Review

„Baron Blood“ ist mit Sicherheit nicht Mario Bavas bester Film. Das liegt vor allem an der ziemlich schwachen Story und den zu plakativ agierenden Schauspielern. Aber selbst ein mäßiger Bava steht in der Wertigkeit deutlich über den „Höchstleistungen“ anderer Genre-Regisseure seiner Zeit.

Kommen wir zum Plot. Ein unglaublich schnöseliger Amerikaner kommt nach Österreich, um nach dem erfolgreichen Abschluss seines Studiums ein weing auf den Spuren seiner Ahnen zu wandeln. Er interessiert sich besonders für einen seiner Vorfahren, den Blutbaron von Kleist. Unbedarft und um die wirklich recht knackig aussehende Studentin Eva (Elke Sommer) zu beeindrucken, erweckt er den Baron zu neuem Leben und Unwesen. Danach hat er alle Hände voll zu tun, den nun wieder Mordenden ins Jenseits zurück zu befördern. Diese kurze Zusammenfassung zeigt, dass von der Story nichts zu erwarten ist. Und die Auflösung ist wirklich dürftig.

Aber trotzdem geling es Bava, etwas draus zu machen. Dabei geht er dem deutschsprachigen Zuschauer zuerst einmal schwer auf die Nerven. Es wird extrem gedeutschtümelt. Ein Wunder, dass nicht alle noch Lederhosen anhaben. Aber dann gewinnt vor allem die Kamera an Fahrt. Eine unglaublich gute Szene ergibt sich, als Eva vom Blutbaron verfolgt aus dem Studentenwohnheim flieht. Sie flieht nicht durch die dunkle Nacht, sondern durch diffuses buntes Licht (da fühlt man sich schon an die Verfolgung durch das Labyrinth in Shining erinnert). Auch Weg und Plan der Flucht sind albtraumhaft konfus. Wirklich gut.
Eine weitere Szene, von der man beim Sehen glaubt, sie vielfach kopiert schon erlebt zu haben, ist der Kontakt des kleinen Mädchens mit dem Baron. Nicht nur den kullernden Apfel, der das zu erwartende Verhängnis einleitet, sondern vor allem die Verfolgung aus Sicht des Barons sind schon für viele Adaptionen gut gewesen. Auch die Ankündigung eines schrecklichen Endes (wird sie nun überfahren oder ermordet) sind wegweisend, aber natürlich der Zeit entsprechend noch nicht konsequent umgesetzt.
Nett ist auch das Ende des Barons, bei dem sich seine Opfer gegen ihn wenden. Der Weg zu den kommenden Zombiefilmen ist aufgezeigt. Danke, Mario!

Es ist schade, dass Bava mal wieder nicht nur ein schwaches Drehbuch verarbeiten darf, sondern auch noch sehr mäßige Darsteller bekommt. Sommer ist zu kreischig, um wirklich glaubhaft rüberzukommen. Joseph Cotton hat scheinbar so recht keine Lust. Und der Rest ist italienische Standardware, die viel zu überzogen schauspielern. Der Professor ist plakativ schlau und der Ami übertrieben smart. Hier geht eine Menge Glaubwürdigkeit verloren.

Es ist immer wieder beeindruckend, was Bava auch unter erschwerten Bedingungen zu leisten im Stande ist. Schon deshalb lohnt es sich, „Baron Blood“ einmal unvoreingenommen, also ohne auf den schlechten Plot zu achten, zu sehen. Wirklich gute Filmkunst, die leider nicht zu einem Meisterwerk werden konnte. Von mir 7 von 10 Punkten.

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