Kindgerecht offensichtlich und explizit ausformuliert wird anhand der Wetterreporterin Sam die Frage behandelt, ob man zwecks Erreichen von Beliebtheit/Popularität sich an geltende Normen anpassen sollte, auch wenn dies eine Verleugnung und ein Aufgeben des wahren Ichs bedeutet. Etwas weniger offensichtlich und nicht ganz so explizit ausformuliert hingegen wird das Thema Drang nach Beliebtheit anhand des Erfinders Flint, für den Popularität zusehends zur Sucht zu werden scheint und er es auch dann noch allen recht machen will, wenn dies paradoxerweise einer Gefährdung des Allgemeinwohls gleich kommt.
Die Idee der (aufgrund von Flints Erfindung) vom Himmel regnenden Lebensmittel ist natürlich schön meschuggen und ergibt immer wieder surreale Bilder und Momente. Allerdings hätte ich mir das alles noch ein Stückchen psychedelischer und meschuggener gewünscht, aber sei's drum. Dafür ist es lustig mit anzusehen wie auf der vormals verarmten Fischer-Insel die totale Dekadenz hereinbricht. Fettleibigkeit und unmoralische Verschwendungssucht machen sich im wahrsten Sinne des Wortes breit, und keine der Figuren kommt im Filmverlauf auch nur einmal auf die Idee, mit dem vorhandenen Überfluss an Lebensmitteln den Welthunger zu stillen.
Negativ an diesem durchaus ansehnlich und kreativ bebilderten Animationsfilm fällt eigentlich nur auf, dass man es stellenweise übertrieben hat mit der Farbintensität, welche durch die digitale Projektion ermöglicht wird. Teilweise besitzen einige Dinge für meinen Geschmack viel zu poppig leuchtende Farben, dass man sich im Zuckerschockland wähnt. Aber vielleicht gehört diese farbliche Übersättigung dahingehend zum Konzept, dass sie die Übersättigung und Übertreibung der Figuren auf Handlungsebene widerspiegeln soll. Oder die Filmemacher wollten sich schlicht beim Geschmack kleiner Kinder anbiedern, welche alles knallig bunt mögen.
Erwähnenswert sind noch die zahlreichen "Independence Day"-Referenzen im letzten Filmdrittel sowie noch einige andere Zitate des Actionkinos der 90er Jahre. Denn hier richtet man sich eher an die älteren Zuschauer. Nichtsdestotrotz erfreuen mich solche Filmreferenzen nicht, wenn sie nicht Sinn stiftend sind. Wenn beispielsweise Ashton Kutcher in "Spread" auf einer Luftmatratze im Pool treibt, gemahnt das an die Orientierungslosigkeit des "Graduate" und ist Sinn stiftend. Wenn aber die Figuren dieses Animationsfilms die Lebensmittelmaschine in den Wolken so zerstören wie in "ID4" das Mutterschiff zerstört wurde, ist das nicht Sinn stiftend, sondern bloß Haschen eines "Aha"-Effekts bei den Zuschauern (oder mit viel gutem Willen: Eine Parodie auf die Mechanismen des Blockbusterkinos). Jedenfalls finde ich, dass der Drang, in jedem Animationsfilm Filmreferenzen unterzubringen, langsam einen Bart hat wie Vater Abraham. Aber offensichtlich macht es manche Zuschauer heiß, wenn sie Filmzitate entdecken und sich selbst auf die Schulter klopfen können.