Brutalo-Regisseur Mark L. Lester (Phantom Kommando, Extreme Justice), dem ich heute immer noch für meinen Lieblingsactionfilm "Showdown in Little Tokyo" danke, bewegt sich hier in fremden Gefilden. Auch wenn es sich so anhören mag, ist "Night of the Running Man" kein Actionfilm, sondern ein knallharter Thriller mit kleinen Humoreinlagen. Doch Lester hatte hier schon seine beste Zeit hinter sich gebracht. Es gelangen ihm einige soliden Actionfilme, bevor er mit dem Billighorror "Pterodactyl" seinen Tiefpunkt erreichte. Seitdem ist es sehr still um Lester geworden, im Moment verdingt er sich als Produzent von Spielfilmen direkt für das Fernsehen.
Doch zurück zum Film, in dem Taxifahrer Jerry Logan (Andrew McCarthy) sein Glück schier nicht fassen kann. Zwar wurde sein Fahrgast ermordet, doch er ließ eine Tasche mit einer Million Dollar auf Jerrys Rücksitz zurück. Jerry wittert seine Chance und macht sich sofort auf die Socken in ein neues Leben. Doch das Geld gehört einem Mafiosi, der sofort den Profikiller David Eckhart (Scott Glenn) auf Jerry ansetzt.
Allein schon Scott Glenn ist das Ansehen wert. Seine Verkörperung des wirklich eiskalten Killers, ohne jegliche Gefühle, ist schlichtweg brillant. Ob Feind oder auch Freund, Eckhart tötet ohne mit der Wimper zu zucken, seiner Geliebten bricht er das Genick, eine Kellnerin lässt er nach dem Verhör den Damm herunterplumpsen. Ein Profi, der seine Arbeit im Griff hat, während Jerry sich abhetzt, wird er stets von Eckhart mit leichtigkeit gefunden. Andrew McCarthy geht auch in Ordnung. Seine Darbietung als Taxifahrer, der sich immer tiefer reinreitet macht er wirklich ordentlich, auch ist er kein Superheld und muss kräftig einstecken. Ob er verkloppt, die Füsse verbrüht, oder mit dem Messer verletzt wird, der arme Jerry muss auf seiner Odysse viel mitmachen, da darf das Klischee Lovestory nicht fehlen. In der Krankenschwester Chris Altman (Janet Gunn) findet Jerry bald eine Verbündete, doch auch Eckhart holt sich mit dem psychopatischen Killer Mills (John Glover) Verstärkung. Und so startet eine Hetzjagd über Salt Lake City bis nach Los Angeles, wo es zum Showdown zwischen beiden Parteien kommt.
Viel Action darf man aber nicht erwarten. Ein paar rabiate Morde, kleine Foltereinlagen, Schusswaffen kommen recht selten zum Einsatz. Auch geizt Lester mit Sachschäden. Das Finale ist auch ein wenig kurz geraten, ich hätte mir eine längere Auseinandersetzung zwischen Jerry und Eckhart gewünscht. Normalerweise ist man von Lester Anderes gewohnt, die Action artet hier jedoch nie aus, doch mit einigen Brutalitäten hinterlässt er doch seine Visitenkarte. Und auch wenn es ein wenig an Action mangelt, so ist die simple Hetzstory recht spannend und temporeich heruntergekurbelt.
"Night of the Running Man" mangelt es an neuen Ideen und auch Action, jedoch machen die Darsteller alles richtig und der schwarze Humor macht Laune. Eigentlich zu keiner Zeit ist dieser B-Thriller langweilig, doch wären nervige Klischees wie die Lovestory wirklich nötig gewesen ? Trotzdem immer noch um Klassen besser als die Machwerke, welche Lester zuletzt ablieferte.