8.August 1969: Zwei Teenager, die sich nach fortwährendem Mißbrauch durch ihre Bezugspersonen an der Grenze zur Apathie befinden, begehen nach der Rache an ihren Peinigern nacheinander Selbstmord.
Was soll man jetzt dazu sagen? Also schlecht ist er nicht, aber so wirklich gut dann leider auch nicht.
Grundsätzlich kann man den Film am ehesten ohne Untertitel empfehlen, dann können die Bilder durchaus verstören, im positiven Sinne. Doch die pseudo-intellektuellen Dialoge, oder besser Monologe, zerstören in ihrer Verkrampfung/ Gestelztheit/ Aufgesetztheit dann doch eher den Filmgenuss, als daß sie ihn fördern. Es ist zwar schön und gut, toll romantisch und so, gemeinsamer Selbstmord und der ganze Bläh, aber wen juckt das Leid zweier Menschen, wenn sie nur gequirlte Scheiße reden? Kein Teenager redet so, auch nicht 1969 und auch nicht in Japan.
Da lob ich mir einen Ferrara, der bei The Addiction wenigstens zugegeben hat, daß er nichts verstanden hat von dem, was ihm sein Drehbuchautor da vorgesetzt hat. Bei Wakamatsu liegt zu sehr die relativ simpel gestrickte Provokation in der Luft, die er dann versucht, mit wahrhaft künstlichen, nicht künstlerischen, Drehbüchern vor Kritikern zu rechtfertigen.
Formal ist ihm allerdings wie immer sein hohes Timing-Gefühl in Sachen Kameraführung und –perspektiven, sowie Schnitt mehr als hoch anzurechnen. Aber bitte nicht überinterpretieren: Die Farbsequenzen sind nicht der Kunst Willen sparsam eingesetzt, sondern schlichtweg aus Kostengründen, laut Wakamatsus eigener Aussage.
Wieder mal ein sehr nihilistischer Wakamatsu, aber es gibt bestimmt stimmigere, die auf ein Erscheinen im Westen warten. Andererseits: Der Grad dieses Nihilismus sucht da schon seinesgleichen, Gaspar Noe kann sich hier 65 Minuten gut einen abschrubben. Da bleibt so gut wie nichts Positives übrig, was ja eigentlich wieder für den Film spricht. Pro-und-Kontra-Ping-Pong.
Da Ambivalenz aber für einen Film spricht, ist er folgerichtig für Freunde des transgressiven Films durchaus empfehlenswert, und einige Bilder reichen auf jeden Fall, um im Gedächtnis zu bleiben, nur –wie die DVD-Hülle einem suggerieren möchte- das Rad wird hier nicht neu erfunden.
PS: Der zum Schluß eingeblendete Sharon-Tate-Mord (9.August 1969) läßt den Schluß zu, daß der Film im September 1969 spontan gedreht wurde. Was das allerdings mit der Geschichte tun hat, bleibt mir unergründlich. Sympathie, Antipathie oder Gleichgültigkeit den verlorenen (Hippie-) Kindern der kapitalistischen Gesellschaft gegenüber oder einfach nur die Bild-Zeitung der Schleyer-Entführung?
Kuck mal, hier in Japan ist es auch ganz schön daneben.
Und wieso heißt der Film nicht Go,go, third-time virgin?
Review-Grundlage: Image Entertainment DVD