Über Olaf Ittenbach braucht man nicht viel Worte zu verlieren: Der in Fürstenfeldbruck geborene Zahntechniker machte sein Hobby Splatterfilme zum Beruf und ist jedem Genre-Fan ein Begriff. Ittenbach´s Werke zeichnen sich unter anderem immer durch die genial handgemachten, brutalen Special Effects aus.
2006 überraschte er seine Fans mit dem "Familienradgeber", eine Trash-Satire mit dokumentarischem Touch - und das Teil passte ganz und gar nicht so zu seinen üblichen Werken.
2009 erschien nun die Fortsetzung "Familienradgeber 2" und setzt die Handlung aus Teil 1 fort. Die gezeugten Kinder sind fort und nun gehen die "Beziehungs-Tipps" um das ermüdende Auseinanderleben des Paares, insklusive Leidensphase des Mannes. Im weiteren Verlauf lernt der frisch verlassene Single eine neue Schickse kennen, was im Finale mit einer Auseinandersetzung der Ex-Frau endet.
Viele Änderungen bekommt man im Sequel nicht serviert. Wer "Familienradgeber" nicht gesehen hat: Im Film wird nicht gesprochen, lediglich der öfter auftretende Familien-Therapeut führt Monologe vor der ratlosen Familie.Die restliche Handlung wird mit Weisheiten und Ratschlägen eines Erzählers gewürzt und die Darsteller machen nur über ihre Mimik oder höchstenfalls durch "Grunz-Geräusche" auf sich aufmerksam.
In Teil 2 ist das Grundgerüst konstant geblieben. Die Darsteller grunzen und fiepen, der Erzähler labert sich wiederum den Pelz von der Zunge. Lediglich der (sehr nervige) Therapeut fiel dem Drehbuch zum Opfer, was schon mal positiv zu vermerken ist. "Originellerweise" wurde dieser durch zwei weitere Therapeuthen ersetzt: Hitler und Osama Bin Laden. Leider sind diese beiden Monologe (zum Glück hat jeder der beiden nur eine Szene) genauso unlustig und nervig wie im "Familienradgeber 1". Da hatte Ittenbach wohl mit Boll einen zuviel über den Durst gesoffen.
Ansonsten wollte die "Dokumentation" in allen Bereichen einen draufsetzen. Nur in Sachen Splatter nicht. Zugegeben, solch eine Produktion braucht nicht viel Splatter - sie würzt sie eben nur im ittenbach´schen Stil etwas auf. Und davon ein wenig mehr hätte Teil 2 gut getan.
Nein, es musste in Sachen Ekel krachen. Kamen im ersten Teil Kotze und Pipi etc. vor, muss man sich hier auf extremere Sachen vorbereiten. Beispielsweise bekommt der gefesselt im Bett liegende Ittenbach von seiner Frau in den Mund geschissen. Weitere "Highlights" dürften wohl Frau Ittenbach´s (natürlich nicht echte und völlig verunstaltete) Vagina, Olaf´s Riesenpenis und ein blutiger Tampon-Tee (den Riesenpenis und den Tee kennt man ja schon von dem polarisierenden "Hanger") sein.
Und das drückt dem Film einen negativen Stempel auf. Die Mimik und Geräusche werden zwar immer noch genial von den Ittenbach´s in Szene, auch der schwarze Humor glänzt hier und da mal etwas durch, leider laufen aber viele Fäkal-Szenen ins Leere und trüben den Genuss.
Nicht so gut und lustig wie Teil 1, aufgrund zu derber nicht witziger (und irgendwie auch nicht passender) Ekel-Szenen kann er nicht ganz mit Teil 1 mithalten.
Trotzdem werden Freunde mit dem Sequel "Familienradgeber 2" ihre Freude haben.
7/10