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Glaubt man den ganzen Asiafans, dann ist „Full Contact“ alias „Cover Hard“ ja eine Actiongranate vor dem Herrn, doch dem Ruf wird der Film nicht so ganz gerecht.
Jeff (Chow Yun Fat) ist Türsteher und ziemlich gut in seinem Job. Doch auch außerberuflich muss er seine Fähigkeiten mal einsetzen, z.B. um seinen Cousin Sam (Anthony Wong Chau-Sang) frei zu prügeln, der bei einem Kredithai Schulden hat. Nicht unbedingt was Neues im HK-Kino, doch dafür darf man Chow Yun Fat mal in einem Martial Arts Kampf sehen, während der Mann in seinen Film ja sonst eher die Wumme sprechen lässt.
Nach dieser Aktion sitzen Jeff und Sam jedoch bis zum Hals in der Scheiße. Ein Überfall soll die benötigte Knete bringen, also setzt Jeff seine Frau Gemahlin Mona (Ann Bridgewater) ins nächste Flugzeug und verspricht mit Geld nachzukommen. Doch wer das Gangstergenre kennt, der weiß dass daraus nichts wird, sobald man die Komplizen für den Raub sieht: Eine total durchgedrehte Bande von blutgeilen Killern unter der Führung des skrupellosen Judge (Simon Yam).

Es kommt wie es kommen muss: Bei dem Raub hintergeht man Jeff, tötet einen seiner Kumpane und stellt Sam vor die Wahl: Entweder er erschießt Jeff oder stirbt selbst. Der feige Sam entscheidet sich für die einfachere Lösung, doch Jeff stirbt nicht. Stattdessen trainiert er nach seiner Genesung und sinnt auf Rache…
„Full Contact“ kann weder den unbeschwerten Actionoverkill eines „Red Force“ noch die dramatische Tragweite eines Woo-Films bieten und so setzt er sich auf unglückliche Weise zwischen die Stühle. Zwar klingt teilweise die Poesie eines John Woo in einigen Szenen an (z.B. die Verabschiedung am Flughafen oder Jeffs Auftauchen im Schwimmbad), doch teilweise wirken diese Anflüge ziemlich plump: Monas unnötige und unnötig lange Tanzszenen öden an und was soll das kurze Drücken auf die Tränendrüse, dass bei dem Überfall einem Mädchen die Haare weggefackelt sind, wenn dies nachher nicht mehr im Film wichtig wird.
Auch die Geschichte reißt den Zuschauer nicht gerade vom Hocker, denn das hier ist übliche 08/15-Rache-Hickhack. Immerhin spielt Jeff die Bösen noch etwas gegeneinander aus und bringt nicht alle plump nacheinander um, doch das macht die Geschichte nicht wirklich originell oder sonderlich überraschend. Leider ist „Full Contact“ auch nur durchschnittlich spannend, da sich öfter Längen auftun, wenn Pause zwischen den Actionszenen ist. Vor allem das dämliche Gehabe der Gangsterbraut Virgin nervt schon nach wenigen Sekunden, doch Regisseur Ringo Lam setzt dies ausgiebig in Szene und langweilt den Zuschauer damit.

Doch das wichtigste bei einem HK-Reißer ist die Action und die prinzipiell gelungen, doch leider viel zu wenig, um die schlappe Story vergessen zu machen (so wie es Filme vom Kaliber eines „Red Force“ tun). Jeffs Kampf gegen die Schergen des Kreditshais, der wirklich ausgiebige Überfall auf den Transporter, der Raub im Arsenal sowie der enttäuschend kurze Showdown – das war es dann auch Action. Dabei weiß die Inszenierung der Action durchaus zu gefallen: In der ungekürzten Fassung geht es ans recht kompromisslos ans Eingemachte, blutige Einschüsse en masse werden geboten und Ringo Lam hat ein paar nette Ideen (z.B. die Szenen, in denen die Kamera einer abgeschossenen Kugel folgt). Auch die Martial Arts Szenen sind ganz nett choreographiert, wobei vor allem Jeffs Gefuchtel mit dem Butterfly Stil hat. Doch abseits der Actionszenen ist hier allerdings wenig los.
Tadellos ist mal wieder Chow Yun Fat, der etwas bodenständiger und eher Working Class als in den Woo-Filmen rüberkommt, aber auch in dieser Rolle gänzlich überzeugt. Simon Yam overactet als Schurke etwas, geht aber in Ordnung, und Anthony Wong Chau-Sang liefert ebenfalls eine gute Leistung ab. Der Rest ist ganz OK, aber deutlich schwächer als die genannten.

Der erwartete Oberkracher ist „Full Contact“ leider nicht, aber immerhin durchschnittlich spannend und mit sehr gut gemachten Actionszenen. Gäbe es mehr davon, dann wäre der Film auch besser als ’nur’ ziemlich unterhaltsam.

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