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Du willst coole Sprüche, fetzige Musik, stilvolles Killen und gekillt werden, kultige Psychopathen und genial schräge Vögel? Kannst du haben - aber nicht bei „Smokin' Aces 2".

Du willst dämliche Charaktere, eine hanebüchene, sich selbst völlig verirrende Story, den Charme eines Pornofilms und das Ganze garniert mit der völligen Abwesenheit von Humor? Kannst du haben - mit „Smokin' Aces 2".

Walter Weed (Tom Berenger) ist FBI-Agent und findet sich plötzlich und scheinbar unerklärlicher Weise in der undankbaren Rolle einer Zielscheibe wieder. Ein paar Spitzbuben im Hintergrund wollen Weed offenbar tot sehen und heuern dafür wieder einmal die besten - und natürlich auch irrsten - Killer Amerikas an, um den FBI-Mann bis zum folgenden Tag, Punkt drei Uhr früh, zu löchrigem Schweizer Käse zu verarbeiten. Das FBI setzt nun natürlich alles daran, Weed an einen geheimen Ort zu bringen, um ihn für die kommenden Tage aus der Schusslinie zu ziehen. Doch natürlich ist der geheime Ort nicht wirklich geheim, die ihn schützenden Polizeibeamten geistig ungefähr so potent wie Mogli und der als Versteck dienende unterirdische Stahlbetonbunker so leicht zu überrennen wie ein OBI-Gartenhaus. Als logische Folge genannter Missstände, gelingt es dem Dutzend - untereinander um den Blattschuss konkurrierender - debiler Halbidioten, binnen kurzer Zeit, völlig ohne Sinn und Verstand, wild um sich ballernd, in das Versteck zu gelangen, bis zu Weed vorzudringen und ihn zum Showdown zu stellen. Unter den Weed bös gesonnenen Hirnakrobaten finden sich Vinnie Jones, der hier einmal mehr den mimisch gehandikapten Killer gibt, eine Latinaschönheit, die ihre Opfer totküsst (*gähn*), eine Bande Möchtegernnazis und natürlich, weil Karneval zu kurz ist, ein neuer Verkleidungskünstler.

Leider funktioniert das Ganze überhaupt nicht. Die Gags zünden nicht, die Figuren sind weder cool noch interessant, das Tempo zu lahm und das Drehbuch beim Frühstück zusammengekritzelt. Hier wird von Regisseur P.J. Pesce viel zu aufdringlich auf kultig getrimmt, was leider unschwer als reiner Selbstzweck zu erkennen ist. Man möchte irgendwie krass sein mit „Smokin' Aces 2", doch ist man, wie schon beim ersten Teil, letztendlich sowieso viel zu massentauglich und kommerzverliebt, um hier wirklich Punkte sammeln zu können. Natürlich wird hier ein bißchen blutig gestorben, da ein wenig fäkal dahergeredet und dort ein Hakenkreuz gezeigt, doch meint P.J. Pesce, von dem man hoffentlich in Zukunft nicht mehr viel hört (und vor allem sieht), dass diese Zutaten für einen fetzigen Actionstreifen mit Spaßpotential ausreichen. Möchte man seinen guten Manieren gerecht werden, so könnte man „Smokin' Aces 2" (wie eigentlich schon seinen nicht gar so üblen Vorgänger) als gründlich misslungenen Versuch bezeichnen, im Fahrwasser wirklich kultiger Streifen à la „Crank" oder „Kill Bobby Z" mitzuschwimmen. Möchte man hingegen seinen schlechten Manieren gerecht werden, so könnte man „Smokin' Aces 2" billig auf Zelluloid gerülpsten filmischen Schmutz nennen. War bereits schon „Smokin' Aces" ein ziemlich schwacher Beitrag zum Tarantino- und damit dem Kult hinterherrennenden Skurrilgangsterkino, der, um wirklich Stil zu haben, mit seinem Alicia-Keys-Niveau viel zu sehr der Stillosigkeit verhaftet blieb, lernte Regisseur P.J. Pesce offenbar rein gar nichts aus den bereits von Joe Carnahan zuhauf gemachten Fehlern, sondern ließ sich gar nicht lange bitten, die versalzene Suppe noch einmal kräftig zu salzen. Was einen großen Mimen wie Tom Berenger dazu bewog, sich der frisch aus der Kanalisation gefischten Truppe um P.J. Pesce anzuschließen, mögen die Götter wissen. Oder seine Bank. Jedenfalls ist der arme Kerl hier völlig unterfordert und in jeder Hinsicht fehl am Platz.

Es besteht nun aber durchaus die Möglichkeit, einem Film wie „Smokin' Aces 2" doch noch etwas abzugewinnen. Dazu muss man einfach folgenden Tipp beherzigen und voilà, Bahn frei für einen turbulenten Filmabend: Man nehme einen möglichst schweren, harten Gegenstand und schlage sich das Ding, womöglich mit Hilfe der Partnerin, eines Freundes oder des zuständigen Zivildienstleistenden, mit aller Wucht auf den Schädel. Ziel dabei ist, das Hirn möglichst stark zu schädigen (Bei einem Intelligenzquotienten von unter 60 kann auf diese Einstimmung verzichtet werden). Ansonsten ist von „Smokin' Aces 2" dringend abzuraten.

„Smokin' Aces 2" ist weder kultig, noch witzig, noch durchdacht, noch kurzweilig und schon gar nicht innovativ. Etwas von oben herab könnte man P.J. Pesces Sequel als stillos, als unter der Würde des routinierten Actionfans bezeichnen. Hat man dennoch im Leben zu viel Zeit, dann bohrt man besser 90 Minuten gedankenverloren in der Nase.

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