Review

Wir alle müssen auf der Straße des Lebens auch Abzweigungen nehmen, die uns zunächst nicht gefallen. Wichtig dabei ist es nur, an seinen Träumen festzuhalten und stets weiterzufahren.

Den Film Stimme des Herzens kann man wohl eher als einen außergewöhnlichen Ghibli Film bezeichnen. Außergewöhnlich deshalb, weil im Film selbst eben nichts „außergewöhnliches“ passiert. Während ja die meisten Ghibli Filme bekanntlich sehr fantasievolle Geschichten zu bieten haben, präsentiert sich Stimme des Herzens ungewohnt bodenständig und nüchtern realistisch. Die vielen Fantasiewesen, die wir in anderen Ghibli-Filmen sehr zu schätzen wissen, weichen hier konventionellen direkt aus dem Leben gegriffenen Figuren. Diese sind natürlich nicht weniger sympathisch, lediglich nur nicht so ausgefallen.
Auch die Geschichte ist nicht ganz so spektakulär, wie die seiner bekannteren Filme. Das soll sie allerdings auch gar nicht erst sein. Denn Yoshifumi Kondô legt in Stimme des Herzens eher Wert auf eine einfühlsame Geschichte, statt auf eine wie üblich epische. Die Erzählweise ist sehr ruhig gehalten und man räumt den Figuren reichlich Platz ein, sich dem Zuschauer detailliert vorzustellen.
Aber natürlich werde ich sie euch auch nochmal kurz vorstellen:
Die Hauptfigur, Shizuku Tsukishima, ist eine waschechte Leseratte und verschlingt ein Buch nach dem nächsten. Auch in den Ferien will sie natürlich ihrem liebsten Hobby frönen und so steht sie regelmäßig früh auf, um Bücher aus der Stadtbibliothek zu leihen. Eines Tages macht sie eine interessante Entdeckung, denn alle Bücher die sie geliehen hat, wurden zuvor immer wieder von einem gewissen Seiji Amasawa ausgeliehen. Als Shizuku dann eine Katze neben ihr in der Straßenbahn bemerkt, folgt sie ihr einfach ganz spontan, bis sie sich in einem abgelegenen Stadtteil wiederfindet. Dort entdeckt sie einen wunderschönen Antiquitätenladen und lernt den netten Besitzer sowie dessen Enkel - der in ihrem Alter ist - kennen. Anders als Shizuku hat dieser allerdings klare Vorstellungen von seiner Zukunft und möchte einmal ein hervorragender Geigenbauer werden. Die beiden freunden sich schnell miteinander an und es entsteht etwas Besonderes zwischen ihnen.
Angetrieben durch die Willensstärke und den klaren Zukunftsträumen von Seiji, sowie inspiriert durch die wunderschönen Antiquitäten im Laden, fasst Shizuku den Entschluss eine eigene Geschichte zu schreiben.
Der Film Stimme des Herzens begleitet die beiden jungen Hauptfiguren auf dem Weg zum Erwachsenwerden, mit all seinen Widrigkeiten. Er zeigt auf, dass es oft sehr schwierig ist, die richtigen  Entscheidungen zu treffen. Schließlich hängt ja auch von jeder Entscheidung die weitere Zukunft ab. Aber auch das Festhalten an Träumen, ist für Yoshifumi Kondô in diesem Film ein sehr wichtiges Thema. Der größte Feind zum verwirklichen aller Träume sind immer wieder die Selbstzweifel, die gerade von Shizuku und Seiji dringend überwunden werden müssen. Außerdem werden die Figuren lernen, dass man mit einer Entscheidung zum persönlichen Glück, andere auch unglücklich machen kann. Dabei einen gescheiten Kompromiss zu finden ist natürlich denkbar schwer.
Symbolisch für den Lebensweg der Figuren ist auch das Hauptlied „Country Road“. Denn wir alle müssen auf der Straße des Lebens auch Abzweigungen nehmen, die uns zunächst nicht gefallen. Wichtig dabei ist es nur, an seinen Träumen festzuhalten und stets weiterzufahren.

Mein Schlusswort:
Stimme des Herzens ist ein vielleicht untypischer aber doch sehr sehenswerter Ghibli-Film. Die Protagonisten sind nicht nur wahnsinnig sympathisch, sondern bieten auch hervorragende Identifikationsfiguren für den Zuschauer. Die rührende Geschichte wird sehr souverän und ruhig, mit stimmungsvollen Bildern und Dialogen erzählt. Auch die Botschaft des Films wirkt zu keiner Sekunde aufgesetzt, viel mehr erzählt der Film sehr ehrlich vom Erwachsenwerden. Ein echter Geheimtipp.

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