Review

Staffel 1

Die 80er waren nicht gerade mit guten Science-Fiction-Serien, die nicht animiert waren, gesegnet, einfach, weil die Kosten für eine wöchentliche Serie im Vergleich zu Kinofilmen deutlich zu hoch waren. „Kampfstern Galactica“ wurde wegen der hohen Kosten relativ schnell wieder eingestellt, Serien wie „Krieg der Welten“ und „Captain Power“ blieben relativ obskur, Doctor Who konnte nicht an die Erfolge der 70er anknüpfen. Das änderte sich erst mit „Star Trek The new Generation“ .
Eine löbliche Ausnahme war „V- Die außerirdischen Besucher“, das aus zwei Miniserien und einer Staffel einer wöchentlichen Serie bestand. Die erste Miniserie war eine wundervolle Parabel auf das Aufkommen des Faschismus, ein absolutes Highlight. Die zweite war etwas einfacher gestrickt, aber immer noch spannend und sehr gut. Über die wöchentliche Serie möchte ich lieber den gnädigen Mantel des Schweigens breiten, denn, wenn man nichts Nettes sagen kann…
2009 kehrte die Serie dann auf die Bildschirme zurück und kam wieder nicht über zwei Staffeln hinaus. Nach Sichtung der ersten Staffel ist das schade.
Eine FBI-Agentin, ein Priester, eine Echse und ein Terrorist versuchen, eine Alieninvasion aufzuhalten. Klingt wie das Setup zu einem Witz, wird hier aber spannend erzählt. Die Serie ist um drei Protagonisten aufgebaut. Erica ist FBI-Agentin und natürlich alleinerziehende Mutter eines Teenagers. Sie erkennt die Gefahr, die von den scheinbar friedlichen Besuchern ausgeht, während sich ihr Sohn, mit dem sie natürlich Konflikte auszukämpfen hat, in die Tochter der Alienanführerin verliebt. Sie gerät an Jack, einen Priester, natürlich früher Armeekaplan mit zwei Dienstzeiten im Irak, der das Auftauchen der scheinbar (again) menschenähnlichen Besucher ebenfalls skeptisch sieht. Dritter im Hauptbund ist Ryan, selbst ein V, der aber schon vor zehn Jahren die Seiten gewechselt und mit einer Menschenfrau ein Kind gezeugt hat. Die Prämisse ist hier, anders als im Original, dass die Aliens schon lange unter uns leben und die Invasion vorbereiten. Jede(r) könnte ein Feind sein. Wo also das Original die Geschichte erzählt, wie faschistische Strukturen die Gesellschaft durchdringen, geht es hier um Terrorismusparanoia. Spannend ist, dass man als Zuschauer voll auf der Seite der Terroristen ist, die das Fremde komplett ablehnen und zerstören wollen. Eine zutiefst reaktionäre Grundhaltung, mit der das Publikum sympathisiert, weil es weiß, dass die Terroristen recht haben. Das wird durch eine Vielzahl an Rebellen allerdings aufgebrochen. Da die Besucher eigentlich reptiloid sind, tragen sie menschliche Masken. Die führen allerdings bei einigen dazu, dass sie menschliche Gefühle entwickeln. Damit verschwimmen die Fronten und die Aussage wird ambivalenter.
Wie die alte Serie hat auch die neue das Kostenproblem, dass die Aliens auch untereinander Menschenmasken tragen und Englisch sprechen. Ein noch größeres Logikproblem ist aber Ryan, der als Speerspitze der Aliens einiges über ihre Ziele oder zumindest ihr Vorgehen wissen müsste. Warum fragt ihn niemand jemals danach? Warum erklärt er uns nicht, wie die Aliens ticken? Weil wir das sehen sollen, schon klar, aber dann darf man auch keinen Charakter haben, er viel mehr wichtiges Wissen haben müsste, als er zeigt.
Die Serie ist gut gemacht und spannend, wenn auch kein absolutes Highlight. Wenn die Serie auf Netflix ist, wäre sie ein guter Vorschlag zum „Mal-eben-Schauen“. Sie ist nicht so großartig wie die erste Miniserie (aber kilometerweit vom Verkehrsunfall der Fernseherie entfernt), aber auf einer Höhe mit der zweiten Miniserie, was immer noch gutes Fernsehen bedeutet. Mal schauen, was die zweite Staffel bringt.

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