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Der Wagen einer jungen Frau blockiert nach einer Panne die Straße. Der Fahrer hinter ihr weicht in eine Seitengasse aus. Ein entgegenkommender LKW bespritzt ihn mit Wasser. Ein an einer Hauswand befestigtes Transparent löst sich etwas, der untere Teil klatscht gegen die Windschutzscheibe und bleibt kleben. Der Fahrer steigt aus, reißt wütend am Transparent. Oben rutscht ein gespanntes Drahtseil aus der Verankerung und durchpeitscht eine große Fensterscheibe. Glasstücke prasseln auf den verdutzten Mann nieder, verletzen ihn tödlich. Was auf den ersten Blick wie einer Verkettung unglücklicher Zufälle aussieht, entpuppt sich kurz darauf als so ausgeklügelter wie präziser Mordanschlag. Denn Brain (Louis Koo Tin-Lok) und sein Team (das sind: Woman (Michelle Ye Xuan), Fatty (Lam Suet) und Uncle (Stanley Fung Sui-Fan)) sind Auftragskiller, die ihre Taten als akribisch geplante Unfälle tarnen. Auch der nächste Auftrag wird erfolgreich abgeschlossen, doch im Anschluß ereignet sich ein seltsamen Zwischenfall: ein außer Kontrolle geratener Bus rast durch die Menge und tötet einen von Brains Leuten. Für Brain steht sofort fest, daß dies kein Unfall war, sondern daß sie jemand mit ihren eigenen Waffen schlagen will. Und so setzt er alles daran, dem Drahtzieher auf die Spur zu kommen, doch sein obsessives Verhalten und seine sich steigernde Paranoia drohen ihn und sein Team ins Verderben zu reißen.
Wenn zu Beginn das Milkyway Image Logo über den Bildschirm flattert, dann steigt automatisch die Erwartungshaltung, schließlich ist Johnnie To Kei-Fungs Produktionsfirma ein Garant für herausragende und/oder außergewöhnliche Filme. Und Accident wird diesen Ansprüchen durchaus gerecht. Verantwortlich für diesen raffinierten Thriller ist Soi Cheang Pou-Soi, der zuvor bereits mit dem zappendusteren Dog Bite Dog für Furore sorgte. Accident funktioniert auf mehreren Ebenen, ist stilistisch beeindruckend, und unterhält (böse Zungen würden behaupten: langweilt) auf eine ruhige, unaufgeregte Weise. Der Zuschauer geht mit dem sympathischen Antihelden auf eine faszinierende Reise und wird nach und nach in die verquere Gedankenwelt des Masterminds hineingesogen, was zu einem interessanten Zwiespalt führt. Einerseits sind Brains Handlungen nachvollziehbar und logisch (aus seiner Sicht), andererseits muß man als Außenstehender feststellen, daß er sich da in etwas hineinsteigert, das fatal enden wird. Trotz einiger spektakulärer Sequenzen steht bei Accident immer das Schicksal der Menschen im Mittelpunkt, und gerade das macht den Film so gut. Accident ist ein leiser, hintergründiger Psycho-Thriller, zurückhaltend gespielt, stilvoll und clever inszeniert, unterschwellig bedrohlich und packend bis zum Ende. Ein kleiner, feiner Film, der dem Zuseher Konzentration und Mitdenken abverlangt.

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