Review

Ich hab dich zum Fressen gern


„Cannibal Women In The Avocado Jungle of Death“ - ein Filmtitel, den man sich auf der Zunge zergehen lassen kann, nein muss. Und genau das tun in dieser süßen Satire die leicht angebrutzelten Urwald-Geschosse mit Männerfleisch - selbst wenn man das im Film leider nie auch nur ansatzweise sieht...

Ist das wirklich Trash? Denn dieser lebsch-launige Kommentar auf die klassischen Geschlechter- und Rollenverhältnisse weiß ganz genau, wie katastrophal und lächerlich er die meiste Zeit wirkt, er trägt sein Unvermögen quasi auf der Zunge und der Stirn, folgt daher eher aktuellen Trashtrends als dem Begriff im originalen Sinne. Was ihm jedoch nur wenig von dem Spaß nimmt, den ich beim Gucken in geselliger & bierseliger Männerrunde (!) hatte. Klar ist unfreiwillige Komik weiterhin das Nonplusultra und eben „echt schlecht“. Aber auch sowas hier hat seine Daseinsberechtigung und steckt noch immer jeden „Iron Sky“, „Sharknado“ oder „Jumanji: The Next Level“ in die Tasche - meiner bescheidenen Meinung nach!

Der einzige Film der bisherigen Geschichte mit Avocado im Titel, der seit Jahren angesagten Hipster-Frucht mit miesester Umweltbilanz, startet direkt mal mit großen Hupen und wabbeligen Pfeilen - yes! Leider sieht man im Verlauf dann leider viel zu wenig nackte oder actionreiche Tatsachen, dem naiv tuenden Treiben tut das allerdings keinen Abbruch. Die Ladies sind (auch mit Textil am Leib) wundervoll anzuschauen, das 80er-Feeling schläft immer durch, die Doppeldeutigkeiten und Cleverness im Script sind nie zu übersehen, der dumm-kluge Schmarn schlittert immer irgendwo zwischen „Barbarian Queen“, „Naked Gun“ und „Scary Movie“, da es auch einige filmische Anspielungen gibt, von „2001“ über „Cannibal Ferox“ oder Bugs Bunny bis „Apocalypse Now“. Bill Maher zieht sein Ding durch, einem heutzutage oft viel zu ernst begegneten Thema wird intelligenter als man erwartet der Zahn gezogen und zu Traumfrauen wie Adrienne Barbeau und Shannon Tweed sagt man(n) nie nein.

Und teilweise ist das dermaßen blöd und schlecht, wie wenn im Hintergrund deutlich sichtbar (und beabsichtigt?!) einer steht und ein Plakat festhält, da es an dem Tag am Set scheinbar sehr windig war, oder wenn alle „Piranha-Women“, so der Name des ultrafeministischen Stammes im buschigen Hinterland von L.A. (!), ebenso deutlich sichtbar Sonnenbrand auf ihren Schultern haben, dann sind das Details, die mein Zwerchfell schon sehr gekitzelt haben. Und da ist es auch egal, ob jetzt beabsichtigt oder nicht. Knapp am Kult vorbei?! Warum kennt (und mag?) den kaum einer?! Sei's drum - mein Herz hat er in überraschend weiten Teilen gewonnen und ich wäre sicher auch vor 20 Jahren im Nachtprogramm schon bei ihm hängen geblieben. Selbst wenn ich damals wohl nicht ganz gewusst hätte, was ich von ihm halten soll, da er irgendwie seiner Zeit voraus war. Für Fans von „Hollywood Chainsaw Hookers“ oder anderem Zeug aus der unterschätzten Charles Band-Schmiede. 

Fazit: nur halb so dumm, wie man meinen könnte und nicht ganz so lustig, wie er hofft zu sein - und dennoch ist dieser beabsichtigte Dschungeltrash eine feuchtfröhliche, augenzwinkernde Sause und ein Kommentar zu Feminismus, toxischer Männlichkeit usw., der gerade heute exzellent in die Zeit passt und der solchen Themen sogar spielerisch ihre oft dargelegte Bierernstigkeit nimmt - und das tut mal gut und ist wichtig! 

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