Ein freundlicher Insektenkundler ist auf der Suche nach einem ganz besonderen Käfer, den er für seine Forschungen benötigt. Dazu ist er aufgebrochen zu einem weit abgelenen Strand, fernab von der Zivilisation. Als er etwas müde wird legt er sich in den Sand und ruht sich einbisschen aus. Er schläft versehentlich ein und wird kurze Zeit später von einem etwas merkwürdigen Mann geweckt, der ihm klar macht das der letzte Bus bereits abgefahren ist. Daraufhin bietet er ihm an in einem nahegelegenen Dorf zu übernachten. Der Insektenforscher denkt sich nichts dabei und willigt ein. Der Mann und seine zwei Begleiter führen ihn in ihr Dorf, zu einer Grube, in der eine junge Dame haust, bei der er Unterschlupf findet. Die leicht zerstreut wirkende Frau macht ihm etwas zu essen und anschließend legt sich der erschöpfte Mann einbisschen zu Ruh. Am nächsten Morgen will er weiterziehen, muss jedoch feststellen das die Leiter, über die er am Vortag in die Grube geklettert ist, verschwunden ist. Etwas verwirrt versucht er aus der Grube zu klettern, aber das entpuppt sich rasch als unmöglich. Leicht enzürnt wendet er sich an die Frau und fragt sie was denn das Ganze solle.
Die Dinge entwickeln rasch eine ganz eigene Dymanik und der gutmütige Mann muss schnell feststellen welches Spiel hier gespielt wird. Die eigentlich ganz harmlose wirkende Frau versucht doch allen Ernstes ihn wie eine Art Sklaven gefangen zu halten. Die Grube ist nicht sehr gut gesichert und ständig droht Sand die alte Holzhütte zu verschütten, zudem bahnt sich gerade eine ganze Reihe von heftigen Sandstürmen an...
Teshigahara wählte als Schauplatz für sein Drama zunächst einen einsame, aber friedliche Wüste, die dem Zuschauer eine gewisse Sicherheit vermittelt. Die Fassade fängt jedoch schnell an zu bröckeln und rasch findet sich der Zuschauer in einer staubigen, alten Sandgrube wieder und dank der fehlenden Colorierung, gepaart mit einem brilliantem Score entsteht eine sehr bedrückende Atmosphäre, die sich durch den ganzen Film zieht. Dunkle Szenen dominieren das Geschehen, was die allgegenwärtige Hoffnungslosigkeit, die schon nach kurzer Zeit herrscht, wunderschön unterstreicht und dem Film einen besonderen Touch verleiht.
Der unschuldige Insektenkundler ist in besagter Sandgrube auf nur wenigen Quadratmetern gefangen, mit einer verletzlich wirkenden, jedoch scheinbar durchgeknallten Frau, die ihn festhält, damit er ihr beim Sandschippen hilft und in stetiger Angst, dass er von einer riesigen Lawine begraben werden könnte, so wie es einst dem Gatten und der Tochter der "Psychopathin" wiederfuhr. Jeder Versuch zu entkommen ist zwecklos. Er ist hilflos und allein, seinem Schicksal gnadenlos ausgeliefert, gezwungen am Existenzminimum und am Rande des Eträglichen zu leben, quasi wie ein Aussteiger; nur das er sich das nicht ausgesucht hat und nebenbei gar nicht der Typ für sowas ist. Schnell droht er den Verstand zu verlieren. Wie soll man da auch die Nerven behalten? "Die Frau in den Dünen" zeigt das Leben in seiner ganzen Härte, jedoch ohne dabei ins Unglaubwürdige abzudriften.
"Die Frau in den Dünen" gibt uns einen sehr tiefen, äußerst interessanten Einblick in die menschliche Psyche. Im Laufe der Zeit wird aus dem lebensfrohen Mann ein Wrack, vom Leben gezeichnet. Auffällig ist die tolle Charakterzeichnung... und die Detailverliebtheit, mit der Regisseur Teshigahara hier ans Werk ging. Die beiden Hauptdarsteller leisten enormes, ebenso wie der Mann hinter Kamera.
Teshigahara schöpft das Potential von Kôbô Abes Geschichte voll aus und erschuf ein nachdenklich stimmendes, irgendwie trauriges, bewegendes und manchmal sogar leicht schauriges bis böse-verstörendes, rohes Werk, das die Intesität eines "Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" jedoch nicht ganz erreicht.
"Die Frau in den Dünen" ist in gewisserweise "Misery" auf japanisch, nur wesentlich radikaler und weniger modern. Der Film kommt sehr eigenwillig daher, in gewohnter asiatischer Andarsartigkeit und mit fantastischen Bildern. Das macht ihn ohne Frage zu einer interessanten Erfahrung. Bloß schade, das die deutsche Fassung von "Die Frau in den Dünen" verschollen ist und der Film hierzulande verständlicherweise so gut wie keinerlei Beachtung gefunden hat...