Gute Idee trifft auf cineastische Schranken
Günter Wallraff tourte mehrere Monate als Schwarzer verkleidet Deutschland um sich den Vorurteilen der Deutschen zu stellen.
Er selbst sagt am Anfang des Films: "Man misst eine Gesellschaft daran, wie sie auf Fremde reagiert."
Demnach ist Deutschland ein soziales Entwicklungsland. In allen möglichen Situationen, ob bei der Wohnungssuche, beim Campen oder Uhrenkauf, die Reaktionen sind FAST surchweg "negertiv". Teilweise kann man sich das Lachen nicht halten, wenn man die Beschränkung mancher Leute vor Augen geführt bekommt. Doch im Großen und Ganzen hat mich der Film traurig gestimmt. Ich dachte wir wären in Deutschland mittlerweile weiter als dass wir das Vertrauen eines Menschen an dessen Hautfarbe ablesen.
Kritisieren muss ich allerdings, dass Herr Wallraff (mal wieder) alle möglichen Klischees bedient und so in der ein oder anderen Situation gewisse (Abwehr-)Reaktionen heraufbeschwört. Da hab ich mir manchmal gedacht, wenn der jetzt nicht verkleidet wär würde man ihn auch einfach als seltsam empfinden, wenn er abgekämpft hinter einem her rennt und nach Brombeeren fragt.
Aber das darf seine Arbeit nicht zu nichte machen. Klar wär es glaubhafter gewesen, man hätte einfach einen tatsächlich Schwarzen genommen und im Leben oder auf Reisen beobachtet, aber die Messlatte sollte nicht sein, wie gut Wallraff einen Schwarzen mimt, sondern wie unsere Gesellschaft auf FREMDE reagiert.
Und diese Reaktion, dass konnte Wallraff gut offen legen, besteht zum Großteil aus Ablehnung und Angst. Diese Angst vor dem Unbekannten treibt die Menschen in eine Abwehrhaltung dem Fremden gegenüber. Dies widerum wird durch Attacken dem gegenüber, die zur Vertreibung und Wiederherstellung des Normalen dienen, genutzt.
Eigentlich normal, doch desto aufgeklärter und gebildeter Menschen sind desto weniger ausgeprägt ist diese Reaktion.
Diese vielschichtige Thematik ehrwürdig zu behandeln, fehlt es im Kino leider an zeitlichem Rahmen. So dass man einfach nicht alle Aspekte der handelnden Personen berücksichtigen kann. Meiner Meinung nach wäre eine mehrteilige Fernsehdoku angebrachter gewesen.
Denn so bleibt das Bild, dass Günter Wallraff durch sein Verhalten, sowie die Kulissenwahl, bewusst ein Gesamtbild aufzeichnet, was unter Umständen gar nicht repräsentativ ist.
Wobei ich mir selbst die Frage stelle, ob die Repräsentativität überhaupt eine Rolle spielt. Vielleicht interessiert es den einen Afrikaner, der durch den einen Deutschen diskriminiert wird, nicht die Bohne, dass es anderen woanders besser geht. Der Einzelfall ist der Regelfall.
Jeder sollte sich frei und gleichberechtigt in Deutschland bewegen können. Deutschland erwache!