Review

Verwirrung führt zu Coolness

Von John Woo ("Hard Boiled") über Tarantino ("Kill Bill") bis zu Nicolas Winding Refn ("Drive") - Seijun Suzuki & seinem "Tokyo Drifter" zollen alle gehörig Tribut. Richtig so, denn lässiger wurden Gangsterfilme & Eastern in den 60s nicht mehr. Dieses Abenteuer eines umherirrende Ex-Yakuza, ist ein buntes Feuerwerk, dass sich kein Fan gepflegter Gangsterballaden entgehen lassen sollte. Bekommt man die Möglichkeit ihn auf grosser Leinwand zu sehen, darf man nicht lang zögern. Als ob die Regenschirm von Cherbourg auf die Yakuza treffen - einer der farbenfrohsten, melancholischsten & coolsten Filme. Nicht nur des fernen Osten oder der Swingin' Sixties, sondern überhaupt. Erzählt wird sprunghaft, unübersichtlich & fast schon etwas surreal, die lethargische Geschichte eines Ex-Yakuzas, der eigentlich aussteigen will & doch wieder in den Strom aus Gewalt, Jazz & perfekt sitzenden Anzügen gerissen wird...

Style Over Substance ist nicht zu leugnen, ärgerlich ist zudem, dass die eigentlich so simple Story verkompliziert wird & man schnell den Überblick verliert, wer hier eigentlich gegen wen aufmuckt, geschweige denn warum. Doch das ist Nebensache & Teil von Suzukis hyperaktivem, sprunghaften Stil, mit dem er zwar Trends setzte, der ihm jedoch später nach "Branded To Kill" den Job kosten sollte. Eben jener "Branded To Kill" macht sich hervorragend als Double Feature mit dem Vagabud aus Tokio. Suzukis poppige Gangstercollage spült über einen hinweg & muss erstmal sacken gelassen werden. Akzeptiert man, dass hier eher das Feeling & die Bilder, nicht die eigentliche Geschichte hängen bleiben (sollen), dann ist "Tokyo Drifter" ganz nah an einem Meisterwerk des Yakuza-Films, mit nichts außerhalb Suzukis Schaffen zu vergleichen. Allein der immer wieder heftig und plötzlich aufblitzende Humor, der finale Shoot Out, eine der spaßigsten Massenschlägereien der Filmgeschichte und der Ohrwurm von Titelsong, machen "Tokyo Drifter" zu einem stilprägenden Eckpfeiler der 60er. Grindhouse trifft Arthouse.

Fazit: das swingende, singende Yakuza-Wirrwarr - psychedelischer Japan-Gangster-Klassiker, der so saucool ist, dass einem fast egal ist, dass man die unnötig verwirrte Geschichte kaum checkt. Ein surreales Fest der Farben & fröhlichen Gesangs-Gangster in feinsten Anzügen!

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