CRACKS wird sicherlich die Seherschaft spalten. Freunde langsamer erzählerischer und klassischer Dramen und hervorragender Kameraarbeit werden ihre Freude an einem Film haben der das Zeug zum Klassiker hat. Andere - die ich auch verstehen kann - werden sich fragen was das alles eigentlich soll, wo neben der vorhersehbaren Story und der schönen Bilder eigentlich der Mehrwert des ganzen Films zu finden ist. Ich bin auch etwas gespalten, ist doch CRACKS ein aufwendig und sehr authentisch inszeniertes und emotional aufrüttelndes Melodram, es läßt aber einige Fragen zurück die ich teilweise kurz ansprechen werde.
Hier die entsprechende Story (OHNE SPOILER !: Eine Lehrerin die von ihren Schülern nur Miss G. (Eva Green) genannt wird unterrichtet mit ungewöhnlichen Methoden in einem Mädcheninternat Anfang der 1930er Jahre. Neben Literatur steht auch insbesondere Schwimmen und Turmspringen auf dem Programm. Es gibt eine klare Rangfolge unter den Mädchen bis eines Tages die neue Schülerin Fiamma (Maria Valverde) aus Spanien kommt und die eingespielten Verhältnisse der Gruppe untereinander und das Verhältnis zu Miss G. ins Wanken bringt.......
CRACKS wirkt wie eine Verfilmung eines bekannten und klassischen Mädchenromas, ist mir nicht bekannt, sollte es eine sein bitte ich um Nachsicht. Die größte Leistung liegt m.E. u.a. in der unglaublich guten Kameraarbeit und der Auswahl der jugendlichen Schauspielerinnen (Männer spielen in dem Film keine Rolle) die allesamt eine hervorragende Besetzung, allen voran Maria Valverde als Fiamma, darstellen. Eva Green als Miss G. überzeugt zwar auch, aber in vielen Einstellungen wirkt sie doch etwas bemüht, gestelzt und überzogen feministisch, ja man könnte es hier und da sogar als overacting bezeichnen.
Die Bilder des Films sind oft in eine David Hamilton artige Überblendung und Weichzeichnung gefaßt welches eine eigene schöne Stimmung erzeugt. Handwerklich ist der Film auf höchstem Niveau. Allerdings wird auch leider nicht einmal angedeutet wie das - hier nicht weiter angedeutete - Verhalten oder die Prägung von Miss G. gegenüber den Schülerinnen zu deuten ist. Es steht einfach im Raum dar und ihre generelle Menschenscheu wird in einer Szene kurz angedeutet, aber nicht weiter ausgeführt. Der ein oder andere Handlungsstrang verläuft etwas ins Leere und man wird als Zuschauer etwas alleine gelassen.
Wenn man ehrlich ist und den Film nicht einfach abfeiert wie es an anderen Stellen passiert wirkt CRACKS an einigen Stellen noch unfertig, unnötig klischeebeladen und oberflächlich und lotet keinerlei psychologischen Tiefen aus obwohl geradezu perfekte Ansätze dazu vorhanden waren. Für mich bleibt am Ende ein tolles visuelles Erlebnis mit überwiegend ebensolchen schauspielerischen Leistungen und hohem emotionalem Wirkfaktor, aber ein wenig Leere bzgl. dem Tiefgang und der Stringenz der Story und den Möglichkeiten die da gewesen wären, ein vollends beeindruckendes Filmerlebnis zu schaffen.
6/10 Wasserratten...äh,...Punkten