Cowboy Bebop zählt inzwischen wohl eindeutig zu den bekanntesten Animeserien in Deutschland. Es gibt die Serie auf DVD und sie lief mehrmals im TV. Der Kinofilm ist ebenfalls auf DVD erschienen und auch die Mangas, die einige weitere Episoden erzählen, wurden bei Egmont veröffentlicht. Kein Wunder also das Cowboy Bebop sich bei uns einer nicht zu kleinen Fangemeinde erfreuen darf.
Nun ist das an sich noch nicht wirklich unbedingt ein Merkmal das für gute Qualität spricht, doch Bebop hält was seine Popularität verspricht.
Die Geschichte der ungleichen Kopfgeldjägercrew die auf der Jagd nach Verbrechern das All unsicher macht ist (nicht nur) für mich eine der besten die es im Bereich Animeserien je gegeben hat. Das rational zu erklären könnte schwer werden, denn so trocken auf Papier (bzw. seinem virtuellen Pendant) aufgeschrieben mag sie für die meisten nicht gerade wie ein Meisterwerk klingen. Cowboy Bebop ist eine Serie die man einfach gesehen, ja erlebt, haben muss. Von der ersten bis zur letzten Episode tauchen praktisch keine Hänger in der gesamten Serie auf. Und das obwohl sich nur recht wenige Episoden mit der übergeordneten Hintergrundgeschichte um Spike, Julia und Vicious beschäftigen und diese voranbringen. Auch die Vergangenheit der übrigen Charaktere bekommt nicht all zu viel Zeit zugesprochen. Meist drehen sich die Episoden um jeweils in sich abgeschlossene Einzelstorys über irgendwelche Kopfgeldjagden oder andere Ereignisse die die Crew betreffen. So bleibt vieles lange Zeit im dunkeln und die Spannung hält sich bis zum großen Finale der letzten drei Episoden. Die Stimmung schwankt dabei zwischen lustig und dramatisch, traurig, melancholisch, wobei letzteres überwiegt. Zwar gibt es zwischendrin auch einige reine Lustigepisoden wie die mit den „Magic Mushrooms“ aber meistens ist der Hintergrund doch eher düster und es treten nur vereinzelte Komikszenen auf. Was zum Ende hin dann aber immer weiter abklingt. Das Ende an sich lässt das keinen Raum mehr für Lustigkeiten sondern kommt mit einigen ordentlichen Klatschen für die Zuschauer daher, die den ein oder anderen „Kloß im Hals“ verursachen dürften. Einige Leute haben an dieser Stelle immer zu meckern das das Ende zu schnell und zu plötzlich kommt und irgendwie unausgegoren wirkt als wäre überraschend die Produktionszeit knapp geworden. Ich kann mich dieser Meinung nicht anschließen. Ich finde das Ende passt so wie es ist perfekt zur gesamten Mentalität der Serie. Das sich Wege wieder trennen und Entscheidungen fatale Folgen haben können, das entspricht doch genau dem was Cowboy Bebop die ganze Zeit ausmacht. Kein cleanes Star Trek Universum ohne Armut und Hunger, sondern Verbrechen und Leid. Die Menschheit ist sich selbst treu geblieben. Und wie das so ist gibt es eben auch für gute Menschen, für Helden, kein garantiertes Happy End. Das ist es was Cowboy Bebop so besonders macht.
Man würde es den Figuren nämlich gern wünschen, das „gute Ende“. Das sie ihre Feinde besiegen und dann glücklich bis zum Tode gemeinsam weiter durchs All streifen auf der Suche nach den bösen Verbrechern. Eine entscheidende Rolle dazu spielen natürlich die genialen Charaktere. So unterschiedlich sie sind so perfekt passen sie doch zusammen. Allen voran natürlich die quirlige Ed die wohl der Liebling der meisten Fans sein dürfte. Alles Typen mit denen sich man vielleicht nicht so sehr identifizieren, die man dafür aber wunderbar ins Herz schließen kann. Auf der Gegenseite dann auch das genau Gegenteil mit Vicious der einen Schurken darstellt den man so richtig hassen kann. Das lässt mitfiebern.
Dafür mit verantwortlich sind natürlich auch die hervorragenden Charadesigns die allen Figuren genau den perfekten Look für ihre Rolle geben. Und was mit den Charadesigns anfängt setzt sich durch den ganzen Rest der Zeichnungen und Animationen fort. Überall erstklassige Arbeit. Schön designte Szenarien mit tollen Hintergründen die Stimmung vermitteln wo man hin sieht. Das es dabei nicht grad besonders farbenfroh zugeht ist bei der Grundstimmung die der Anime haben soll ja klar. Auch könnte das ein oder andere vielleicht etwas dateiliierte ausgearbeitet sein, aber wen das beim schauen dieser Serie wirklich stört, der sollte sie he komplett meiden. Zumal hin und wieder auch wirklich Prachtstücke dabei sind mit Reflektionen und sich bewegenden Licht. Für eine Serie diese Alters echt nicht schlecht. Das gleiche gilt für die Animationen. Ob nun die Animation der Figuren oder allgemeinen die Bewegung von Raumschiffen usw., hin und wieder vielleicht etwas detailarm aber im Großen und Ganzen absolut in Ordnung mit immer mal wieder auftauchenden Highlightszenen.
Ebenfalls ausschlaggebend für die tolle Stimmung in CB ist der geniale Soundtrack der Serie von Yoko Kanno und den Seatbelts. Der jazz- und blueslastige Sound scheint zwar auf den ersten blick sehr seltsam für eine Sci-Fi-Space-Serie, passt aber einfach wie die Faust aufs Auge. Mir fallen wenige Animes ein wo der Soundtrack wirklich so essentiell dazu gehört und den Rest so gut unterstützt.
Das alles macht Cowboy Bebop zu einem absoluten Highlight und zu einer der besten Anime Serien die ich kenne. Ich kann nur jedem der Animes mag empfehlen sie sich mal anzusehen, ihr verpasst sonst etwas.