Eine brutale Schlachtplatte, die an Nihilismus kaum zu überbieten sein dürfte.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine Gruppe von linksradikalen Studenten. Da man aber weder über die Ideologien und Absichten der Gruppe erfährt, noch Einblicke in ihre Aktivitäten bekommt, ist es ziemlich nebensächlich, dass es sich hierbei um eine politisch-orientierte Gruppe handelt.
Jedenfalls sitzt Aizawa, der Anführer dieser Gruppe, zu dem alle ehrfürchtig aufschauen, im Kittchen. In Zwischenzeit übernimmt seine Freundin Masami, die in Abwesenheit ihres Freundes sämtliche Mitglieder der Gruppe "ausprobiert", die Führungsposition. Als aber plötzlich alle vom Selbstmord Aizawas erfahren, der in seiner Zelle Harakiri begangen hat, beginnt Masami den Verstand zu verlieren. Trotz ihrer geistigen Umnachtung führen ihre Gefolgsleute weiterhin ihre immer sadistischer werdenden Befehle aus. Aber allmählich beginnen sich die Mitglieder der Gruppe gegenseitig abzuschlachten ...
Soviel zur Handlung, insofern man die bizarren, rauschartigen Bilder der ersten dreiviertel Stunde überhaupt als "Handlung" bezeichnen kann. Die erste Hälfte des Films dient nämlich weniger dem Aufbau irgendeiner Story oder der Einführung von Charakteren, sondern ist vielmehr dazu da eine beklemmende, verstörende Atmosphäre zu erzeugen, was nebenbei bemerkt hervorragend gelingt.
Der Wahnsinn, der sich den ganzen Film über aufstaut, kommt aber erst gegen Ende zum Ausbruch.
Wer aber etwas Geduld mitbringt, wird für sein Warten belohnt werden, denn in der zweiten Hälfte des Films werden einem Abartigkeiten und Gewalttaten in ihrer perversesten Form dargeboten. Zwar wird nicht übermäßig gesplattert und der Body Count hält sich auch in Grenzen, die gezeigte Gewalt ist aber unbeschreiblich hart und drastisch, so dass es selbst abgehärteten Gorehounds die Sprache verschlagen dürfte.
Ein Beispiel gefällig?
Ein Typ wird an einen Baum gefesselt und so lange getreten bis er Blut kotzt. Nachdem ihm dann der halbe Schädel mit einer Schrotflinte weggeschossen worden ist, fängt die gestörte Masami an in seinem Hirn herumzuwühlen.
Noch nicht krass genug? Bitte:
Einer Dame wird, nachdem erstmal ihr Geschlechtsorgan mit einem Messer bearbeitet worden ist, eine Schrotfinte in ihr "Allerheiligstes" gestopft. Nachdem diese abgefeuert worden ist, wird noch etwas in ihren Eingeweiden herumgewühlt.
Dazu noch eine heftige Kastrations-Szene, nach der das Opfer noch Ewigkeiten vor sich hin vegetiert, und etwas Action mit einem Katana, das uns eine schöne Kopfab-Szene liefert.
Obwohl der ganze Film stark nach einer Low-Budget-Produktion aussieht, kommen die Splatter- und Gewalteffekte, die über alle Ekelgrenzen hinaus abzelebriert werden, sehr professionell und realistisch rüber.
Sehr gut fällt auch die Kameraführung aus, die, mit ihrem Wechselbad aus statischem Voyeurismus und zielloser Hektik, welche in vielen ruppigen Schnitten dargestellt wird, eine sehr verstörte Atmosphäre erzeugt.
Dazu noch ein dumpfer, monotoner Percussion-Soundtrack und das immerwiederkehrende, verzerrte Lachen der geisteskranken Masami und der Wahnsinn ist perfekt.
Alle Charaktere, die übrigens sehr gut gespielt werden, scheinen nicht einen Funken Menschlichkeit und eigenen Willen in sich zu haben. Alle befolgen willenlos die absurden Befehle ihrer wahnsinnigen Anführerin.
Ich hab' mir schon oft den Kopf darüber zerbrochen, ob in KICHIKU irgendein tieferer Sinn zu finden ist oder ob er als Parabel zu sehen ist und (wie zahlreiche Japan-Schocker) auf gesellschaftliche Missstände hinweisen will ... Aber ich komm einfach nicht dahinter.
Vielleicht will der Film uns sagen, dass in jedem von uns ein sadistisches Monster schlummert oder das in Extremsituationen Dinge wie Liebe, Freundschaft und Mitleid außer Kraft gesetzt werden.
Wahrscheinlich ist aber, dass sich KICHIKU einfach jeglicher Logik entzieht, ohne dass es dafür eine Erklärung gibt.
Ich fasse also zusammen: in der ersten Hälfte des Films wird der Wahnsinn aufgebaut, in der zweiten Hälfte kommt er auf brutalste Art und Weise zum Ausbruch. KICHIKU ist ein Film, der nur von seiner Psycho-Atmosphäre, seinem unmenschlichen Sadismus und seinem kranken Splatter lebt ...... mir allerdings reicht das voll und ganz.
Fazit: Selten wurden Gewalt und Nihilismus so geschickt miteinander vereint und selten schaffte der Wahnsinn so gekonnt den Sprung vom Bildschirm auf den Fernsehsessel. Fans von Asia-Sicko-Splatterfilmen werden an KICHIKU ihre helle Freude haben.