Review

1. und 2. Staffel

Eine Kleinstadt im Mittleren Westen der USA: Pawnee, Indiana. „Parks and Recreation“, also das Park- und Erholungsamt dieser Kleinstadt steht im Mittelpunkt einer Mockumentary, einem Stil, den man schon aus „The Office“ (oder seine deutsche Kopie „Stromberg“) oder „Modern Family“ kennt. Chef der Regierungsstelle ist der Gegner jedes staatlichen Eingreifens, der libertäre Ron Swanson (Nick Offerman), der da eigentlich nur seine Ruhe haben will. Zentrum der Handlung und damit der Abteilung ist Leslie Knope (Amy Poehler), die wie ein irrsinniger Wirbelwind am liebsten alles gleichzeitig machen will, mit ihrem Enthusiasmus ihre Kollegen und Mitmenschen mitunter nervt, aber eben auch mitreißt. Dazu noch die schlagfertige, etwas träge Donna (Retta), die nerdige Aushilfe April (Aubrey Plaza), eine Zwanzigjährige, der alles irgendwie peinlich ist, Jerry (Jim O’Heir), der ständig gedemütigte Tollpatsch der Abteilung, Tom Haverford (Asis Anzari), der vermeintliche Frauenheld und Organisator sowie Marc (Paul Schneider), der clevere Ingenieur. Außerdem noch Leslies neue Freundin Amy (Rashida Jones), eine Krankenschwester und ihr etwas fauler, debiler Freund Andy (Chris Pratt). Alle diese Personen versuchen den Irrsinn des Lebens, der Regierungsarbeit, der Mitbürger und der Beziehungen zu bewältigen…

Das hört sich erst einmal eher unspektakulär an. Die Serie stammt von den Machern der US-Version von „The Office“ mit Steve Carrell. Und zufällig habe ich im Flugzeug im Bordprogramm mir aus Neugier und Langeweile zugleich auf einem quälend langen Flug eine Folge der 3. Staffel angeguckt und war sofort sehr begeistert. Ich habe mir dann die erste und die zweite Staffel der Serie (bisher nur in den USA auf DVD erschienen, wobei die erste Staffel mit lediglich 6 Episoden demnächst hierzulande erscheint) sofort gekauft und gierig konsumiert.

Inzwischen gibt es in den USA die 5. Staffel, die Serie hat zig Preise erhalten und, es hört sich peinlich und kitschig an, macht einen irgendwie glücklich. Sie ist zum Teil herrlich subversiv, unfassbar komisch (z. B. die Folge, als die Abteilung zur Jagd geht), peinlich, durchaus melancholisch, unfassbar genau (das erkennt jeder, der jemals in einem Büro gearbeitet hat), perfekt getimt und hervorragend geschauspielert.

Und im Gegensatz zu „Modern Family“ (die ich auch sehr mag) schafft es „Parks and Recreation“ sehr geschickt, das Prinzip der „Pseudo-Dokumentation“ geschickt für seine Zwecke zu instrumentalisieren und dieses nicht nur als zeitgenössisches Stilprinzip aufzufassen. Der Zuschauer fühlt sich wirklich viel stärker als Beobachter und die Schauspieler agieren viel stärker als bei „Modern Family“ mit der Kamera.

Ein für uns Europäer sicher ungewöhnlicher, aber nicht unbedingt den Genuss störender Aspekt ist die libertäre Gesinnung von Ron Swanson, dem Chef, der (der Bock zum Gärtner!) am liebsten so wenig Verwaltung wie irgend geht hätte und alles privatisieren möchte. Dennoch sieht er durchaus an Leslies Elan, dass nicht alles ungeregelt sein sollte. Und die so grassierenden Kürzungen in den Haushalten einiger US-Bundesstaaten machen auch nicht vor Pawnee halt und so wird das ganze aktuelle Geschehen eben in die Handlung integriert. Interessant ist dabei, dass die Serie nicht parteipolitisch ist, wohl aber durchaus politisch. Denn trotz vieler Sinnlosigkeiten, die man als Zuschauer tagtäglich in dem Alltag dieser Regierungsbehörde präsentiert bekommt, so stellt sie sich nicht auf den Standpunkt von Ron, der alles kürzen oder sogar abschaffen will.

Ich kenne bisher nur die ersten beiden Staffeln und bin nun auf Entzug und werde mir in den USA die 3. Staffel bestellen.

Zudem hat mir die Serie die brillante und gleichzeitig bizarre Idee eines Massagezuges vorgestellt, den man auch hier einführen könnte (guckt die letzte Folge der 2. Staffel!). In jeder Hinsicht: mehr davon! Und ich habe jetzt schon Angst vor einem deutschen Remake… ich breche beim bloßen Gedanken.

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