Robinson Crusoe (1996)

Diese Verfilmung von Robinson Crusoe ist an vielen Stellen nicht unbedingt realitätsnah: So sehen wir Eingeborene, welche sich wie Kanonenfutter durch Fallen, Hinterhalte und Schleichaktionen von Robinson und seinem Wertgefährten Freitag austricksen lassen; Robinson rettet vom Schiffswrack viel Werkzeug und Proviant und baut wie ein Weltmeister eine kleine Festung, aber lange kein Boot; seine Gedanken an die geliebte Mary und die damit verbundenen Gefühle kommen erst bei seiner Rückkehr nach Britannien klar zum Ausdruck, auf der Insel hingegen kaum; Robinson hat eine Schere - warum schneidet er sich den Bart nicht kürzer? uvm. Desweiteren finden sich einige mäßig auffallende "Goofs" im Film: Die angeblich unbewohnte Insel wird von oben gefilmt und siehe da: am Strand stehen Häuser! In einer anderen Szene wird der Strand gezeigt, an welchem Palmen weiss angemalt wurden und ein "Baden verboten"-Schild auffällt.
Wem es allerding gelingt über diese Schwächen und kleinen Patzer hinwegzusehen, den erwartet ein wunderschöner Abenteuerfilm mit Melancholie, Spannung und Abwechslung. Abgesehen von "Mary" spielen alle Schauspieler außerordentlich gut, allen voran natürlich Pierce Brosnan. Die Musik ist stimmungsvoll und atmosphärisch, die Bilder, Kostüme und Kulissen sind malerisch und imposant. Besonders wertvoll an diesem Film ist die Botschaft, welche er hinterlässt, die ungefähr so lautet: "Wir alle wurden zum Sterben geboren und sollten dies nicht vergessen. Unser Hochmut, Zorn und unsere Törichtkeit sind nutzlos, sie zerstören Freundschaften und Beziehungen, obwohl genau diese das wirklich wertvollste im Leben eines Menschen sind. Erst durch tiefe Wertschätzung und echte Toleranz können wir den Kern unseres Daseins erfahren."
Folglich bietet das Werk auch einiges für anspruchsvollere Zuschauer, nicht zu vergleichen mit stupidem Popkornkino wie z.B. "Piraten der Karibik", in welchem die Action, Erzählgeschwindigkeit sowie die Spezialeffekte über die dünne Story hinwegtäuschen müssen.

Fazit: Trotz kleinerer Schwächen ein wunderschöner Film für einen gemütlichen Abend - pure Nahrung fürs Herz. (8/10)