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Messages Deleted (2009)

Drehbuchautor und Dozent Joel Brandt (Matthew Lillard) wird mit einer seltsamen Nachricht auf seinem AB aus seinem Normalo-Alltag gerissen: Ein verängstigter Fremder fleht ihn um Hilfe an. Minuten später ist dieser tot, und Joel wird in eine scheinbar sinnlose Mordserie verwickelt, die nicht nur sein Handy enorm beansprucht.

„Messages Deleted“ erscheint wie ein typischer Thriller aus dem Techno-Zeitalter, wäre der Autor nicht Larry Cohen. Der Kultregisseur- und autor liefert mit diesem Film den dritten Teil seiner „Telefon“-Trilogie (ich hab heute meinen lustigen Tag), nach „Phone Booth“ und „Cellular“. Ich vermute einfach mal, seit Cohens Comeback mit dem ursprünglich für Hitchcock geschriebenen „Phone Booth“ dachten intelligente Produzenten, der Mann sei ein Experte für Filme, in denen Telefone und Handys auftauchen. Andererseits ist Cohen auch ein Recycling-Experte, man werfe nur mal einen Blick auf die Sequels von „It’s Alive“ und „Maniac Cop“. Auch seine Sniper-Idee aus „God told me to“ landete später in „Phone Booth“, wie er selbst einmal anmerkte.

Larry Cohen ist eben ein absoluter Profi, der schon seit über 50 Jahren (!) im Geschäft ist, der so gut wie jeden Stoff beherrscht und sich vor allem im phantastischen Film zuhause wähnt. Man kann Cohen auch ohne weiteres als „Auteur“ bezeichnen (wenn er seine eigenen Stoffe verfilmt sowieso), vor allem natürlich wenn sich Regisseure und Produzenten an seine Vorlagen halten (wie in „Maniac Cop“ plus erstes Sequel, „Best Seller“, „Phone Booth“). Cohen schafft es stets, soziale und politische Satire in seine Genrefilme zu integrieren, was seine Filme noch heute relevant macht.

Sein wirkungsvollster Kniff ist es, Gewöhnliches und Alltägliches negativ zu konnotieren. Der Polizist wird zur Gefahr in „Maniac Cop“, genau wie Fast Food in „The Stuff“, ein Krankenwagen in „The Ambulance“, das eigene Kind in „It’s Alive“, Uncle Sam selbst im gleichnamigen William Lustig-Film oder die Telefonzelle in „Phone Booth“.
In „Messages Deleted“ wird das Handy als Waffe gebraucht, eine Waffe, die den Protagonisten zum Wahnsinn treibt und terrorisiert.
Das Alltägliche als das Monströse zu enttarnen, genau das macht Cohens Filme so interessant und kraftvoll.

Doch in „Messages Deleted“ geht es nicht nur um moderne Kommunikation. Das eigentliche Thema des Filmes ist das Drehbuchschreiben.
Brandt findet heraus, dass der Killer seine Morde auf einem alten Drehbuch von Brandt aufbaut. Er versucht dem Drehbuch zuvorzukommen, vorauszugreifen, die Regeln des Drehbuchs zu befolgen und zu brechen, wenn es sein muss. Dabei werden einige Regeln des Drehbuchschreibens und des Geschichtenerzählens im Allgemeinen thematisiert. Auch Hitchcock wird erwähnt und zitiert („Psycho“, „Rear Window“), typisch für Cohen, der einige unverfilmte Drehbücher für Hitch geschrieben hat.

Regisseur Rob Cowan inszeniert rasant, ohne viel Schnörkel (beinahe schon unspektakulär), und verlässt sich ganz auf das Verwirrspiel, das Brandt widerfährt. Matthew Lillard überzeugt in der Hauptrolle, und zeigt, dass er nicht nur fiese High School-Prolls spielen kann. Mit ihm steht und fällt der Film auch, denn er ist die einzige wirklich interessante Figur, der restliche Cast ist mehr oder weniger Beiwerk.

Am Ende scheint sich der Film irgendwie auf seiner Metaebene zu verlieren, überhaupt wirkt die zweite Hälfte etwas ideenlos. Dennoch, als Gesamtwerk betrachtet, ist der Film weitaus cleverer, als es auf den ersten Blick scheint.
Generell ist „Messages Deleted“ einer dieser Filme, die im Nachhinein immer besser werden.
Fazit: Larry Cohen ist immer noch da, und er bleibt ein interessanter Geschichtenerzähler, ob als Regisseur oder als Autor.

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