Review

Michael Meyers meets MTV, und passt sich auch gleich dem zweifelhaften Niveau des Senders an. Nach dem eigentlich soliden siebten Teil der Reihe, der ein würdiger Abschluss gewesen wäre, musste man die ganze Soße rund um den Haddonfield-Killer erneut aufwärmen. Was noch bei nahezu allen Vorgängern erstaunlich war, war die Tatsache, dass sie trotz vielen Jugendlichen Akteuren nie reine Teenie-Horrorfilme waren. Das wirft "Halloween Resurrection" nun entgültig über den Haufen.

Dabei ist die erste Viertelstunde noch fast erste Sahne. Da wird erklärt, wie Michael diesmal überlebt hat (was ja gar nicht mal soooo übertrieben unlogisch ist) und wenig später treffen wir Laurie Strode, nun in einem Irrenhaus zu Gast, weil sie Schuldgefühle hatte. Aber da Michael Meyers draußen in der Ödnis immer noch seine Spaziergänge macht, dauert es dementsprechend auch nicht lange, bis wir ihn wieder zu Gesicht bekommen. Er verschafft sich Eintritt in die Anstalt und in Lauries Zelle, wird von dieser heimtückisch mit einer Lampe auf's Knie gelegt und füchtet auf das Dach, wo sie Michael in eine Falle lockt. Der tritt in irgendweine Art Schlinge, die sich um seinen Fuß wickelt und ihn kopfüber hochzieht. Nun hängt er da, könnte auf so unterschiedliche Arten entgültig vernichtet werden, aber was macht Laurie? Wird sentimental und will ihm die Maske runterziehen, was Brüderchen nicht so ansprechend findet, Laurie am Arm packt und sie nach unten zieht, wo sie alsbald beide hängen. Michael sticht zu, Laurie darf nach sterben und fällt runter. Dann erscheint der Titel und der eigentliche Film beginnt. Auch wenn man nicht wirklich von einem Film reden kann.

Jetzt stellen sich reihenweise Teenager vor, die sich bei einer dubiosen Internetshow beworben haben, wo ein zwielichtiger Typ namens Freddie eine bunte Schar von Studenten in das berüchtige Meyers-Haus schicken will, wo sie nach den Ursprüngen von Meyers Mordgier suchen sollen. Dabei werden sie von Webcams beobachtet, die das Geschehen live ins Internet senden, wo Millionen zuschauen werden. Freddie verspricht sich davon den lang ersehnten Ruhm. Er versammelte seine Truppe, schickt sie ins Haus und freut sich wie bekloppt, bis der echte Michael Meyers den militanten Hausmeister spielt.

Die Story ist das typsche Produkt der momentanen Film- und Jugendkultur, das nur ein Ziel hat: Möglichst viel Blut, möglichst viel Leichen, möglichst viel Unterhaltung ohne Hirn. Nach den guten ersten Minuten fehlt uns zum einen schonmal die Bezugsperson, die man eigentlich in allen vorherigen Episoden (Außer Nr. Drei) hatte. Keine Laurie Strode, kein Sam Loomis... nur Michael und ein paar Studenten, die sich super als Opfer entpuppen. Der größte Fehler des Films ist aber nicht der Plot oder das fehlen eines bekannten Charakters - nein, man muss das ganze Geschehen ja unbedingt per Webcam aufnehmen. Den halben Film über darf der Zuschauer sich an verwaschenen, pixeligen Videoaufnahmen erfreuen, die wohl Atmosphäre schaffen wollen, aber eher zum hoffnungslosen seufzen alamieren. Alle zwei Sekunden sieht man (pardon) irgendeine Fresse im Bild, auf die man auch verzichten könnte.

Für Unterhaltung der untersten Schublade sorgen dann dementsprechend die Hampelmänner von Schauspielern. Keiner bringt hier auch nur einen Fingerhut von Talent mit, alle agieren wie Laiendarsteller, frisch von der Straße geholt. Da gibt es wieder die blonde Idiotin, die unbedingt ins Internet will, und ganz nebenbei für die lächerlichsten Filmschreie seit langem verantwortlich zeichnet. Zum Glück wird ihr gleich zu Anfang der Kopf abgesäbelt. Dann rennen da noch der Verführer mit Vollbart rum, ein schwarzer Koch, der nur vom Essen spricht (Aha?), eine rothaarige Tussie und natürlich die schüchterne Identifikationsfigur für den Zuschauer, die (wird wohl keinen überraschen) am Ende überleben darf. Der Reihe nach werden die nun alle von Michael abgemetzelt, bis eben nur noch das schüchterne Mädchen übrig bleibt, was per Hilfesignale eines Freundes aus dem Internet (der sie ja über die Webcams sieht) vor Meyers fliehen kann. Den Vogel abschießen tun aber die beiden einzigen, halbwegs prominenten Lackaffen, die da wären: Busta Rhymes und Tyra Banks.

Während Banks nur zur allgemeinen Prestige beiträgt und ihren Arsch rumschwingen darf, macht Busta hier auf ganz cool, feuert mit Sätzen um sich, die das Ohr zum schmerzen bringen und ist dann auch noch einer, der überlebt. Er sorgt auch nebenbei für einen ganz miserablen Showdown. Da baut der sich vor Michael auf und prügelt mit Kung-Fu (!!!) auf ihn ein, um am Ende einfach das Messer reingerammt zu bekommen. Da gibts doch massenhaft Abzüge in der B-Note. Generell wehrt man sich hier gegen Michael wie nie zuvor. Unser Farbiger attackiert ihn mit Gewürzen (kein Scherz!) und am Ende wird ein Stromkabel zum vermeintlichen Schicksal von Meyers. Das er am Ende wieder überleben darf, scheint so klar zu sein wie die Tatsache, dass morgen ja auch wieder die Sonne aufgehen wird.

Das sorgt nun alles für furchtbar dümmliche Unterhaltung, ganz für blutlüsternde Teenies gedacht, die aufschreien, wenn Michael ins Bild kommt. Der darf sich mordtechnisch auch nicht austoben wie sonst. Zu Anfang benutzt er das Stativ einer Kamera für einen Mord (...warum nicht), spießt dann altbewährt jemanden an etwas spitzem auf, was rein zufällig so im Raum steht, darf aber sonst nur mit dem Messer rumfuchteln. Generell sind die Schockmomente eher dürftig gesäht.... wirklich erschrecken tut man sich eigentlich nie. Inzwischen ist es ja eh schon abgenutzt, wenn Meyers aus irgendeiner Ecke rauskommt oder plötzlich vor einem steht mit seinem Messer. Mittlerweile ist das alles so unspektakulär und lahm inzenziert, dass man nur die Zeitanzeige an seinem Player abließt und jede verstrichene Minute mit einem erleichterten Stöhner kommentiert.

Allein wegen der Dialoge sollte man diesen Film auch verbieten. Unsere jugendlichen Studenten labern nur Scheiße zusammen, keine Minute vergeht ohne eine prepupertären Witz und alle wiederholen sich so schrecklich oft. Ich habe mitgezählt... dreimal (!!) wird die Geschichte vom kleinen Michael nochmal serviert. Erst sagt irgendeiner "Als er sechs war, hat er seine Schwester umgebracht"; und damit wir es nicht vergessen, sagt zehn Minuten später ein anderer "Weißt du eigentlich, dass er hier mit sechs seine Schwester umgebracht hat?".... und damit es auch die völlig blöden kapieren, plaudert noch ein anderer irgendwann so daher: "Hier hat er seine Schwester umgebracht, er war sechs"... Jaaaa, wir haben es verstanden! Michael Meyers hat mit sechs seine Schwester umgebracht, nun ist es doch langsam gut! Lasst uns in Ruhe! Geht draußen Fußball spielen oder so, aber haltet doch endlich die Klappe!

Für einen Satz, der es minimum in die Top 10 der dämlichsten Filmzitate schaffen sollte, sorgt aber (wer auch sonst) am Ende der gute alte Busta, der vor die Kameras tritt und völlig ernst sagt: "Michael Meyers ist ein Killerhai!". Und als wäre das nicht schon Fremdschämen in Perfektion, sagt Buster danach noch aus dem Zusammenhang gerissen: "Er trägt einen schwarzen Overall!"
Oh man, was hat man sich nur mit diesem siebten Aufguss gedacht? Die Geschichte ist völlig hirnrissig, die Webcam-Einstellung nervt schon in der ersten Szene und alle Darsteller (außer Jamie Lee am Anfang) sind so talentfrei, das man sich die Haare ausreißen möchte. Nur Michael sorgt noch für ein bisschen Atmosphäre, hat es aber schwer, sich in so einem Film behaupten zu können. Es sollte zum Glück das vorerst letzte Sequel zu Halloween sein, und ich kann nur hoffen, dass es das auch bleiben wird. So, mal sehen, was Rob Zombie mit seinem "Halloween 2" anstellt - ich beende hiermit meine Review-Reihe zu den Halloween-Filmen und bedanke mich bei den Lesern. Ich hoffe, es hat euch einigermaßen gefallen. Und vergesst nie! Michael Meyers war sechs, als er seine Schwester umgebracht hat!

Fazit

Nach einer guten Viertelstunde versinkt "Halloween Resurrection" leider vollends im Sumpf der absoluten Belanglosigkeit, liefert haarsträubende Darsteller und nervt unsagbar mit peinlichen Webcam-Szenen. Der dürftige Abschluss einer Saga.

2/10

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