ gleich, während einige Verwandlungen, als auch die Kerngestalten unter deutlicher Inspiration von H. P. Lovecraft vorzufinden sind.
Zwar werden manche Genreelemente im Gesamtkontext nur gestreift oder oberflächlich angeschnitten, wodurch ein zuweilen leicht unausgegorenes Bild entsteht und es mangelt dem Treiben an überraschenden Wendungen oder pfiffigen Facetten, doch sympathisch erscheint der Mix allemal.
Nichts für die jüngere Zielgruppe, wohl aber für solche, die ab und an eine kindliche Abenteuerlust empfinden, dessen Phantasie bekanntlich über irdische Hemisphären hinausgeht.
6 von 10