Review
von ysefvgzjm
Ich stinke. Verwesungsgeruch dringt aus allen Poren – gepaart mit dem metallischen Aroma getrockneten Bluts und einer Prise Erbrochenem. Hilft eine Dusche, um sich der konzentrierten Widerlichkeit zu entledigen?
Nicht nur der eigene Körper scheint nach KICHIKU besudelt, auch das Oberstübchen erstickt schier im Morast. Kein Wunder: Hat man doch fast zwei Stunden in wirklich schlimmer Gesellschaft verbracht. KICHIKU ist wie ein Sog, der einen gefangenimmt und irgendwann reichlich demoliert wieder ausspeit.
Studenten waren‘s, deren Treiben man anfangs interessiert bis gleichgültig zugesehen hat. Am Schluss ist nur noch Entsetzen.
Man hätte es ahnen können: Wohnt doch schon den ersten 45 Minuten des Films ein subtiles Grauen inne, das sich selbst in völlig belanglosem Nudelschlürfen manifestiert.
Eine WG wird porträtiert. Man scheint über ein ominöse politische Anschauung zusammengefunden zu haben. Der Chef des Clans ist im Knast. Auch aus der Ferne hat er seine Schäfchen fest im Griff. Leider entschließt er sich kurz vor seiner Entlassung, spektakulär aus dem Leben zu scheiden. Ihres Führers beraubt, bricht beim Rest der Crew ein blutiger Machtkampf aus. Der geht mit einem Sadismus einher, dessen Gütesiegel „typisch japanisch“ dem sympathischen Inselvolk hoffentlich nicht Unrecht tut.
Wer wen malträtiert, foltert, verprügelt, kastriert, erdolcht oder erschießt interessiert dabei nur am Rande. Ist die gesamte Darstellerriege doch gleichermaßen abstoßend und verlottert.
Warum der Streifen trotzdem wirkt? Weil Regisseur Kumakiri auf der Klaviatur der Hoffnungslosigkeit mit einer Virtuosität spielt, wie kaum ein zweiter. Selbst ein sonniger Morgen in unberührter Natur reift unter der Ägide des Apokalyptikers zum Schreckensszenario heran. Jede Gewalt- ist gleichzeitig Verzweiflungstat – und wird in widerlicher Ausführlichkeit gnadenlos abgefilmt und wiedergegeben.
Die bewusst Amateurfilm-hafte Kameraführung gibt dem ganzen einen beinahe dokumentatorischen Touch.
Und am Schluss sind alle tot.
Eine Empfehlung auszusprechen fällt schwer: Wer die völlige Ausweglosigkeit eines COMBAT SHOCK mochte, wird KICHIKU lieben. Alle anderen sollten sich fernhalten. Und sich unbeschwert des Lebens erfreuen.
Fazit: Da die ausufernden und schmerzahft expliziten Gewaltdarstellungen gegen Ende doch etwas zu selbstverliebt daherkommen nur 9 von 10 Punkten.