Der erste Eindruck, den ich von Aki Kaurismäki seit "Wolken ziehen vorüber" habe, hat sich mit diesem kleinen Geniestreich vollends bestätigt. Doch selten habe ich einen Film gesehen, der mit so minimalen Mitteln inszeniert wurde als eben "Vertrag mit meinem Killer". Angefangen bei der musikalischen Untermalung, die so gut wie gar nicht stattfindet bis hin zu den Dialogen, die man vermeintlich an einer Hand abzählen kann. Und wenn dann überhaupt schon mal etwas geredet wird, steckt der Inhalt und die Art und Weise, auf die die Protagonisten reden, voll solcher Melancholie, dass die Tatsache, dass der Zuschauer es bei den Hauptpersonen mit völligen Verlierertypen zu tun hat, bestens unterstrichen.
Ähnlich wie schon in "Wolken ziehen vorüber" beginnt auch dieser Film Kaurismäkis. Henri, ein in England lebender Franzose, wird nach über 15 Jahren von seinem Arbeitgeber gekündigt, da die Firma, in der er arbeitet, privatisiert wird. Als kleine Abfindung bekommt er eine Uhr, die dann auch noch nicht mal geht. Völlig gefrustet beschließt Henri, sich das Leben zu nehmen. Leichter geplant als getan, denn sämtliche Suididversuche gehen nach hinter los und der gerade entlassene Verlierer steht immer noch lebend da. Kurzum engagiert er einen Killer, der ihn erledigen soll. Doch dann lernt Henri in einer Kneipe die Blumenverkäuferin Margaret kennen und die beiden verlieben sich. Fortan heißt es für das Liebespaar, vor dem angesetzten Killer zu fliehen.
Knappe 75 Minuten dauert dieses kleine Filmchen, das trotz aller minimalistischen Inszenierung über die ganze Strecke bestens unterhält. Oder vielleicht gerade auch deswegen, denn selten habe ich einen unrasanteren Film gesehen, in dem zudem noch so extrem auf jeden Ansatz von Actiongebrauch verzichtet wurde. Alles sieht auch recht altmodisch aus. Teilweise liegt das an der heruntergekommenen Gegend, in der der Film spielt, da es sich hierbei hauptsächlich um das Gebiet rund um einen Hafen handelt. Andererseits spielt bei diesem Aspekt auch die Beleuchtung mit herein, die der älterer Filme sehr ähnelt.
Kaurismäkis ganz eigener Stil taucht auch in diesem Werk auf, denn es ist sowohl von fast unerträglicher Melancholie als auch von streckenweise wirklich lakonischem Witz, Ironie und Naivität gespickt. Normalerweise müsste der Film dann irgendwie lächerlich und unernst erscheinen, nur komischerweise tut er das eigentlich gar nicht, sondern Kaurismäki gelingt es, dem Zuschauer, zumindest mir, den Eindruck zu erwecken, es wäre eine aus dem Leben gegriffene Geschichte. Wer in dem Film einen Glückspilz sucht bzw. eine Person, die annähernd mit seinem Leben zufrieden ist oder der Positives widerfährt, tut auch dies vergebens, denn durchgehend treten in "Vertrag mit meinem Killer" totale Verlierer auf, die allesamt mit ihrem Leben alles andere als zufrieden sind.
Dennoch, auch wenn der Film schon teilweise deprimiert und runterzieht, wird eine gewisse Hoffnung vermittelt, dass es, trotz aller negativen Dinge, immer noch eine Sache gibt, für die es sich lohnt, zu leben. Kaurismäki wählt hier die Liebe, wobei er auf Kitsch völlig verzichtet, obwohl man bei dem Handlungsverlauf durchaus darauf schließen könnte. Für Leute, die "Natural Born Killers" von der optischen Seite her schon langweilig und unrasant finden, ist "Vertrag mit meinem Killer" größter Schrott, für die, die Mainstream-Filme mögen ebenfalls. Daher bleibt es wohl eher den Independent-Fans, wie mir, überlassen, Freude an diesem Werk, oder Kaurismäkis Filmen allgemein, zu finden. Ich für meinen Teil bin sehr froh über die Existenz solcher kleinen Meisterwerke, die mitreißen, bewegen und vor allem begeistern. 9/10 Punkte