Es ist ein leidiges Thema: Ich bin in der Gegenwart dazu verdammt, die Glanzstücke meiner Kindheit in Form von Neu-Verfilmungen und Remakes erneut zu erleben. Nur dass sich in der Gegenwart das Hochgefühl, die Spannung, die Faszination und das Mittendrin-Gefühl nicht einstellen will. (Verdammt, vielleicht liegt es ja an mir? Hmmm...)
Aber eines nach dem anderen - angefangen hat mein Frust mit dem Genuss der ersten paar Folgen von "V - Die Besucher". Dies ist ein Remake einer in den frühen Achtzigern relativ erfolgreichen TV-Serie ("V - Die ausserirdischen Besucher kommen"), die sich ziemlich schnell auch ausserhalb des amerikanischen Fernsehens zu einer Art Kult entwickelte.
Warum? Nun, die Serie war - obwohl von der Story her sehr simpel gestrickt - spannend und authentisch, realistisch (na ja, im Rahmen einer US-TV-Serie eben), geizte nicht mit Spezialeffekten (ebenfalls verglichen mit den Verhältnissen damals im Fernsehen), und hat sowohl vom Drehbuch her glaubhafte Charaktere, als auch vom Casting her Darsteller, die diese umzusetzen und zu verkörpern wussten.
Um was geht es bei der Serie überhaupt?
Böse Ausserirdische kommen aus den Weiten des Alls, mit dem Ziel Nahrung (Menschen) und Ressourcen zu gewinnen. Dabei erscheinen über allen Großstädten der Welt riesige UFOs. Neu war damals, dass sie anstelle ihrer Laserwummen nun zu Mitteln wie Propaganda, Intrigen und Manipulation der öffentlichen Meinungen griffen - die Menschen durften nicht erfahren, dass es sich um hochentwickelte, aufrecht gehende, eidechsenartige Reptilien, regiert von einer expansionistisch-militaristischen Diktatur, handelte. (Heute ist die Idee alles andere als neu ... )
Logischerweise kommt das vielen nicht geheuer vor und als Konsequenz bildet sich ein Widerstand, der nun alles daran legt, die Besucher wieder von der Erde zu vertreiben, und so nach anfänglichen Startschwierigkeiten zum immer wiederkehrenden Problem der heimlichen Invasoren wird. Es handelt sich um einen bunt gemischten Haufen, der vom Priester bis zur Homeguardagentin reicht.
Von der Technik her lässt sich wenig meckern: Kamera, Bild und Bluescreenszenen sind meiner Meinung nach wirklich ordentlich gemacht, auch wenn es kaum für einen Grammy reichen wird. Ausgefallene Schnitte, Kamerafahrten oder ähnliches findet man - wenn überhaupt - allerdings nur selten. Das ganze macht einen eher bodenständigen Eindruck. Die Animationen und Effekte des Remakes sind allesamt ganz ordentlich, aber nicht herausragend. Allerdings hatte ich persönlich das Gefühl, dass man hier gegen Ende noch etwas mehr drauflegen hätte können - die späteren Folgen der ersten Staffel können hier nicht halten, was die Pilotfolge an Action und Tempo versprochen hat.
Die Musikuntermalung bewegt sich nicht auf diesem Niveau: Manchmal aufdringlich heroisch, ein anderes Mal zu sehr offensichtlich auf die Tränendrüse - richtige Stimmung will der Soundtrack wohl nicht transportieren. In den restlichen Szenen, in denen der Sound nicht unpassend wirkt, versinkt der Score im Mittelmass.
Aber das größte Problem für mich ist das Script: Zu bemüht ist das Ganze, realistisch und zeitgemäss zu wirken, als das man sich auf die wesentlichen Dinge konzentriert hätte. Klar, Homeland Sec., Terroristengefahr, der Patriot Act - man soll dem Drehbuch ja nicht anmerken, dass es eigentlich schon fast 30 Jahre alt ist. Trotzdem wirken die Charaktere nicht richtig glaubwürdig. An wichtigen Hintergrunddetails der Rollen wurde gespart, und die wenigen Dialoge, die dem Hintergrund der Personen Tiefe verleihen könnten, ziehen sich entweder unnötig oder triefen vor Kitsch.
Das Konzept an sich, nämlich eine ausserirdische, faschistische Macht als Spiegel der menschlichen Vergangenheit zu verwenden, wäre ja an sich in Ordnung. Die Darsteller geben grösstenteils ihr Bestes, und auch wenn es bei keinem der Darsteller zu Glanzleistungen gereicht hat, kann man gerade die Leistungen von Morena Baccarin und Joel Gretsch als durchaus solide bezeichnen. Aber mit einem Drehbuch mit der Handlungstiefe einer Wasserpfütze ist es wahrscheinlich auch nicht wirklich leicht, hier stimmungsvoll und glaubwürdig zu agieren.
Im direkten Vergleich scheint mir die Original-Serie einfach ein bisschen stimmungsvoller, runder und spannender gewesen zu sein, und dass sage ich nicht nur aus der Nostalgie heraus. Wer also nicht unbedingt Wert auf zumindest halbwegs zeitgemässe computeranimierte SFX legt, dem sei an der Stelle die alte Produktion ans Herz gelegt. Diese nämlich machte am Ende doch vieles besser ... über eine 5 von 10 kommt "V - Die Besucher" leider nicht hinaus, und dies gerade noch wegen der teilweise doch bemühten und soliden Leistungen einiger Darsteller.
Das Remakes auch durchaus sowohl hochwertig als auch kreativ eigenständig sein können, sah man z. B. an Battlestar Galactica. V verschenkt leider das ganze Potential und die Boni, die die Serie schon vor der Erstausstrahlung durch den Kultstatus des Originals und die damals wesentlich spannendere Storyline gehabt hatte.