Wieder mal muss Rausschmeisser Jeff (Chow Yun-Fat) seinem Cousin Sam (Anthony Wong) aus der Patsche helfen. Sam hat hohe Schulden, daher plant das Duo einen Raubüberfall. Mit Hilfe der Gang um Judge (Simon Yam) soll der Coup steigen. Doch Judge hat eigene Pläne, erschießt Jeffs Bruder und zwingt Sam Jeff zu erschießen. Aber Jeff überlebt schwer verletzt. Einige Zeit später ist für Jeff die Stunde der Rache gekommen. Sam hat sich mittlerweile Jeffs damalige Geliebte unter den Nagel gerissen und ist weiterhin mit Judge im Geschäft. Wegen Gewissensbisse beginnt Sam, Jeff bei seinem Rachefeldzug zu unterstützen. Jeff spielt die Bandenmitglieder geschickt gegeneinander aus und bald kommt es zum finalen Showdown zwischen Judge und Jeff.
Wieder macht sich bei mir Enttäuschung breit. "Full Contact" ist hochgelobtes Hongkongkino, dass laut Fans actiontechnisch locker mit diversen Woo-Werken mithalten kann. Man muss Regisseur Ringo Lam (Undeclared War, Maximum Risk) aber lassen, seine Actionszenen sind wirklich krachig, leider gibt es zu wenig davon. Gerade das Finale ist viel zu kurz, davor können ein paar Prügeleien, der Überfall und der Shootout in der Eisfabrik überzeugen. Was mir bei Lam gut gefällt ist, dass er Yun-Fat auch mal erlaubt, seine Kampfkünste zu präsentieren. Die Choreographien erweisen sich nicht als zu spektakulär, sehen aber immer gut aus und sind ziemlich hart. Auch in den restlichen Actionszenen geht es ganz schön deftig zur Sache. Viele blutige Einschüsse und kaltblütige Hinrichtungen.
Aber das reicht nun mal nicht aus, um über die laue Story hinweg zu trösten. Keinerlei Überraschungen, aufgesetzte Dramatik und zwei Liebesgeschichten bremsen das Geschehen drastisch ab. Jeff verliert die Liebe seines Lebens, will sie dann aber nach seiner Genesung erst nicht wieder sehen, dann das verbrannte Mädchen, welches Jeff am Anfang rettet, darauf wird kurze Zeit später nicht mehr eingegangen. Man merkt stark, dass Lam sich hier an John Woos einmaligem Stil orientieren will, doch dies geht in die Hose. Noch viel schlimmer ist der Bremsklotz mit den Lovestories untereinander. Gerade wie Sam sich mit der Bandenangehörigen einlässt, nimmt zuviel Zeit in Anspruch. Auch wie Sam und Jeff die Bande dann gegeneinander ausspielt, bleibt eher uninteressant, der Plot spannungsarm und zu geschwätzig. Aber Lam bleibt stets ernst, man braucht hier keine Angst vor klamaukigen Szenen haben, was ich "Full Contact" hoch anrechne.
Chow Yun-Fat hat seinen Charakter wieder voll im Griff. Actionmäßig ist er zwar lange nicht ausgelastet und mir fehlt wie er beidhändig ballernd einen großen Bodycount anrichtet, aber den harten Rächer mimt er cool und charismatisch wie immer. Simon Yam ist abartig fies und unsympatisch und der restlichen Rige kann man auch keinen Vorwurf machen.
Warum dieser Film so vergöttert wird, bleibt mir unverständlich. Man braucht auch als Nichtfan des Hongkongkinos keine Berührungsängste zu haben. Geboten werden harte, aber viel zu wenig, Actionszenen, ein cooler Chow Yun-Fat und eine lasche Story mit einigen Hängern. Vor dem gewöhnungsbedürftigen Humor werden wir ganz verschont, "Full Contact" ist erfreulicherweise bierernst. Lässt sich gut anschauen, unterhält prima, aber mehr nicht.