Bei dem Namen Thomas Vinterberg denkt man ja gleich an Lars von Trier und die Dogma-Filme, das radikale dänische Kunstkino der 90er also, und insbesondere an den Film „Das Fest“, den Vinterberg selbst inszenierte. Ich habe auch seitdem keinen weiteren Film von ihm gesehen und vielleicht ist das der Grund, weshalb „Ein Mann kommt nach Hause“ doch stark mit meinen Erwartungen gebrochen hat. An den Dogma-Stil erinnern hier jedenfalls nur noch wenige Szenen.
Es geht um einen jungen, stotternden Mann namens Sebastian, der im Umfeld eines Festes zum 750. Jubiläum seiner Heimatgemeinde eine Jugendliebe wiedertrifft und durch eine Affäre mit dieser seine aktuelle Beziehung aufs Spiel setzt. Ein Star-Tenor, der auch aus dem besagten Dorf stammt, kehrt zurück, um anlässlich der Feier zu singen, und stellt sich als der längst für tot gehaltene Vater des stotternden Mannes heraus.
Das klingt jetzt vielleicht nach purem Kitsch, doch in dieser Hinsicht kann ich schon mal eine Entwarnung aussprechen, bis auf das Ende ist der Film frei von melodramatischem Gesülze, wenn es zuvor mal emotionale Szenen gibt, sind diese nicht klischeehaft, sondern tatsächlich eher realistisch-hässlich im Dogma-Stil gehalten.
Doch in erster Linie handelt es sich um eine Komödie. Skurrile Späße und überdrehte Charaktere stehen hier im Mittelpunkt, dementsprechend gibt es besonders in der ersten Hälfte viel zu lachen. In diesem Falle hatten die Autoren zahlreiche lustige Ideen, sodass wir uns hier über Szenen amüsieren können, die wir noch nicht aus anderen Filmen kennen; gerade in der Gegenüberstellung mit amerikanischen Komödien ist „Ein Mann kommt nach Hause“ klar im Vorteil, da wir hier nicht zum 276. Mal darüber lachen müssen, dass jemandem eine Riesendosis Abführmittel untergemischt wurde. Die Unverbrauchtheit der komödiantischen Elemente ist Vinterberg also durchaus hoch anzurechnen. Die Art des Humors erinnert dabei ein wenig an Anders Thomas Jensens Filme („Dänische Delikatessen“, „Adams Äpfel“), ist allerdings nicht ganz so schwarz.
Daneben – und da ist der Film in seiner konsequenten Heterogenität ungewöhnlich – gibt es ein fast gleichberechtigtes tragisches Element in der Art von Susanne Bier. Ich würde sogar fast behaupten, Vinterbergs Film könnte genauso gut eine Zusammenarbeit von Anders Thomas Jensen und Susanne Bier sein. Die ernsten Szenen jedenfalls gemahnen in ihrer schonungslosen Darstellung tatsächlich an den Dogma-Kodex; damit meine ich nicht nur die unverblümte Ausarbeitung der Sexszenen, sondern auch die realistisch gespielten emotionalen Ausbrüche der Figuren. Auch als Sebastian ins Klo kotzt, ist dies ganz unästhetisch und realitätsnah in den Film eingebracht worden, wie es ja für Komödien eher unüblich ist.
„Ein Mann kommt zurück“ ist über weite Strecken unterhaltsam und interessant, büßt dann lediglich am Ende etwas von seiner Originalität ein. Mit dem vorhersehbaren und nicht ganz unpathetischen Abschluss macht Vinterberg leider Zugeständnisse an das konventionelle Kino, ja er scheint zugunsten der Massentauglichkeit auf ein nachdenklicheres Ende zu verzichten. Unerträglich ist es keineswegs, aber nach der erfrischenden ersten Stunde des Films enttäuscht der letzte Teil doch ein bisschen.
Unterm Strich ein trotz seiner eigenartigen Genremixtur irgendwie typisch dänischer Film, der einen weitaus heitereren Ton anschlägt, als ich es von Thomas Vinterberg erwartet hätte. Eine ebenso lustige wie eindringliche Tragikomödie mit einem leider recht gewöhnlichen Ende.