Review

Völlig unbekanntes und nach seiner Videopremiere untergegangener B-Actionthriller, vom ebenfalls ziemlich unbekannten Regisseur Toru Murakawa (New York Cop). Man könnte "Distant Justice" auch in die Kategorie Selbstjustiz stecken, doch Murakawa gestaltet seinen Film in den ersten zwei Drittel lieber als Großstadtkrimi.
Dabei startet der Film recht amüsant mit den Integrierungsversuchen der japanischen Familie Yuki, in die amerikanische, doch so kriminelle Großstadtwelt. Erst wird den Dreien der Wagen von ein paar Dieben gestohlen und schließlich ist es in Boston noch saukalt. Der Ex Cop Rio (Bunta Sugawara) hat sich trotzdem vorgenommen, seinen alten Kumpel Tom Bradfield (George Kennedy) zu besuchen. Derweil ziehen Frau Hiroko (Yoko Nogiwa) und Tochter Sakura (Sakura Sugawara) zu einem Stadtbummel los. Leider ist die Kamera nun mal der beste Freund der Japaner. Überall macht man Halt um zu fotographieren, doch ausversehen machen die Beiden ein Bild von einem Drogendeal. Die Dealer merken das sofort und lauern Hiroko und Sakura ein paar Blocks weiter auf. Hiroko wird erschossen, Sakura entführt, Rio will das auf eigene Faust erledigen, doch Polizeichef Bradfield kann das nicht zulassen. Nicht kurz vor seiner Pensionierung.

Die Story macht dann doch etwas mehr her, als man zunächst vermuten darf. Es geht nicht nur um Rio, der Selbstjustiz übt und seine verschwundene Tochter sucht, sondern auch um korrupte Cops im Drogendezernat und den linken Vogel Joe Foley (David Carradine). Foley kandidiert als Bürgermeister und steckt gleichzeitig mit den Drogendealern der Stadt unter einer Decke. Tom steckt derweil in einem Gewissenskonflikt, soll er seine Pensionierung auf Spiel setzen, oder Kumpel Rio beistehen. Dieser Twist nimmt dann auch große Teile des Films ein und man neigt zur Geschwätzigkeit. Auch bekommt Rio den Grünschnabel Charlie Givens (Eric Lutes) als Überwacher, der anfangs total tollpatschig ist, sich aber schnell rehabilitiert. Ausser kleinen Intermezzos ist daher in der ersten Stunde kaum etwas los. Murakawa macht dafür im letzten Drittel den großen Otto los. Eine Autoverfolgungsjagd, nebst kleinen Kloppereien und einem ausartenden Showdown gibt es dann zu bestaunen. leider übertreibt man es dort ein wenig. Die Bösewichte haben kein Zielwasser gesoffen und Rio mäht sie mittels einem Schuss über den Haufen. Auch wird er nie getroffen, obwohl er kaum Deckung hat.

Doch darüber lässt sich einigermaßen hinweg sehen, denn die wenigen Actionszenen sind ordentlich in Szene gesetzt. Auch fallen die Shootouts sehr blutig aus, die Einschüsse sind stets graphisch. Als sogennantes Sahnehäubchen darf sich Rio einen langen Endkampf mit dem Oberdealer liefern. Trotz der temporeichen halben Stunde, herrscht akkuter Actionmangel. Immerhin ist die Spannung auf solidem Niveau und Murakawa hat gekonnt die dreckigen Seiten der Großstadt Boston eingefangen.
Positiv zu bewerten sind die Darsteller. Zwar reisst sich hier Niemand ein Bein aus, doch gerade dem hier schon 59-jährigen Bunta Sugawara nimmt man die Rolle des besorgten Pappis, genauso wie den brutalen Rachenengel ab. Da kann ein erfahrener George Kennedy nicht mithalten, dessen Performance trotzdem okay ist. Ein wenig mehr Mühe hätte sich David Carradine als Unsympath Joe Foley geben können. Filmtochter Sakura ist auch im wirklichen Leben, die Tochter von Bunta. Eric Lutes als Charles macht ebenfalls einen guten Job.

Ein solider Plot, ziemlich zäh umgesetzt. "Distant Justice" fällt in der ersten Stunde zu dialoglastig aus, doch immerhin überzeugen die Darsteller. Die Action ist zu dosiert, aber der Fan wird mit einem ausartenden Showdown belohnt. Hier hätte man durchaus im überdurchschnittlichen Bereich landen können, hätte der Film mehr Tempo und wäre nicht ganz so vorhersehbar.

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