Review

Gegen deinen Stammbaum machste nix

"Baron Blood" ist ohne Frage eines von Mario Bavas schwächeren Werken und steckt voller Logiklöcher, fragwürdig entscheidenden Figuren und einer lächerlichen deutschen Synchro obendrauf. Wie es die italienische Regielegende dennoch schafft einen fesselnden und verdammt lässigen Gothic-Schauer zu verbreiten, weiß nur der Meister selbst. Einen seiner minderwertigeren Filme würde jeder andere Horrorregisseur noch immer mit Kusshand in die eigene Filmographie aufnehmen. Er hat es einfach drauf. Eine Legende. Dieses eher unter dem Radar fliegende, prachtvolle Schauermärchen verbindet Alptraum mit Schönheit, Mittelalter mit den frühen 70ern, Österreich mit Italien, Fluch mit Segen, Schmuddel mit Stil.

Ein legendärer Baron und Massenmörder wird eher tollpatschig und unbewusst zu neuem Leben erweckt, was die Leichenberge in den eleganten österreichischen Bergen drastisch in die Höhe schießen lässt... Bava kehrt hiermit zu seinen Wurzeln zurück. Diesmal in Farbe und voller Montur. Dichte Nebelschwaden, lange Schatten, faszinierende Folterinstrumente, heisse Hexen und ein durchtriebener Baron (selbst wenn Cotton oft etwas zu brav dreinschaut) - alles Zutaten, die dem Altmeister in die Karten spielen, die er beherrscht wie kein Anderer. Er lässt Löcher in der Geschichte und lose Verknüpfungen schnell vergessen. Wenn man Fan seiner Arbeit ist, (und welcher Horrorkopf ist das nicht?) dann kommt man auch um den Blutbaron nicht herum. Eine gotischere Gruselatmo muss man nämlich erstmal auf die pulsierende und leuchtende Leinwand zaubern.

Fazit: einer der schwächeren Bavas ist immer noch ein feiner Gothic-Grusler - stylisch, atmosphärisch, elegant, imposant. Diesem blutigen Baron läuft man zur Geisterstunde gerne über den Weg... zumindest wenn die Mattscheibe als Trennung funktioniert. Für Fans von Nebel , alten Schlössern, Österreich und Joseph Cotton. 

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