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5 Menschen wachen verstört in einem dunklen Gewölbe auf. Sie sehen nichts, sie hören sich nur und haben Panik. Ein Tag vergeht, und sie sind immernoch unwissend. Lediglich Licht geht an und urplötzlich sind Fässer mit Wasser aufgetaucht. Aber kein Essen, nur ein Skalpel und eine perverse Nachricht. Die Tage vergehen und mit Ihnen die Menschlichkeit und der logische Verstand.

Hunger ist ein kleiner Thriller der mit den Ängsten der Menschen spielt. Vielleicht werden erste Vergleiche mit Saw verglichen, denn auch dort werden Menschen einer Art "Spiel" zur Bewältigung von Problemen gequält. Der Vergleich ist aber unfair und auch unpassend. Hunger ist, wie der Name es schon selber vorgibt, auf das leere Gefühl ausgelegt, wenn man Hunger verspürt. Eben jene 5 unterschiedliche Personen wachen ohne eine Verbindung zu einander auf und das ohne Licht. Einzig und allein die Stimmen können sie von ein ander hören. Der erste Test sogesehen, wie sie unter diesen Stress klarkommen. Man hat das Augenlicht, temporär verloren. Das wissen die Protagonisten natürlich nicht und so wundert es den Zuschauer wenig, dass es ein Gekreische und eine Wutentladung gibt. Es wird schwer und stark auf die Psychoterrorschiene geritten. So auch der 2 Tag, wo endlich Licht ins Dunkel gebracht wird. Es tauchen die besagten Fässer auf, die Nachricht, dass der Mensch 30 Tage ohne Essen auskommt, ein Skalpell und mehr Wasser als 5 Menschen trinken können. Sie drehen durch. Die Angst grassiert und der Verstand der Menschen in Not und Elendssituationen ist unterschiedlich. Und so knallen Welten aufeinander.

Hentges liefert hier keinen Gewaltporno a lá SAW , Hostel oder Neighbor ab. Nein, das wird ausgelassen. Der Zuschauer bekommt kleine Puzzlestücke, etwas mehr als die leidenden Gefangenen. So hat der Zuschauer ein Gesicht zum Hassen, nämlich den seltsamen Wissenschaftler ohne Namen, der die Leute da reingesteckt hat. Das Warum wird uns kaum erklärt. Es ist lediglich klar: Kanibalismus in Extremsituationen sind seine Obsession. Der Zuschauer sieht den kleinen Jungen, der offensichtlich er ist, bei einem Autounfall. Tagelang liegt er dort und isst dann letztenendlich seine Mutter in kleinen Happen, bis er gefunden wird.

Es ist hier eher ein Kammerspiel. Auf engsten Raum lebt der Film von den Emotionen und den Entgleisungen der menschlichen Psyche. Allen voran die Charaktere die nicht durchleuchtet werden, sondern eher wie sie sich hier in dem "Brunnen" entwickeln. Das wer ist wer Spiel ist ohne Bedeutung. Sobald der Hunger ausbricht und alle in der gleichen Position sind, spielt es keine Rolle wer man draußen ist. Man will überleben. Doch wie weit kann man gehen um dieses Ziel zu erreichen? Der Drang des Menschen Gruppen zu bilden, ein Alphatier und Untertan ist gegeben und Hentges schafft es auf kleinsten Raum viel zu bieten.

Ich möchte nicht viel erzählen, denn dadurch zerstört man den Film. Aber ich kann guten Gewissen sagen, das es ein intensives Psychoduell wurde, das es schafft ohne Torture und Splattereinlagen (es gibt vereinzelt Blut, "Dinnerszenen" aber alles im realistischen und normalen Rahmen, was das Ganze noch mehr Härte verleiht) einen spannenden Film zu machen. Der Regisseur ist mir völlig unbekannt gewesen, der Film auch eher eine blinde Entscheidung sich anzuschauen. Daher war ich umso erstaunter wie gut er war.

Satte 8 von 10 Punkten, wenn man sich auf den Film einlässt und keinen Folterfilm sehen will.

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