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Jean Rollins 1979 gedrehter Film konzentriert sich, wie man es von Rollin kennt, auf das Spiel zwischen Gut und Böse mit der Kernfrage: Was ist denn nun wirklich das Gute und was das Böse? Der Freiraum zur Interpretation ist reichhaltig vorhanden und Rollin lässt dem Zuschauer dabei frei Hand. Die Geschichte arbeitet gezielt auf seine Lösung hin, Rollin baut bewusst einen Spannungsbogen auf, der sich erst mit den Abspanncredits löst. Bis es allerdings soweit ist, nimmt das Spiel Gut gegen Böse seinen unabsehbaren Lauf.

Hierbei werden Kamera und Beleuchtung in Perfektion eingesetzt, dazu kommt ein künstlich erzeugter Wind, der die Gewänder der Hauptdarstellerinnen in einer graziösen Art wehen lässt. Das Ganze ist ein einziger, optischer Genuss. Dazu gelingt es Rollin mit einfachen Mitteln, wie das Heulen des Windes und abgedunkelten Räumen eine herrliche Atmosphäre zu schaffen. Die Bilder wirken märchenhaft schön und werden durch die großartige Auswahl der Locations perfekt dargestellt. Trotz aller von Genialität gezeichneten Szenen, fällt eine besonders auf. Brigitte Lahaie schreitet mit einem schwarzen Gewand gekleidet und einer Sense in der Hand über die Brücke zum Schloss und tötet eine Diebin. Ausschlaggebend ist, dass diese Szene eine der wenigen Gewaltmomente in Fascination enthält, denn trotz ihres blutigen Gehalts, zeugt diese dennoch von einer einzigartigen Schönheit.

Brigitte Lahaie verkörpert mit der Rolle der Eva, Anfangs einen eher harmlosen Charakter, der sich durch Gehievtheit und Taktieren auszeichnet. Nachdem Alles in der von ihr beabsichtigten Weise abläuft, wechselt ihr Charakter in den einer Todesbotin. Sehr interessant ist ein Szene in der Eva von einem der Diebe dazu genötigt wird ihr weißes Kleid auszuziehen, sie kommt dem nach und tötet den Dieb. Das Messer entnahm sie einem schwarzen Umhang, welchen sie folgend überstreifte um somit als Engel des Todes ihren Weg zu gehen. In einigen afrikanischen Ländern ist die Bedeutung von Schwarz und Weiß entgegengesetzt zur Bedeutung in Europa. Sehen wir die europäische Definition, wird uns einiges klar. Weiß zeigt den Anfang, ein unbeschriebenes Blatt, hingegen wird mit Schwarz alles davor Erlebte und Praktizierte dargestellt. Es ist sozusagen ein komplettes Resümee des Lebens. Folglich ist der Zuschauer der Ansicht, dass Eva der Mittelpunkt des Bösen ist, was allerdings zum Ende des Film durch die Sinneswandlung von Elisabeth wieder in Frage gestellt wird.

Fazit:
Rollins Film mag unterschiedlicher Ansicht nach, nun Kunst oder Selbstverliebtheit sein, im Prinzip ist dieses vollkommen egal. Fakt ist: Fascination ist eine perfekte Studie über Liebe, Gut und Böse, über die reale Welt und eine parallele Zweitwelt. Alles was dabei Filmtechnisch geboten wird, ist einfach gesagt: Perfekt.

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