Es ist jetzt schon acht Jahre her, seit Mel Gibson (Lethal Weapon, Braveheart) in "Signs - Zeichen" seine letzte Hauptrolle ausfüllte. Deutlich gealtert kehrt er in "Auftrag Rache" zurück, ein Remake der TV-Mini Serie "Die Plutonium-Affäre". Regisseur Martin Campbell (Casino Royale, Die Maske des Zorro) setzte auch die Vorlage in Szene und ist normalerweise ein Garant für gutes Entertainment. Viele erwarteten hier einen knallharten Actionthriller, der aufgrund des reißerischen deutschen Titels an frühere Werke des Selbstjustiz erinnert, doch es ist eine Mischung aus Politthriller und Drama, geschrieben von William Monahan (Der Mann der niemals lebte, Königreich der Himmel) und Andrew Bovell (Kopfüber, Blessed).
Detective Thomas Craven (Mel Gibson) hat niemanden mehr, ausser seine 24 jährige Tochter Emma (Bojana Novakovic). Kurzfristig besucht sie ihren Vater und wird vor dessen Haustür erschossen. Natürlich will Thomas die Verantwortlichen auf eigene Faust finden, eine erste Spur führt ihn zum Rüstungskonzern "Northmore", wo seine Tochter als Forschungsassistentin arbeitete. Emma scheint dort etwas auf die Spur gekommen zu sein und sogar einigen Umweltaktivisten Zugang zu geheimen Daten verschafft zu haben. Jedenfalls kommt Thomas den Machenschaften des Firmenchefs Jack Bennett (Danny Huston) auf die Spur und gerät dadurch selbst auf die Abschussliste.
Gibson scheint die langjährige Abstinenz als Darsteller gut verkraftet zu haben, denn seine Verkörperung als Altcop ohne zuviel Mimik und Gestik ist durchweg überzeugend. Dies kann man vom Plot nicht unbedingt behaupten, besonders weil man sich zwischen Thriller und Drama nicht richtig entscheiden kann. Doch die Hauptfigur ist sehr feinfühlig herausgearbeitet. So hat Thomas immer wieder Visionen von seiner Tochter. Er hört ihre Stimme, erinnert sich an gemeinsame Ausflüge zum Strand mit Emma im Kindesalter. Sie ist seine einzige Familie und als sie ihm genommen wird hat er nichts mehr zu verlieren. Das Attentat auf Emma findet direkt vor Thomas Haustüre statt und geschieht so plötzlich wie die meisten Intermezzos in diesem Film. Campbell lässt hier die Gewalt fast explodieren, was diesem ruhig erzählten Thriller jedoch einige spannende Momente verleiht. Dennoch existiert hier eine Story, die zusätzlich aufgebauscht wird, doch manchmal ist weniger eben mehr. So ziehen sich die Ermittlungen und wenn Thomas nicht mehr weiterkommt, findet er doch wieder einen entscheidenden Hinweis. Aber im Endeffekt ist nicht sonderlich schwierig zu erraten, was bei der Firma Northmore vor sich geht und dass diese Verschwörung bis in höchste Regierungskreise hinauf reicht.
So hätte man bei Thomas Recherchen einige Szenen kürzen können und gerade der Charakter Jedburgh (Ray Winstone) erscheint bis auf die Schlusssequenz ziemlich unnötig. Genauso als Thomas diesen Umweltaktivisten verprügelt, der im weiteren Geschehen keinerlei Erwähnung mehr findet. Die Übeltäter stehen hier von Anfang an fest, echte Twists darf man daher nicht erwarten. Doch gerade die kleinen aber ruppigen Actionszenen verhelfen "Auftrag Rache" über den Durchschnitt hinweg. Dabei bleiben diese Szenen sehr bodenständig und bieten an sich die ganze Palette von kurzer Keilerei über Verfolgungsjagd bis hin zum Shootout. Alles immer kurz und knackig gehalten, desweiteren überraschend brutal und manchmal sehr plötzlich kommend. Auch hat Campbell in einigen Sequenzen mit Unzulänglichkeiten zu kämpfen, es kommt einem fast so vor, als würde zwischendurch etwas fehlen. Denn Thomas hat plötzlich irgendwelche Hinweise und man weiss in keinster Weise wo er sie her haben könnte. Deswegen funktioniert der mäßige Thrillerpart nur bedingt. Aber dafür gibt es bei den Mimen wahrlich nichts zu meckern. Neben Gibson darf sich Ray Winstone (Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels, Tracker) ins rechte Licht rücken und Danny Huston (Aviator, Robin Hood) als skrupelloser Obermacher ist ebenfalls eine Topbesetzung.
Campbells kühle und gediegene Inszenierung lässt Professionalität nicht vermissen, jedoch hat die Story kleinere Durchhänger und ein wenig mehr Action hätte nicht geschadet. Gibson als Racheengel mit ergrautem Haar macht seine Sache makellos, insgesamt reicht es aber nur für ordentliche Unterhaltung, die mit plötzlichen Gewaltausbrüchen für Furore sorgt.