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Eines von mehreren verschleppten Kindern überlebt ein rätselhaftes Treffen an einem unbekannten Ort, die Täter werden nie gefasst. Vierzig Jahre später zieht eine amerikanische Familie an den Geburtsort des spanischen Vaters Mark (Ian Glen), in ein abgelegenes Haus. Dort beginnt seine Erkrankung erneut die Familie zu zerreißen, seine Wutausbrüche sowie die dunklen Phantasien des kleinen Sohnes Paul (Stephan Enquist) werden von der Mutter ignoriert, einzig die Tochter Regina (Anna Paquin) ahnt, dass in dem Haus etwas nicht stimmt. Was auch allein als Familiendrama funktionieren würde, entpuppt sich als interessante Variation des Spukhausthemas, geschwängert von albtraumhaften Bildern aus der Vergangenheit, die ebenso düster wie die herannahende Sonnenfinsternis scheinen. Geschickt versteht es Jaume Balagueró, den Zuschauer im Ungewissen über die dunkle Bedrohung zu lassen, obwohl sich durchaus Parallelen zu anderen spanischen Produktionen wie „They - Sie sind unter uns“ oder Balaguerós "The Nameless" finden lassen. Die kindliche Urangst vor der Dunkelheit gepaart mit einem Opferritus an Kindern, die Schatten wirken wie ein eigenständiges Wesen diabolischen Ursprungs. Dabei glänzt diese Produktion von Brian Yuzna („Re-Animator“) mit einer wunderbaren Verquickung von Kamera- und Spezialeffekten, ohne in kitschige CGI-Gefilde abzugleiten. Geisterhaft, blutig und unheimlich sind die stakkatoartig geschnittenen Schocksequenzen aus vergangenen Tagen, die für gelungene Psycho-Horror-Stimmung sorgen. Der mystische Symbolismus wird wohldosiert eingesetzt, Ourobouros, der wiederkehrende, in sich geschlossene Ritus und die Weltenschlange verleihen den magischen Background ohne billige Satanistenzirkel. Wer die Nase von amerikanischen Abziehbildchen voll hat, findet hierin eine weitere sehenswerte europäische Produktion, die es mit guten Schauspielern schafft, die Waage zwischen persönlichen Schicksalen und ungreifbarer Bedrohung durch eine dunkle Macht zu halten, wobei beides perfekt ineinander greift, sich sogar einander zu beeinflussen scheint. Jaume Balagueró verdichtet sein Werk in dem liebevoll gestalteten Haus der Familie, das immer beängstigender für die Protagonisten wird, auch der Zuschauer wird mit in das unheilvolle Set hinein gepfercht. Für eilige Betrachter ist „Darkness“ wiederum weniger geeignet, denn das Drehbuch nimmt sich für die gut ausgearbeiteten Charaktere viel Zeit, bis die richtig schön in Bedrängnis kommen. Auch wenn nicht alle Ideen neu sind, so sind sie besser als in vielen westlichen und östlichen Vorgängern, aus denen kopiert wurde, zu einem schönen Gruselschocker zusammengesetzt.

Fazit: Spaniens Psychohorror blüht, Opfer sind mal wieder die Kinder, komisch. 7/10 Punkten

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