Review
von Alex Kiensch
Gut 18 Jahre nach dem berüchtigten Rape-and-Revenge-Klassiker „I spit on your grave" wurde dieses Unter-Genre um einen etwas späten Videotheken-Beitrag „bereichert". Dass von der schon im Original umstrittenen filmischen Qualität nichts mehr übrig bleibt, könnte durchaus zu erwarten gewesen sein - tatsächlich aber ist „Savage Vengeance" einer der schlechtesten Filme aller Zeiten.
Der unterirdische Billigstreifen, der Teil der Reihe „I will dance on your grave" ist - eine klare Reminiszenz an den Vorgänger - versagt sowohl inhaltlich als auch formal auf ganzer Linie. Dass Regisseur, Drehbuchautor und Darsteller Donald Farmer keinerlei finanzielle Mittel zur Verfügung hatte, merkt man dem Film in jeder Sekunde an. Grobkörniges, verwischtes Bildmaterial, allerbilligste Kulissen und Requisiten, die viele Szenen komplett austauschbar machen, und Kameraarbeit, die eher notgedrungen denn künstlerisch durchdacht wirkt, lassen vom ersten Bild an keinen Zweifel am Trash-Gehalt dieses Werks aufkommen. Auch der Einsatz grundlegender formaler Mittel geht komplett schief: Der Soundtrack, bestehend aus extrem schrillen elektronischen Spannungs-Melodien, wird dermaßen penetrant und überdreht selbst über die sinnlosesten Bilder gelegt, dass er den Zuschauer bereits nach wenigen Minuten in den Wahnsinn treiben kann. Die Kamera bewegt sich hölzern und uninspiriert und erzeugt besonders in dunklen Aufnahmen kaum erkennbare Bilder.
Darüber hinaus ist das dramaturgisch alles äußerst ungeschickt inszeniert - wenn man denn überhaupt von Dramaturgie sprechen kann. Beliebig wirkende, stereotype Genre-Szenen werden aneinandergereiht und mehr oder weniger lose miteinander in Beziehung gesetzt: eine Gruppenvergewaltigung gleich zu Beginn, die aber eigentlich keinen weiteren Sinn hat, da die Rache der Gepeinigten direkt darauf in einer kurzen Rückblende abgehandelt wird; das Grundmotiv zweier Freundinnen, die aufs Land fahren und in die Fänge zweier brutaler Vergewaltiger geraten; zwischendurch irgendein Typ, der eine Frau, die ihn in einer Bar abgewiesen hat, ersticht (was das soll, erschließt sich zu keinem Zeitpunkt, da er nie wieder auftaucht); endlose, erbärmlich langweilige Verfolgungsjagden durch den herbstlichen Wald; und schließlich erneute blutige Rache der gepeinigten Frau. Das alles wirkt mehr wie beim Brainstorming zusammengetragene Einzelelemente als wie ein zusammenhängender Film.
Auch die Darsteller - vom Talent her wohl alles Freunde und Bekannte des Regisseurs - scheitern kläglich an dem Versuch, ihre Figuren irgendwie anschaulich zu verkörpern. Schon die absurde Eingangssequenz, die fast ohne Dialoge auskommt (wie auch der gesamte Rest des Films), wirkt so zusammenhang- und grundlos, dass die Taten der Agierenden keinerlei Sinn haben - mal ganz abgesehen von der unfassbar bescheuerten Tatsache, dass sowohl Vergewaltiger als auch Opfer während der Tat ihre Jeanshosen anbehalten! Hatte man hier einfach keine Lust, einen Film zu machen, oder was soll das?
Und wer sich als Horror-Trash-Fan jetzt damit trösten will, dass es wenigstens grausige Gewalt zu sehen gibt, erlebt eine weitere Enttäuschung - genau eine drastische, blutrünstige Szene gibt es, ansonsten kommt der gesamte Film mit wenigen Blutrinnsalen aus. Dazwischen ödet er mit endlosem Gerenne durch den Wald an, das keinerlei dramaturgischen Zweck erkennen lässt, und entgeistert mit so ziemlich der billigsten und untalentiertesten Inszenierung, die man sich vorstellen kann. Selbst für 90er-Videotheken-Trash ist das noch unterstes Niveau. Wer sich das antun will, ist also selbst schuld...