Den Ostblock und Stock-Footage hat unser Dickerchern hinter sich gelassen, stattdessen wird meist in Kanada gedreht, was den Filmen gleich eine bessere Optik verpasst. 2009 verdingte sich Steven Seagal (Alarmstufe: Rot, Deadly Revenge) als Workaholic, seine Bilanz lautet vier Filme in einem Jahr, was schon beachtlich ist. Doch was noch mehr verblüfft, außer "Against the Dark" sind alle überdurchschnittlich, wozu man auch "A Dangerous Man" zählen darf. Regisseur Keoni Waxman (Hunt to Kill, Sweeper - Land Mines) und Seagal arbeiteten direkt davor schon in "The Keeper" zusammen, beide Filme sind bis auf kleine Unterschiede auf dem selben Level angesiedelt. Waxman schrieb das Drehbuch, während sich unser Aikido-Moppel wieder als Produzent versucht, um ein kontinuirliches Mitspracherecht zu erlangen und somit diverse Privilegien zu haben. Seagal wird nun mal nicht jünger, Lust hat er nicht immer, schon lange müssen wir uns mit schlankeren Körperdoubles abfinden. Hier mussten leider auch einige Dialoge nachbearbeitet werden, weil Seagal nun mal sehr undeutlich spricht und es in keinster Weise einzusehen scheint, hier und da etwas deutlicher zu sprechen.
Ganze sechs Jahre saß Shane Daniels (Steven Seagal) unschuldig im Knast, seine Freundin hat ihn derweil verlassen. Gleich am ersten Abend nach seiner Entlassung wird Shane Zeuge eines Doppelmordes. Er greift ein und rettet damit dem jungen Russen Sergey (Jesse Hutch) das Leben. Im Auto der Mörder finden sie nicht nur einen Haufen Geld, sondern auch die gefesselte Tia (Marlaina Mah). Tia wollte mit Hilfe des Gangsters Chen (Terry Chen) ihren Onkel ins Land schmuggeln, doch Chen und der Colonel (Byron Mann) stellten ihr eine Falle. Nun steht Shane zwischen den Fronten, denn auch einige korrupte Polizisten um Sgt. Ritchie (Jerry Wasserman) mischen in der Sache mit. Doch Shane und Tia finden Hilfe bei Sergeys Vater Vlad (Vitaly Kravchenko), zusammen versuchen sie Chen und dem Colonel das Handwerk zu legen.
Diese künstlich aufgebauschten Geschichten mit massig Charakteren sind nicht unbedingt förderlich, besonders da sich keine Figur außer Shane richtig entfalten kann. Wie üblich verpasst man unserem Helden eine mehr oder minder geheime Vergangenheit, hier diente Shane bei einer Spezialeinheit, bevor er unschuldig in den Knast verfrachtetet wird. Dabei beschützte er nur seine wesentlich jüngere Freundin vor einem Dieb, dem er ein paar Hiebe verpasste, doch leider wurde der ein paar Straßen weiter tot aufgefunden. Kaum in Freiheit geht der Ärger weiter und mal wieder dürfen mehrere Parteien mitmischen. Dabei geht es nicht nur um den illegalen Schmuggel von Flüchtlingen, sondern auch um Tias Onkel, der scheinbar brisante Informationen hat, an denen besonders der Colonel interessiert ist. Leider wird genau der Grund, warum Tias Onkel so wertvoll ist, sehr oberflächlich abgehandelt. Stattdessen wird Shane möglichst schnell in diese schier ausweglose Situation verwickelt. Zwischen den Fronten stehend darf er das tun was er am besten kann, nämlich mit Brachialgewalt für Ordnung sorgen. Doch warum den Plot so komplizieren, wenn man es auch wesentlich einfacher haben kann? Schließlich schaut man einen Seagal-Film nicht wegen der Story an, man erwartet förmlich nur einen Aufhänger, wie beispielsweise Rache. Doch Waxman müllt uns mit zahlreichen Charakteren zu, was sich immerhin nicht allzu sehr auf das Erzähltempo auswirkt. "A Dangerous Man" zieht trotzdem zügig vom Leder.
Auch darf unser Moppel soviel fighten wie schon lange nicht mehr. An seine Überlegenheit jedem Gegner gegenüber hat man sich dabei schon gewöhnt, auch dass er bei den Kämpfen meist nie ganz im Bild ist. So auch hier, Waxman kaschiert fleißig mit hektischen Schnitten und teilweise schlecht ausgeleuchteten Sets. Ein paar Moves absolviert Seagal sichtlich selbst, aber größtenteils ist er gar nicht zu sehen, beziehungsweise nur sein schlankeres Körperdouble. So setzt es hier zwar regelmäßig Dresche, doch spektakuläre Fights sehen anders aus, da hilft auch die härtere Gangart nicht weiter. Allerdings können sich die Actionszenen schon sehen lassen, Waxman versteht sein Handwerk, was besonders an den blutigen Shootouts erkennbar ist. Einige Sachschäden und ein paar Explosionen frei von CGI konnte man sich auch leisten, im Endeffekt darf gesagt werden, dass an Action genügend vorhanden ist, um einen lückenlosen Ablauf zu gewährleisten. Doch Spannung ist auch bei "A Dangerous Man" ein Fremdwort, weil Shane aufgrund seiner Fähigkeiten nie ernsthaft in Gefahr gerät. Das Ende kann nur auf Seagals Mist gewachsen sein, denn er und Tia sind plötzlich ein Paar und wenn er sich an seine Exfreundin erinnert, dann spielen sich diese Szenen im Schlafzimmer ab, der Gute hat nun mal ein Faible für wesentlich jüngere Frauen. Seagal spult derweil die übliche Heldennummer runter, ganz so motiviert wie in "Driven to Kill" ist er hier nicht. Die restliche Riege spielt sowieso nur die zweite Geige, Gegenspieler Byron Mann (Belly of the Beast, Sniper 3) hat somit nicht die geringste Chance, sich als Colonel richtig zu entfalten.
"A Dangerous Man" ist brutales Actionkino in dem der Zweck alle Mittel heiligt, wie wir es von Seagal gewohnt sind. Dabei darf es besonders im letzten Drittel richtig zur Sache gehen, aber auch so liefert Waxman eine ordentliche Arbeit ab, besonders da auf Stock Footage und CGI ganz verzichtet wird. Die unnötig aufgebauschte Story gehört der Katz, aber ansonsten bekommt der Zuschauer das geboten, was er erwartet. Nämlich einen unerbittlichen Seagal, der erst zuschlägt und dann fragt.