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Dieses Frühwerk von Frankreichs Erotikmeister Jean Rollin ist ein richtungsweisendes Stück an modernem Kunsthorror, wie er später zahllose weitere Filme dieser Art beeinflusst hat, um in seiner Erscheinensweise jedoch völlig eigenständig zu bleiben. Sollte Rollin noch weitaus sexualisierte Vampirfilme abliefern, so kam hier eine eindrucksvolle Kunstexplosion zu Stande, was sich in fast jeder Einstellung wiederspiegelt.

Deshalb ist "Die Vergewaltigung..." purer Expressionismus in Reinkultur und nur so gesäumt von bizarren Illustrationen. Ursprünglich war es wohl geplant, zunächst nur einen Kurzfilm zu drehen. Dann entschied sich Rollin allerdings dazu, dieses Werk in zwei verschiedene Abschnitte zu unterteilen, die mit den Titeln "Rape of the Vampire" und "Queen of the Vampires" versehen wurden. Um daraus wiederum eine einheitliche Story zu verschmelzen.

Obwohl die Kritiken vernichtend waren und ein größeres Publikumsinteresse ausblieb, ist dieses Langzeit-Spielfilmdebüt von Jean Rollin der Grundstein zu dessen Karriere und bereits jetzt schon mit Elementen versehen, die in den späteren Streifen immer wieder auftauchen sollten: Vampire, Gothic, der Tod, lesbische Blutsaugerinnen, düstere Poesie und typisch französischer Arthaus. Insgesamt hat der Film rund 200.000 Francs gekostet haben.

Bemängelt werden muss, dass Rollin hier leider ein quälend langsames Erzähltempo an den Tag legt, was durch die Kraft der Bildersprache nicht immer wett gemacht wird. Ankreided werden sollte auch die alles andere als lineare Erzählstruktur, die mehr für Verwirrung als für Faszination sorgt. Nicht weniges wirkt wie in die Luft geworfen und neu zusammengepuzzelt, ohne dass ein roter Faden immer erkennbar ist.

Dennoch ist "Die Vergewaltigung..." ein starkes Stück an frühzeitlichem Euro Sleaze und essentiell für jeden Fan von Jean Rollin. Vor allem die schwarz-weiße Fotographie verleiht dem Film eine herrlich düstere Atmosphäre. Starke 7 von 10 Punkten.

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