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Der dritte Film unter Sergio Corbucci, diesmal im hier und heute, im zeitgenössischen Italien angesiedelt, mit Zeit- und Lokalkolorit, zu Beginn auch mit ein wenig Politik. Abgesagter Bahnverkehr, eine bewaffnete Polizeiwehr, Radau und Randale, Bilder von Mob und Todesangst, das reicht für die Schlagzeile, mehr gibt der Tumult trotz Molotowcocktails nicht her:

Der angehende Dichter Palmambrogio Guanziroli { Renato Pozzetto ], dem schon beim Eintreffen am Hauptbahnhof die Brieftasche geklaut wird, und Antonmatteo Colombo detto Click [ Adrinano Celentano ], ein gestandener Fotograf, geraten durch unglückliche Umstände in einem ein von sozialen Unruhen geprägten Mailand aneinander. Zusätzlich geraten sie mit der lokalen Frauenwelt wie Ludovia [ Barbara Bach ] und Beatrice [ Giuliana Calandra ] und Maria Rosa [ Capucine ] zusammen.

Ist ja ein reizender Ton hier.

Ein Dichter und ein Fotograf, zwei Männer der Künste, ersterer etwas unsicher im Leben, der andere eine “ausgefuchste Schmeißfliege“. Ein kleiner Dicker, “Häuptling Sitzender Fettklops“, und einer, der die Frauen reihenweise ab- und rumgekriegt. Einer ist stocksteif, der andere Der Supertyp. Ein schmutziges Mundwerk hat der Film, schmutzige Gedanken auch, Frau Bach ist erst barbusig auf schwarzweißen Abzügen, und dann (vollends nackt) in farbiger Lebensgröße auch. Kein Blatt vor dem Mund, kein langes Zögern.

Ein unfreiwilliges Buddy Picture ist die Folge, es geht um's Geld, geht um den nächsten Aufruhr, es geht um Lektion und die Anpassung an das Leben. “Ich bin kein Fremder, ich bin dein Kumpel, Genosse.“ - “Du bist weder ein Kumpel noch ein Genosse.“ - “Dann eben dein Freund oder Bekannter oder Feuerschlucker.. Also jemand, für den du immer da sein kannst. Und nebenbei bin ich auch dein Guru und dein Medizinmann.“ Ein dunkles Brauses in der Handlung, viel Gesagtes, viele Wendungen, ein Feingeist und ein Freigeist, die Kultivierung des Humors, ein Hangeln von einer Bewegung zur anderen, Verfolgungsjagden vor kriminellen Pferdedieben und feministischen Arbeitsgruppen, die sich an der Handhabung des Spekulums probieren.

Die Zivilisation ist auf Aggro und Anarcho, jeder Tag ein Überleben, Freiheit, Talent und Drogen, Prügeleien alle naselang, die Gesellschaft ist am Ende. Demokratie nur dem Namen nach, Dekadenz herrscht vor und Wut; bald geschieht ein Mord. Schwarze Komödie, Satire, die Karikatur eines außer Kontrolle geratenen Staates, Neorealismus, ein menschliches Drama, alle Mann auf Gefechtsstation, von Corbucci wie aus der Hüfte geschossen und dennoch präzise. Eine freudvolle Desillusionierung, ein belichtetes Negativ, ein rastloses Treiben, jeder spielt nach seinen eigenen Vorstellungen und Regeln; “eine sehr komplizierte Geschichte, aber sehr sehr menschlich.









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