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Regisseur Terence Young inszenierte drei James Bond-Filme (Dr. No, Liebesgrüße aus Moskau, Feuerball), doch aus seinem "Verflucht sind sie alle" will man nicht so recht schlau werden. Ein für damalige Verhältnisse sehr ruppiger Film, inklusive Kastration und Vergewaltigung. Man könnte ihm hier auch vorhalten den Rassismus zu verherrlichen, denn sein Film geht oft in Richtung Exploitation. Man sollte also kein zweites (besser gesagt erstes) "Mississippi Burning" erwarten, welcher wohl die Zeit des Geheimbundes Ku-Klux-Klan am ehrlichsten thematisiert. Das Symbol des KKK war das brennende Kreuz, welches auch hier ein paar mal zur Geltung kommt. Jedoch kann man diesen Film als Rassismus-Drama einfach nicht richtig ernst nehmen, wozu auch teilweise schwache Mimen dazu beitragen.
Jedenfalls befinden wir uns in Alabama in der Kleinstadt Atoka wo Sheriff Track Bascomb (Lee Marvin) alle Hände voll zu tun hat, damit die Gewalt zwischen Einwohnern und Farbigen nicht eskaliert. Auch der Farmer Breck Stancill (Richard Burton) steht in der Kritik, denn er lässt Schwarze kostenlos auf seinem Grund wohnen und ist gegen die rassistische Einstellung der Bewohner. Plötzlich soll ein Schwarzer eine Einwohnerin vergewaltigt haben, ein Unschuldiger wird vom Pöbel hingerichtet und der aufmüpfige Schwarze Garth (O.J. Simpson) beginnt sich dafür blutig zu rächen. Brack muss sich entscheiden, auf wessen Seite er steht, denn auch er steht bereits auf der Todesliste des Klans.

Kritik an den damaligen Ereignissen in den Südstaaten ist auf jeden Fall vorhanden, auch wenn einige zynische Brutalitäten eher für eine Verherrlichung sprechen. Auch des Menschen ältestes Motiv Rache kommt zum Einsatz, denn Garth mausert sich hier zum Heckenschützen, nachdem sein Kumpel unschuldig hingerichtet wurde. Sheriff Bascomb versucht den Mittelweg zu wählen, eckt damit schnell bei den Bewohnern an. Man droht ihm mit keiner Wiederwahl, bald sogar mit dem Tod und schließlich muss er sich für eine Seite entscheiden. Als besonders fieses Subjekt kristallisiert sich sein Hilfssheriff Butt Cutt Cates (Cameron Mitchell) heraus, der auch die schwarze Bürgerrechtlerin Loretta Sykes (Lola Falana) brutal vergewaltigt. In einer gar schon lächerlichen Szene, bekommt er von Brack ordentlich auf die Mütze, der angeblich Karate kann. "Verflucht sind sie alle" hat durchaus seine Szenen, wirkt aber auch andererseits etwas unglaubwürdig und übertrieben, man nehme nur mal die vergewaltigte Einwohnerin, welche der Kirche verwiesen wird. Man muss aber auch fairerweise sagen, dass sich besonders Lee Marvin (Yukon, Delta Force) und Richard Burton (Die Wildgänse kommen, Der Schrecken der Medusa) kaum Mühe geben, um ihre Rollen facettenreich zu verkörpern. Bei den Beiden ist eher Routine, fast schon Lustlosigkeit angesagt.

Auch O.J. Simpson (Flammendes Inferno, Unternehmen Capricorn) als Ein-Mann-Mordkommando liefert eine mäßige Leistung ab, während die restlichen Darsteller ganz ordentlich agieren.
Es reicht aber einfach nicht aus, um diese traurige Thematik für den Zuschauer packend in Szene zu setzen, kleinere Durststrecken kann Young leider nicht kaschieren. Die Dialoge reichen von hochwertig, bis übertrieben mit Schimpfworten vollgepackt, während man die große Organisation Ku-Klux-Klan recht gut durchleuchtet.
Natürlich tragen die regelmäßigen Konfrontationen auch zum Erzähltempo bei und besonders im bleihaltigen Finale wird überdeutlich, dass es in einem Krieg auf beiden Seiten Tote und Verletzte gibt. Ein versöhnliches Ende hätte hier auch gar nicht gepasst, dafür der deutsche Titel "Verflucht sind sie alle" umso mehr.

Vielleicht hätte man mit weniger gezeigter Gewalt etwas mehr erreicht, denn man kommt sich teilweise wirklich vor, wie zu besten Exploitation-Zeiten. Dennoch sind auch Ansätze gegeben, die den damaligen Verhältnissen entsprachen und deutlich aufzeigen, wie naiv die Menschen sind oder waren. Leider hinterlassen Marvin und Burton einen schwachen Eindruck, aber "Verflucht sind sie alle" will uns trotzdem nicht so schnell aus dem Sinn gehen. Ob übertrieben oder mehr wahrheitsgetreu, das muss jeder für sich entscheiden, eine Sichtung ist er jedenfalls mal wert, trotz einiger peinlicher Ausrutscher.

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