"La Mala Ordina" ist ein ordentlicher Mafiakrimi, der zwar ziemlich schleppend in die Gänge kommt, im letzten Drittel aber einen gehörigen Zahn zulegt und auf ein sehr gelungenes Finale zusteuert.
Mario Adorf spielt hier den eher harmlosen Zuhälter und Kleinkriminellen Luca Canali (dieser Name bleibt in Erinnerung, wird er im Laufe des Films doch ca. 100 Mal genannt...!), der mehr oder weniger schuldlos zwischen die Fronten zweier international agierender Mafiasyndikate gerät. Als Canalis Familie für seine eigene Aufmüpfigkeit bestraft wird, startet er einen blutigen Rachefeldzug, der 30 Minuten Action und Unterhaltung pur bietet. Dazu sieht man Adorf von seiner beklopptesten Seite: sein Grimassenspiel ist so was von over-acted, das der mittlerweile hoch angesehene Schauspieler heute wohl gar nicht mehr anders kann als sich für diese "Leistung" (etwa ja auch aus "Milano Kaliber 9" bekannt - bei "Der Tod trägt schwarzes Leder" etwa allerdings gar nicht zu sehen!) in Grund und Boden zu schämen... in diesen Film, in dieses Genre allerdings, passt Adorfs Spiel natürlich vorzüglich!
Also: sehr gutes Finale! (trotz eines meines Erachtens himmelschreienden logischen Fehlers: Canali hätte die Auseinandersetzung mit der Catania/Webster-Crew doch sofort beenden können - durch Aufklärung der Sachlage und die Aussage, dass er am Ausgangsdilemma der Geschichte unschuldig ist und nur als Sündenbock missbraucht wurde - nur, weil er hier nichts sagt, geht die Keilerei weiter - also eigentlich dramaturgisch völlig unnötig...)
Die erste Stunde von "La Mala Ordina" ist - im Gegensatz zum coolen Ende - etwas mau: Die Syndikate und Charaktäre werden hier eingeführt und der Zuschauer soll etwas vom Milieukolorit der Mailänder Rotlichtszene mitbekommen. Die paar abgeklapperten Klischees (ein Voll-Nerd wird von Huren verarscht, eine Kommune trifft sich zum Sleep-In, eine betrunkene Neureich-Blonde pöbelt im Hotel rum...), die überflüssig schablonenartigen Fäkaldialoge (böses, böses heruntergekommenes Mailand!) und ein Henry Silva, der im Puff abhängt, können meiner Meinung nach aber nur schwer unterhalten, so dass leider am Anfang des Films etwas Langeweile aufkommt. Di Leo war als Regisseur einfach nicht gut genug, um eine echt fesselnde Milieustudie hinzukriegen, und dann sollte man das doch einfach sein lassen und direkt auf Waffen und Krawall setzen...!
Schön allerdings das Spiel von Henry Silva, der in diesem Film wohl so viel lacht und sich so häufig freut wie in allen seinen anderen Filmen zusammen nicht... Silva bleibt zwar immer kühler Killer, wird aber schnell zum Strahlemann, wenn Nutten kommen!
So kann man sagen, dass nach einem etwas zähen Beginn die rasante letzte halbe Stunde viel raus reißt und so "La Mala Ordina" zwar einen Tick schwächer als "Milano Calibro 9" und der kultige "Il Boss", aber dennoch jedem Fan wärmstens zu empfehlen ist, vor allem auch wegen der skurillen Leistungen von Adorf und Silva. Di Leo war zwar nie ein Regie-Riese (zumindest nicht über 90 Minuten!), er setzte aber immer wieder ein paar kleine Ausrufezeichen, die seine Filme durchaus sehenswert machen.